Eiskalt Entflammt
Jacke.
Er sah irritiert an sich herunter, sie konnte erkennen, dass er es nicht einmal bemerkt hatte. Panik stieg in ihr auf. „Du blutest, verdammt!“
*
Scar wusste nicht, ob er bestürzter darüber war, dass er die Wunde wieder einmal nicht bemerkt hatte, oder ob es daran lag, dass er in ihrem Gesicht wahre Sorge sah. Der Gedanke gefiel ihm. Sie sorgte sich. Aber das Wichtigste war, dass sie noch hier war, bei ihm, er war schon schlimmer zugerichtet nach Hause gekommen und hatte es überlebt. Trotzdem war der Einsatz anstrengend gewesen.
„Sie wurde streng bewacht, aber nicht gut genug. Wir haben die Kleine rausgeholt.“ Lou fixierte die Blutung. Hörte sie ihm überhaupt zu?
„Ich würde eher sagen, du bist wahnsinnig!“
Nachdem sie ihn ins Wohnzimmer gezerrt hatte, half sie ihm, die Jacke und sein Shirt auszuziehen. Ihre Finger ließen kleine Feuermale auf seinem Oberkörper zurück. Aber durch ihre Berührungen nahm er jetzt auch den Schmerz wahr. Der Schnitt war tief. Und brannte. Die Wunde zog sich ungefähr fünfzehn Zentimeter quer über seine rechte Brust. Fasziniert beobachtete er, wie das Blut herunterrann.
Es war warm, feucht. Ein eigenartiges Gefühl. Lou ließ ihm keine Zeit, um noch länger darüber nachzudenken, sondern drückte ihn mit Bestimmtheit in den Sessel. Fast wäre er über seine eigenen Füße gestolpert, er war es nicht gewohnt, dass jemand so mit ihm umsprang.
Aber jetzt saß er in seinem Sessel vor dem Feuer und sah ihr dabei zu, wie sie seinen Oberkörper untersuchte. Ihre Hände strichen über seinen Brustkorb, sie schien die unzähligen Narben gar nicht zu bemerken. Das fühlte sich verflucht gut an, auch wenn die Wunde begann, stark zu schmerzen. Er genoss selbst den Schmerz, sie sollte nicht aufhören. Ihre Finger glitten einfach so über die harten Male. Sie fürchtete sich nicht vor ihm. Ihr Gesicht sah noch verfärbt aus, aber es heilte bereits. Während die Berührungen kleine Schauder über seinen Rücken sandten, schloss er für einen Moment die Augen, um zu fühlen.
Ein ziehender Schmerz, das Pochen seiner Adern, das Blut hinterließ ein kleines Rinnsal auf seiner Haut. Tausend kleine Eindrücke.
Und sie. Ihr warmer Atem, der sanfte Druck ihrer Finger.
Die Wärme ihrer Haut. Ein aufregender Gefühlscocktail aus Schmerz und aufkeimender Lust ließ seinen Kopf entspannt nach hinten sinken. Er konnte sein eigenes Herz schlagen spüren, diesen Teil von ihm, von dem er seit Langem bestritt, dass er überhaupt noch existierte. Diese Schnittwunde würde eine neue Narbe auf seinem Körper werden. Aber das würde ihn erinnern, an diesen Moment, an den Augenblick, in dem sie ihm einen Funken Leben geschenkt hatte.
„Wir müssen das versorgen. Sind die anderen okay?“
„Den anderen geht es gut.“ Momentan ging es ihm aber wahrscheinlich am besten.
„Das muss genäht werden, hast du Verbandszeug?“
„Im Badezimmer.“
Er hörte, wie sie die Treppen hinauf rannte. Sie hatte es eilig, er musste lächeln, es rührte ihn. Er zog seine schweren Stiefel aus, bevor sie wieder zurückkam.
Seine Haare klebten schweißnass an der Stirn und seine Muskeln setzten bei jedem Atemzug den Teppich aus Narben in Bewegung.
Aber dieses brutale Zeugnis seiner Vergangenheit hielt sie nicht ab, sie platzierte sich mit dem Erste-Hilfe-Kasten neben dem Sessel und reinigte die Wunde. Danach begann sie zu nähen. Sie hatte die Verletzung mit einem betäubenden Antiseptikum besprüht, aber er spürte dennoch jeden Stich überdeutlich. Er beobachtete, wie sie sich über ihn beugte und ihre langen Haare über seine Brust strichen.
Das Gefühl übertönte das Stechen der Nadel und nahm ihm fast den Atem.
Sie war so nah bei ihm, dass er nur zugreifen musste, um ihren Mund wieder in Besitz zu nehmen. Seine Lenden wurden heiß, während er jede flinke Berührung ihrer Hände bewusst wahrnahm.
„Du musst dich hinlegen, sonst kann ich nicht zu Ende nähen.“
Er sah sich die bereits getane Arbeit an und musste zugeben, dass sie Talent hatte. Es sah gar nicht so schlecht aus. „Gib mir die Nadel, den Rest schaffe ich allein.“
Der Versuch, ihr die Nadel aus der Hand zu nehmen schlug fehl. Sie zog den Arm weg und setzte sich auf seinen Schoß.Verdammte Scheiße. Beinahe hätte er laut geflucht. Der Druck ihres Hinterns fühlte sich phänomenal an.
„Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Was ich anfange, bringe ich auch zu Ende, dann muss es eben so gehen. Wenn du weiter
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