Eiskalt Wie Die Suende
bekommt, könntâ ich ja von Glück sagen, wenn er mir nur alle Knochen bricht. Aber jetzt, wo Cook im Gefängnis sitzt und sie ihn vielleicht hängen, wenn ich es nicht sage, da musste ichâs doch sagen! Wenn er an meiner Stelle wäre, würde er das auch so machen, damit mir nix passiert, und deshalb will ich auch nichâ, das ihm was passiert, bloà weil ich mich nichâ trau, was zu sagen.â
âWarum erzählst du uns nicht alles schön der Reihe nach?â, meinte Nell. âFang doch mit der Zeitung an: Wie ist die in den Kohlenkeller gekommen? Denn von dort, so vermute ich mal, hast du sie doch eben geholt.â
âJa, als Sie mich vorhin danach gefragt haben, fiel mir ein, dass sie eigentlich nur da sein kann. Ich fand das nicht mehr so wichtig â war ja nur eine alte Zeitung, die ich Johnny hätte geben sollen, und der war ja jetzt tot.â
âWeshalb bist du überhaupt an jenem Abend in den Kohlenkeller gegangen?â, fragte Will. âHast du dir wieder Sorgen um Mary gemacht?â
âJa, aber nicht wegen Johnny â wegen ihm.â Denny deutete auf Finn, der noch immer recht abgeschlagen und zusammengesackt an der Wand hockte. âIch war in der Gasse hinterâm Haus. Das war kurz nachdem mir der Typ mit dem Holzbein das da gegeben hatte.â Er nickte zu der gefalteten Zeitung hinüber, die Will in der Hand hielt. âIch stand also gerade da in der Gasse und hab mich gefragt, was Johnny wohl mit âner Zeitung will, wo er doch kaum lesen kann, und da hörâ ich Finn Marys Namen rufen. Ich schaue also um die Hausecke, und da stand Finn, noch immer in seiner Boxerhose, so wie jetzt. Sein Match war vorbei, und das zweite hatte eben angefangen. Er hat an die Tür geklopft, aber wenn Mary was erwidert hat, hab ich es nicht gehört. âLass mich rein, Maryâ, hat er immer wieder gesagt. âIch will doch nur reden.â So was eben.â
âHat er sie denn öfter alleine besucht?â, fragte Will.
âNicht dass ich wüssteâ, meinte Denny. âJohnny war oben, die Wetteinsätze für das zweite Match einsammeln. Wahrscheinlich ist Finn gerade dann zu ihr gegangen, weil er wusste, dass Mary jetzt allein war. Irgendwann hat sie die Tür dann einen Spaltbreit aufgemacht und was zu ihm gesagt, das ich aber nicht verstanden habe. Dann wollte sie die Tür wieder zumachen, doch Finn hat sie einfach aufgetreten.â
âAufgetreten?â, wiederholte Will.
âJa, so mit dem FuÃ, und Mary hat geschrien, und da dachte ich, er hat ihr bestimmt wehgetan, oder vielleicht hatte sie auch nur Angst. Finn ist also rein, und ich hab noch gehört, wie er âHaltâs Maulâ zu ihr gesagt hat, bevor er die Tür zugeknallt hat.â
âUnd dann bist du durch die Kohlenluke geklettertâ, folgerte Nell.
âIch hab mir Sorgen um sie gemacht.â
âNa, Prügelei schon vorbei?â Es war Charlie Skinner, der â mit Pru im Schlepptau â, hereinstolziert kam und erwartungsvoll seinen Schlagstock schwang. Als er den sich langsam berappelnden Finn sah, pfiff er anerkennend. âSieht wohl so aus.â
âFinn!â Pru stürzte sich auf ihn. âWas hat er dir getan?â
Skinner stubste Finn mit seinem Schlagstock in den Bauch. âNa los, sag schon â wer war das?â
âEr.â Mutter zeigte auf Will. âIch versuche schon die ganze Zeit, ihn dazu zu überreden, für mich in den Ring zu steigen. Dass jemand Finn Cassidy k.o. schlägt, hab ich auch noch nicht erlebt â zumindest nicht in âner knappen Minute.â
Skinner drehte sich um, und sein Gesicht verzog sich vor Verdruss, sobald er Nell und Will sah, die er zuerst gar nicht bemerkt hatte. âSie beide schon wieder. Der Himmel erbarme mich meiner! Wenn Sie Ihre Finger mit im Spiel haben, will ich lieber nix damit zu tun haben.â
âFinn. Mein armer Liebling.â Pru tätschelte ihrem Geliebten die Wange, schüttelte ihn bei den Schultern. Mit zornig funkelnden Augen fuhr sie zu Will herum und fauchte: âDu hast ihn umgebracht, du gottverdammte Schwuchtel!â
âVon einer Schwuchtel zur Strecke gebrachtâ, sinnierte Will. âWelch passendes Epitaph für Finn Cassidy.â
Eine Hand schützend auf Dennys Schulter gelegt, sagte Nell zu Skinner: âDieser Junge war Zeuge des Mordes. Er hat am Dienstagabend
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