Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
Laune.
»Drei. Zwei, um die Glühbirne auszuwechseln, und einen, der einen Song darüber schreibt, wie sehr er die alte Glühbirne vermisst.«
Und das Wunder geschah. Sie lächelte, sodass ihre Zahnlücke zum Vorschein kam. Aber es dauerte nicht lang, dann war sie wieder verschlossen und ernst.
»Ich habe dich gestern Abend nicht wieder aus dem Hotel herauskommen sehen.«
»Dann hast du nicht lange genug gewartet.«
Er nahm einen Schluck und wünschte sich, der gestrige Abend hätte niemals stattgefunden. Kir zuckte mit den Schultern.
»Sie muss dir glauben, diese Anna Bagger. Sonst würdest du hier nicht sitzen. Habt ihr als Mr und Mrs Smith eingecheckt?«
Er schuldete ihr ein Grinsen, aber leicht fiel es ihm nicht.
»Zwei Mädchen ohne Gesicht«, fasste Kir zusammen.
Er nickte.
»Zwei Mädchen, ein Täter?«, fuhr sie fort.
Das ging sie zwar nichts an, aber er erzählte ihr trotzdem das bisschen, was er wusste: Was ihm Gry über die drei Mädchen erzählt hatte, den Namen der Toten, den er von ihr erfahren und der zu ihrer Identifizierung geführt hatte.
»Ich bin davon überzeugt, dass sie noch mehr wusste.«
»Und darum musstet ihr euch ein Zimmer nehmen?«
Er schüttelte den Kopf und holte Luft, um sich zu verteidigen. Aber sie hatte ganz offensichtlich kein Interesse an seinen Abhandlungen über Moral.
»Irgendjemand muss doch was gesehen haben«, sagte sie. »Haben die keine Überwachungskameras im Hotel?«
»Nicht außerhalb der Saison.«
Provinz! Niemand rechnete damit, dass etwas Außergewöhnliches geschehen könnte, und schon gar nicht im Winter, wenn die Kälte die Menschen in ihren Häusern festhielt.
»Von der Kneipe aus kann man das Hotel gut sehen undBlackie hat gestern erst spät geschlossen. Frag ihn, jemand muss etwas beobachtet haben.«
»Und er selbst?«
»Habe ihn schon gefragt.«
Sie wandte den Kopf ab, er winkte Blackie zu sich.
»Ja, da waren ein paar Gäste, die ich nicht kannte. Ich kann Ihnen die Kopien ihrer EC-Kartenquittungen geben.«
Er warf seiner Schwester einen Blick zu und kurz danach stellte er zwei Bier vor sie auf den Tresen.
»Die gehen aufs Haus. Die könnt ihr jetzt bestimmt gebrauchen.«
Der Leichenwagen, der vor dem Hotel gestanden hatte, machte sich auf den Weg ins Institut für Rechtsmedizin nach Århus. Der taubenblaue Wagen der Kriminaltechniker stand noch auf dem Platz davor sowie zwei Streifenwagen, Annas Auto und das des Rechtsmediziners. Am Hoteleingang flatterte das rotweiße Absperrband der Polizei.
»Ich hoffe, dass die auch im Fenster nach Fingerabdrücken suchen«, sagte Kir. »Er könnte ja auch aus dem Fenster gesprungen sein. Ist ja nur erster Stock.«
Er nickte. »Ich bin mir sicher, dass sie das tun.«
»Außerdem war da doch dieser eine Kunde, mit dem sie sich gestritten hat. Deswegen bist du doch rausgelaufen. Du hast ihn doch von Nahem gesehen. Du könntest ihn beschreiben.«
Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Du bist doch Polizist.«
Und was für ein schlechter, dachte er. Er hatte die Auseinandersetzung zwischen Gry und dem Kunden vollkommen vergessen. Zwar war er sicher, dass der Kunde nichts mit dem Mord zu tun hatte, aber sie mussten ihn sprechen. Er rief sofort Anna an, schilderte ihr den Vorfall und beschrieb den Mann so gut es ging.
»War er mit dem Auto da?«, wollte sie wissen.
»Ja, aber ich habe weder das Modell gesehen noch das Kennzeichen. Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.«
Sie seufzte.
»Du warst in Gedanken wohl auch woanders. Wir überprüfen das.«
Er trank sein Glas aus und dachte daran, wie schnell der Tod manchmal zuschlagen und wie sehr er den Schmerz in die Länge ziehen konnte. Er hoffte, dass Gry nicht lange hatte leiden müssen. Denn er kannte die Angst, wenn es dauerte und einfach nicht enden wollte. Er wüsste, was er vorziehen würde, wenn er die Wahl hätte.
K APITEL 42
»Ich sollte wieder zu mir ins Haus ziehen«, sagte Felix.
»Du ziehst nirgendwohin!«
Er hielt sie an den Schultern fest, die nach wie vor knochig waren.
»Nicht bevor wir nicht für Klarheit in dieser trüben Brühe gesorgt haben«, sagte er. »Hast du was Neues in den Kisten entdeckt? Oder dich an etwas erinnert?«
»Nein, gar nichts. Das dreht sich alles im Kreis.«
Nach dem Essen setzten sie sich aufs Sofa und schalteten den Fernseher ein. Wie ein altes Ehepaar.
Die Lokalnachrichten liefen. Peter zuckte zusammen, als sie die Meldung hörten, dass im Strandhotel von Grenå ein junges
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