Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
auf mich?« Er war fast immer kurz angebunden, wenn sie aufwachten, aber sie merkte, dass es diesmal wesentlich schlimmer war. Sie hatte keine Ahnung, was geschehen sein mochte, seit sie eingeschlafen war – fest an seine Brust gedrückt, sicher unter seinem schweren Arm. Seine Augen wirkten irgendwie irre und trostlos zugleich, sein Gesicht erschöpft. Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun.
»Wir haben heute Nacht eine Menge zu bereden.« Er warf ihr einen Bademantel zu. »Zieh den an und setz dich her.«
Ihr blieb keine Wahl, sie musste sich fügen. Er translozierte sich davon, um nur Sekunden später zurückzukehren – mit der Kette in der geballten Faust, an der sich die Knöchel weiß abzeichneten. »Heute Nacht werden wir uns auf ein paar Änderungen einigen. Genauer gesagt: Du wirst ihnen zustimmen.«
Ihre Augen wurden groß. »Wroth, was tust du denn da?«, fragte sie langsam. »Du hast geschworen, sie mir heute zurückzugeben.«
»Eine Frau wie du sollte sich doch mit gebrochenen Schwüren auskennen.«
»Wovon redest du? Wie kannst du mir das ausgerechnet jetzt antun?« An dem Abend, an dem sie beschlossen hatte, bei ihm zu bleiben.
Sein Gesicht wirkte grausamer, als sie es je gesehen hatte. »Du meinst: nach den letzten beiden Wochen? Nur weil du gefickt werden wolltest und ich dir deinen Wunsch erfüllt habe, bedeutet das nicht, dass ich dich nicht so behandle, wie du es verdienst.«
Sie hielt sich die Hand ans Gesicht, als ob sie geschlagen worden wäre. Er hatte nicht gesagt, dass er sie wie eine Hure behandeln würde, aber irgendwie fühlte sie sich, als ob er sie eine solche genannt hätte. »Wie ich es verdiene«, wiederholte sie dumpf.
Er packte sie beim Arm, drückte kräftig zu. »Ich kann so nicht leben, Myst. Damit .« Sie sah ihn nur verwirrt an. »Ich habe deine Vergangenheit gesehen. Ich weiß, was du warst, was du bist.«
»Was ich war?« Ihre Miene wurde immer fassungsloser. Sie hatte sicherlich kein perfektes Leben geführt, es hatte Fehltritte und Fehleinschätzungen gegeben, aber sie hatte nur wenig getan, dessen sie sich schämen müsste. War das Töten vielleicht zu viel für ihn gewesen? Aber er war doch selbst Kriegsherr, Grundgütiger! »Wenn du mich für unwürdig hältst, muss du wissen, dass ich nur sehr wenige der Taten bereue, die ich während meines langen Lebens begangen habe.«
Das schien ihn noch wütender zu machen. »Ach, nein? Und was ist mit Spiel ihm Liebe vor und tu so, als würdest du aufgeben?«
»Wroth, das war doch … «
»Schweig!« Er küsste sie rau, barsch, obwohl sie sich gegen ihn wehrte, ehe er sie schließlich losließ. »Mir ist klar geworden, dass du kein Herz hast.« Sein Blick wirkte gequält, sein ganzer Körper angespannt. »Aber was wäre, wenn ich dir einfach den Befehl gäbe, gütiger zu sein, und dich dann alle Männer vergessen ließe, die vor mir waren? Wenn ich dich all das vergessen ließe, auch deine grausamen Schwestern, die ohne Reue morden?«
Sie keuchte auf, ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber aufgrund seines Befehls konnte sie nicht sprechen. Ihre Hände verkrampften sich. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich mehr danach gesehnt, einen Schrei auszustoßen, und doch öffneten sich ihre Lippen nur vor Entsetzen, als er sagte: »Ich glaube, ich werde dir einfach befehlen, mich so schrecklich so begehren, dass du an nichts anderes und auch an keinen anderen Mann mehr denk…«
Eine Stimme aus dem Erdgeschoss unterbrach ihn: »General Wroth, Eure Anwesenheit auf Oblak ist sofort erforderlich.«
» Was ?«, brüllte er. Sie fühlte seinen Blick auf sich, als sie zu ihrem Fenstersitz stolperte und ihr die Tränen kamen. Dort kauerte sie sich zusammen und lehnte die Stirn gegen die Scheibe.
»Euer Bruder wurde schwer verletzt.«
Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Bleib hier«, wies er sie knapp an und verschwand. Sie hörte ihn unten rumoren, wo er ihre Freiheit wieder wegschloss, und dann war er fort. Bleib hier? In diesem Zimmer oder im Herrenhaus? Die Nachricht hatte ihn dermaßen erschüttert, dass er den Befehl nicht näher ausgeführt
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