Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
bis zum Sonnenaufgang verging wie im Flug. Je mehr Stunden sie damit verbrachten zu lecken, zu ficken und zu beißen, desto überwältigender empfanden sie die atemberaubenden Gefühle. Und desto weniger vermochte er zu glauben, dass dies seine Braut war, die glücklich, nein, fordernd, an ihrem Liebesspiel teilnahm.
Gegen Ende der Nacht starrte er verwundert auf sie hinunter. Er wusste gar nicht, welche ihrer Facetten er am liebsten mochte. Die Sirene in schwarzem Satin, die seinen Schwanz und seine Fänge dazu brachte, sich schmerzlich nach ihr zu sehnen, oder diesen Engel, dessen leuchtend rotes Haar sich über das Kopfkissen ergoss, der so überwältigende Gefühle in seiner Brust auslöste, dass es wehtat.
SiestrichmitderRückseiteihrerFingerüberseinGesicht.»Wroth,ichmöchte,dasssichzwischenunsallesganznatürlichentwickelt,ohnedieKette«,flüstertesie.»Schwöre,dassdusiemirinzweiWochenzurückgibst.GibunsbeideneineChance,gibmirdieChance,mirdieshierausfreienStückenzuwünschen.«
Er wollte an sie glauben – und an sich selbst, dass er fähig war, sie davon zu überzeugen, bei ihm zu bleiben. Er hatte sich schon vorgestellt, wie es wäre, ihr zu befehlen, die Augen zu schließen und die geöffneten Hände auszustrecken, und dann ihr Gesicht zu sehen, wenn er ihr die Kette hineinlegte.
Zwei Wochen, um sie für sich zu gewinnen. »Ja, milaya , ich schwöre es.«
Nichts in seinem menschlichen Leben oder seiner Existenz als Vampir hatte ihn auf das Zusammenleben mit einer Walküre vorbereitet.
Myst besaß grenzenlose Energie, sie war mächtig und sie verströmte eine fast übernatürliche Sinnlichkeit, die sein Blut in Wallung brachte. Jede Nacht translozierte er sie an verschiedene Orte, um sie dort zu lieben. Er nahm sie am Fuß einer Pyramide, starrte an einem mondbeschienenen Strand in Griechenland bewundernd zu ihr auf, während sie ihn ritt, leckte ihre Perle unter einem Mammutbaum, bis sie ihn um Gnade anflehte …
Nachdem er und Myst ihr Verlangen gestillt hatten, redeten sie während dieser Nächte stundenlang miteinander, und er erfuhr mehr über sie und ihre Art. Er hatte ihr das Kreuz gegeben, das sie auf Oblak so bewundert hatte, aber als die Juwelen im Gaslicht ihres Zimmers glitzerten, war sie in eine Art Trance verfallen. Am Ende hatte er es zugedeckt.
Nachdem sie sich kräftig geschüttelt hatte, hatte sie zugegeben: »Wir alle haben Freyas Habgier geerbt. Glänzende Gegenstände, Juwelen und Edelsteine … Von solchen Dingen können wir einfach den Blick nicht abwenden, es sei denn, wir hätten ein jahrelanges Training absolviert. Und manchmal ist ein plötzliches Glitzern trotzdem einfach unwiderstehlich.«
Wroth hatte über diese Schwäche insgeheim geflucht. Er hatte angenommen, dass Walküren nahezu perfekt wären: Sie mussten nicht essen, wurden mit zunehmendem Alter immer stärker. Aber inzwischen hatte er erfahren, dass sie zu den seltenen Spezies der Mythenwelt gehörten, die an Kummer sterben konnten. Und wenn eine von ihnen geschwächt war, litten auch die anderen darunter, da sie alle mit einer Kollektivmacht verbunden waren.
Er konnte nicht immer da sein, um sie zu beschützen. Wenn er auch versuchte, die Kette so wenig wie möglich zu benutzen, so hatte er ihr im Schlaf doch zugeflüstert, sie solle diese Schwächen abstreifen.
Wroth wäre damit zufrieden gewesen, ihr immerfort einfach nur zuzuhören, aber sie hatte sich als überraschend neugierig erwiesen, was seine Vergangenheit anging. Zu seiner Überraschung vertraute er ihr Dinge an, die er noch nie jemandem erzählt hatte, und fühlte sich danach erleichtert.
Er hatte ihr von dem Schmerz erzählt, den Murdoch und er empfanden, als sie nach Hause kamen und feststellen mussten, dass ihr Vater und ihre sechs anderen Geschwister an der Pest erkrankt und dem Tode nahe waren. Myst waren Tränen in die Augen gestiegen, als er von der herzzerreißenden Entscheidung gesprochen hatte, sie ihr Blut trinken zu lassen. Darauf war eine qualvolle Nachtwache gefolgt, die von der bangen Frage bestimmt wurde, ob ihre Familie, oder zumindest einige von ihnen, wiedergeboren werden würde. Am Ende hatten sie ihren Vater und ihre Schwestern verloren, ihre beiden Brüder jedoch zurückgewonnen.
Die Nacht, in der er selbst »gestorben« war, schien sie besonders zu faszinieren. Wiederholt bat sie ihn, ihr die Geschichte zu erzählen, wie er Kristoff seine Forderungen genannt hatte. Und jedes Mal sagte sie ihm, wie stolz sie auf ihn war.
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