Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
nachkommen. Dann komme ich auch.“, versprach sie mit einem gequälten Lächeln. So Chi lief los, während Mia sich noch kurz umschaute. Ein paar Kinder hockten in der Nähe auf ein paar Kisten. Eilig lief sie dorthin und scheuchte sie auf. Von Haus zu Haus stürmte sie und schickte alle, die sie traf in die Garnison. Mittlerweile kamen auch die Soldaten dort an. Die zurückgebliebene Besatzung hatte die Wehrgänge auf den Palisaden eingenommen und die Bögen gespannt. Auch die Ballisten wurden vorbereitet. Wenig später befand sich die Mehrheit der Dorfbewohner in Sicherheit. Nun war es auch für Mia Zeit loszurennen. Zusammen mit den letzten Flüchtlingen stürmte sie auf das Tor der Garnison zu. Noch waren sie etwa fünfzig Meter entfernt, da schloss es sich langsam. Sofort schrien sie und fuchtelten mit den Armen, aber die Torflügel bewegten sich erbarmungslos weiter. Wie ein wuchtiger Schlag vor den Kopf traf Mia die Erkenntnis, dass sie nicht mehr die Garnison erreichen würden, bevor die Tore sich schlossen. Hastig blickte sie sich um. Die Grünhäute kamen immer näher. Von den Wehrgängen flogen die ersten Geschosse der Ballisten. Ohne lange zu überlegen, änderte Mia ihren Kurs. „Folgt mir!“, schrie sie den anderen zu. Fünf der Leute folgten ihr tatsächlich, darunter auch ein Beschwörer, der im Eifer des Gefechts offenbar einen Schuh verloren hatte und dadurch leicht linkisch voranstolperte. „Ins Dorf, da finden wir vielleicht ein Versteck.“, gab sie den Kurs vor. Die anderen aus ihrer Gruppe rannten weiter auf das Tor zu. Mit einem Krachen schloss es sich vollends. Panisch schaute sich das Häuflein um. Sie waren nun gefangen zwischen den Mauern und den heranstürmenden Grünhäuten.
Huan fluchte laut vor sich hin. Musste dieser elende Gaul auf den letzten Metern in das Loch treten. In hohem Bogen flog er aus dem Sattel und konnte von Glück sagen, dass er sich nichts gebrochen hatte. Ein paar Stauchungen. Nichts Schlimmes. Doch so blieb er hinter seinen Kameraden zurück. Aus der Entfernung realisierte er, dass das Tor sich gerade schloss. Einigen Flüchtlingen war es offenbar ähnlich ergangen. Sie rannten in Richtung Dorf. Eine sinnvolle Idee, wie er fand. Mit gezücktem Schwert schlug er denselben Weg ein. Vielleicht konnte er sich ihnen anschließen, und sie fanden gemeinsam einen Weg aus diesem Hexenkessel.
Ranja ging allmählich die Puste aus. Sein Fuß schmerzte. Nicht nur, dass er seinen Stiefel auf der Flucht verloren hatte – ‚Warum eigentlich immer ich?‘, richtete er sich im Stillen empört an die Götter – er war auch in irgendeine stachelige Pflanze getreten, deren Dornen jetzt tief in seinem Fleisch steckten. Aber was waren diese Schmerzen schon gegen das, was ihn erwartete, wenn die Grünhäute sie erwischten. Deshalb folgte er am besten dieser Frau. Die schien zu wissen, was sie tat. Zumindest hoffte er das inständig. Gleich hatten sie das Dorf erreicht. Dort gab es Deckung und vielleicht auch ein Versteck. Der Beschwörer hatte furchtbare Angst. Sich umzudrehen, wagte er nicht. Was, wenn die Grünhäute ihnen schon auf den Fersen waren? Hinter einem Haus blieb die Gruppe kurz stehen, alle atmeten kurz durch. Die junge Frau schaute sich um und sondierte die Lage. Aus einer anderen Richtung kam ein Soldat angelaufen. Ranja erkannte in ihm den Leutnant, der die Reiterei befehligt hatte. ‚Wieso war der hier und nicht in der Garnison? ‘
„Du?“ Mia staunte nicht schlecht, als Huan auf die Gruppe zugelaufen kam. Auch der Leutnant blieb mit offenem Mund stehen. „Das kann nicht sein.“, sagte er, „Ist das Schicksal oder nur Zufall?“ Die junge Frau zuckte einfach nur mit den Schultern. Sie glaubte nicht an Schicksal. Daran glaubten nur Träumer. Aber es gefiel ihr, dass er hier war. Gleich fühlte sie sich ein wenig sicherer. So wie damals…
Der Kampf schien aussichtslos. Die feindlichen Soldaten waren weitaus in der Überzahl. Von allen Seiten drängten sie auf sie ein. Mia und Huan standen Rücken an Rücken. In atemberaubender Geschwindigkeit bewegten sie sich in vollkommener Harmonie und teilten einen tödlichen Streich nach dem anderen aus. Man konnte meinen, dass sie schon zahllose Kämpfe auf diese Weise geführt hätten. Dabei taten sie es tatsächlich zum ersten Mal. Mia war vor kurzem zur Purpur-Garde gekommen, der berühmt-berüchtigten Eliteeinheit Quandalas. Nur die hervorragendsten Soldaten des Landes durften hier dienen – und
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