Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
immer noch klar sind«, sagte Kristoff abwesend, den Blick auf Murdoch fokussiert. »Auf ein Wort«, sagte Kristoff und führte ihn ein Stück von den anderen weg. »Ich erteile dir hiermit den Auftrag, Myst die Vielbegehrte zu beschützen. Diese Verbindung zwischen ihr und deinem Bruder ist von entscheidender Bedeutung. Such die ganze Stadt nach Ivo ab, bis die Sonne dich hindert.«
Vor Kurzem noch hatte Murdoch die Straßen dieser Stadt für seinen Bruder durchsucht. Jetzt würde er dasselbe für Myst tun, eine Frau, die er jahrelang gehasst hatte. »Und wenn ich ihn finde?«
»Bring ihn um.«
»Mit Vergnügen.«
»Möchtest du mir noch irgendetwas sagen, Murdoch?«
»Mein Lord?«
»Dein Herz schlägt«, stellte Kristoff fest. »Mach dir keine Sorgen, die anderen werden es nicht bemerken. Gewandelte Menschen horchen nur selten darauf. Wann ist das passiert?«
»Letzte Nacht.«
»Bloß fünf Jahre nach deinem Bruder, während ich schon seit Jahrtausenden warte.« Beneidete Kristoff sie?
Zweifellos.GebürtigeVampireverspürtendasselbedringendeVerlangendanach,ihreGefährtinnenzufinden.BeiihrerGeburtwarensielebendigundwuchsenheran,denMenschenähnlich,bissiedasAltererreichten,indemsieinihrerUnsterblichkeiterstarrten.AbdiesemMomentschlugenihreHerzenmitjedemTagweniger,ihreAtemzüge – undihrsexuellesVerlangen – verringertensichnachundnach,biskeineSpurmehrdavonvorhandenwar,unddasbliebso,bissieerwecktwurden.EbensowiedieDeviantenwusstengebürtigeVampiregenau,wasihnenfehlte …
»Ist deine Braut vielleicht zufällig eine Walküre?« Als Murdoch zögerte, färbten sich Kristoffs Augen vor Ärger schwarz. »Muss ich dich daran erinnern, dass ich dein König bin? Der deinem Bruder gegenüber soeben hat Gnade walten lassen.«
»Sie ist eine Walküre.«
»Hast du von ihr irgendetwas über die Mythenwelt herausfinden können?«
»Ich werde in Zukunft mehr erfahren«, antwortete Murdoch ausweichend.
»In Zukunft? Sie ist eine Walküre. Die Chancen stehen also nicht gut, dass sie etwas mit dir zu tun haben möchte.«
Murdochs Schultern strafften sich. »Sie sagte mir, sie wolle mich wiedersehen.« Bevor er damit gedroht hatte, sie zu beißen. Trotzdem hatte sie ihm ihre Nummer hinterlassen. »Sie hat mir sogar ihre Kontaktdaten gegeben.« Er zog den Zettel aus der Tasche und zeigte ihn vor.
Kristoff hob die Brauen angesichts des Abschiedssatzes und der Herzchen. »Ruf sie an«, forderte er Murdoch auf.
Murdoch zog sein Satellitentelefon aus der Jacke und wählte die Nummer. Es klingelte ein paarmal.
»Hmm. Sie sitzt nicht am Telefon und erwartet deinen Anruf?«
Murdoch hörte das Klicken der Mailbox. Kristoff ebenfalls. »Vermutlich ist sie unter der Dusche?«, sagte er.
»Sicher.«
Aber dann sagte eine weibliche Stimme: »Wenn du diese Nachricht hörst und nicht versucht hast, Regin die Ränkevolle zu erreichen … «
Regin ?
»… dann weiß ich drei Dinge über dich. Erstens: Eine meiner Halbschwestern hat dir kürzlich einen kräftigen Tritt in den Arsch versetzt und will dich nie wiedersehen. Zweitens: Du hast keine Ahnung von Popkultur, wenn du nicht weißt, dass diese Nummer eigentlich ein Song ist. Und drittens: Du wirst niemals einem anderen Mann von diesem erniedrigenden Streich erzählen, damit der Trick mit der Nummer bis in alle Ewigkeit funktioniert. Wenn du allerdings pour moi angerufen hast, sag nach dem Piepton etwas, das mich amüsiert.«
Murdoch kochte vor Wut. Gerade als er seinem Zorn mit einer gepfefferten Nachricht Luft machen wollte, sagte eine Computerstimme: »Die Mailbox ist voll.«
Diese kleine Hexe …
»Soviel ich weiß, hattest du früher den Ruf, bei den Frauen recht beliebt zu sein«, sagte Kristoff, während er Nikolais blutiges Hemd vom Tisch nahm. »Du solltest dich darauf einstellen, dass eine Walküre anders ist als die Frauen, die du kennst.«
14
»Deviantenabschaum.«
»Unwissenheit ist ein Segen, Blutsauger.«
»Hau doch ab und leg dich ein bisschen in die Sonne.«
Die Tatsache, dass vermehrt Beleidigungen auf sie abgefeuert wurden, war für Murdoch und seine Männer die einzige Möglichkeit, zu erkennen, dass sie bei ihrer Durchsuchung der Altstadt auf Mythenweltwesen getroffen waren.
Vor ein paar Stunden hatte Murdoch die Stadt unter den Devianten aufgeteilt. Dann hatten sie sich getrennt, und jeder Älteste war mit zwei weiteren Männern aufgebrochen. Murdoch hatte seinen alten Freund Rurik mitgenommen, einen Esten, der im Krieg unter ihm gedient hatte.
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