Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
lebensverändernde Ereignisse. Er hatte ihr wieder und wieder versichert, dass nichts wäre, aber Myst blieb argwöhnisch. Doch sie tolerierte seine Launen, da er sie für den Rest der Nacht wie eine Königin behandelte.
Gerade als ihre Zehennägel getrocknet waren, kehrte er zurück, mitsamt dem erschlagenen Drachen und den dazugehörigen Spielen, und legte ihr alles zu Füßen. Er sah sie mit zusammengezogenen Brauen an, als ob er sie vermisst hätte, und ihr Herz machte seltsame kleine Freudensprünge. Sie verspürte den Drang, ihm entgegenzustürzen, also tat sie es.
Erst nachdem er sie hochgehoben und an sich gedrückt hatte, wurde ihr klar, dass sie gerannt war, um sich ihm in die Arme zu werfen.
10
Wroth setzte sich kerzengerade im Bett auf. Ihm war übel, regelrecht körperlich schlecht, von seinen Albträumen. Ihn hatten die üblichen Träume gequält: Myst, die sich an einem Grab über irgendetwas hämisch freute, dann der Römer, der sich selbst befriedigte, während sie langsam ihren Rock über die Schenkel hochzog. »Ich werde Myst die Vielbegehrte besitzen … «
Doch mit jedem Mal kamen mehr Einzelheiten zum Vorschein. Diesmal hatte er Mysts amüsierte Gedankengänge hören können. Niemand besitzt mich, außer in seiner Fantasie. Ich werde dich genauso leicht töten, wie ich dich küsse … »Und ich werde dein sein, ausschließlich dein«, schnurrte sie, obwohl sie ihn verabscheute.
Dieses Mal hatte er etwas Neues gesehen. Eine andere, jüngere Erinnerung. Myst zog sich Strümpfe an, den Fuß graziös auf sein Bett gestützt, während sie sich entschied … ihn zu betrügen ? So zu tun, als ob sie kapituliert hätte, um ihre Kette wiederzubekommen.
Spiel ihm Liebe vor und tu so, als würdest du aufgeben.
Er schlug sich die Hand vor die Stirn. Gegen jede Vernunft wartete er auf die sanfte Berührung ihrer Hand auf seinem Rücken. Sie war seine Braut, seine Frau, aber er hatte keinen Trost von ihr zu erwarten.
Selbst wenn sie den Drang verspürt hätte, dies zu tun, hätte sie es nicht gekonnt, da er ihr tagsüber immer noch insgeheim den Befehl erteilte zu schlafen, damit sie nicht fortlaufen und ihn wieder seinen Qualen überlassen konnte.
Ich werde dich genauso leicht töten, wie ich dich küsse …
Er hatte geglaubt, sie hätten einen gemeinsamen Anfang gefunden, der sie in eine gemeinsame Zukunft führen würde, aber er hatte sich von ihrer Schönheit und Hemmungslosigkeit täuschen lassen. Sie hatte ihn verführt, es so eingerichtet, dass er sie in jener Nacht dabei »erwischte«, wie sie sich selbst streichelte, im Wissen, dass er bei diesem Anblick den Verstand verlieren würde.
Er war genauso ein Narr wie der Römer, vernarrt in eine Fantasie, die gar nicht existierte. Wenigstens hatte jener schon lange verstorbene Römer sich nicht eingebildet, dass er ihr etwas bedeutete. Er hatte gewusst, dass sie zu keinen Gefühlen fähig war, und wollte sie lediglich besitzen.
Wroth war auf eine Fantasie hereingefallen, die ihn problemlos manipuliert hatte.
Du Narr.
Als Myst erwachte, vergrub sie sich noch einmal kurz unter den Decken. Sie fühlte sich entspannt und zufrieden, vom Kopf bis zu den Zehen.
Heute war der Tag X, der Tag der Übergabe ihrer Kette, das Ende der Demoversion, die tatsächlich mit einem Kauf geendet hatte, wie ihr inzwischen klar geworden war.
Sie kuschelte sich in sein Kissen, genoss seinen Duft und dachte über ihre neuen Gefühle nach. Sie hatte befürchtet, ihr altvertrautes Leben hätte in der Minute geendet, in der er schwor, ihr die Kette zurückzugeben. Das war ein unglaublicher Vertrauensvorschuss von seiner Seite, und sie hatte darauf reagiert – auf die gleiche Weise. Es war ein wenig ironisch, dass sie, hochzufrieden mit sich selbst, geplant hatte, ihn hereinzulegen, um sich dann in ihren eigenen Intrigen zu verfangen. Es waren bloß wenige Tage gewesen, in denen sie schauspielern musste, ehe sie dann tatsächlich etwas empfand. Ihre Pläne, die einer Femme fatale würdig gewesen waren, hatten ihren Höhepunkt in ihrem ach so verwerflichen Sprung in seine Arme gefunden.
Sie grinste in das Kissen. Sie würde ihre Kette zurücknehmen, aber nur weil sie so verdammt schick an ihr aussah.
Als sie aufstand und sich reckte, bemerkte sie, dass er sie beobachtete. Ihr Grinsen wurde breiter, aber er erwiderte das Lächeln nicht, sondern fuhr sie nach einem Blick auf ihre bloßen Brüste nur an: »Zieh dir was an.«
Sie runzelte die Stirn. »Bist du wütend
Weitere Kostenlose Bücher