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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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Haus. Kurz darauf kam er wieder und reichte der jungen Frau ein silbernes Medaillon und eine Babyrassel. Jetzt war auch Mia ein wenig gerührt. Verlegen schaute sie kurz zur Seite und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. „Verdammte Moskitos!“, schnaubte sie.
     
    Gerührt nahm sie die beiden Dinge entgegen. Die Rassel war aus Elfenbein geschnitzt. Ein wertvolles Kinderspielzeug. Ihr Kinderspielzeug. Das bislang einzige Relikt aus einer vergessen geglaubten Zeit. Sie war neugierig, was es mit dem Medaillon auf sich hatte. Behutsam legte sie die Rassel auf den Tisch und öffnete mit spitzen Fingern den Anhänger an der silbernen Kette. Tief in sich hoffte sie auf ein Bild ihrer Mutter oder etwas anderes Persönliches. Doch sie wurde enttäuscht. Als sie das Medaillon ganz geöffnet hatte, kam ein Wappen zum Vorschein. Sie schaute es eine ganze Weile an. ‚Das kenne ich doch!‘, dachte sie. ‚Irgendwo habe ich das schon mal gesehen.‘ Dann zeigte sie es kurzerhand So Chi. Auch der schaute sich das Wappen einen Moment lang an. Dann nickte er langsam. „Das ist das Symbol des Hauses Xi-Yang. Ich weiß aber nicht, wie es in euer Kinderbettchen gekommen ist. Xi-Yang war immer ein Rivale des Hauses Lun.“ Da fiel bei Mia der Groschen.
     

Kapitel 15
     
     
    „Feind in Sicht!“ Wie eine Welle wogte die Nachricht durch den Tross des Quandalischen Heeres, bis sie auch den letzten Soldaten der Nachhut erreicht hatte. Laute Rufe und martialische Kommentare wurden laut. Freudige Erwartung stand in den meisten Gesichtern zu lesen. Das waren die Momente, für sie als Soldaten lebten. Schon bald würde Blut fließen. Huan sorgte mit klaren Befehlen dafür, dass alle an ihrem zugedachten Platz blieben und nicht vor lauter Enthusiasmus aus der Formation ausscherten. Jetzt konnte er auch von seiner leicht erhöhten Position aus den Feind in der Ferne entdecken. Es waren viele Grünhäute, die da in einem ungeordneten Haufen und ohne ersichtliche Deckung zusammenstanden. ‚Besaßen die denn überhaupt keine Disziplin?‘ Der Leutnant wunderte sich. Wenn sie dort hineinstürmten, würde nicht mehr viel von dem Gesocks übrig bleiben. Das war fast schon zu einfach. Von hinten ertönten nun die Befehle des Obersts. Augenblicklich formierten sich die Einheiten und rückten auf den Feind vor.
     
    In vorderster Linie standen die Steinkolosse. Die sechs Monster liefen nun dicht nebeneinander. Ihre Beschwörer bemühten sich darum, dahinter in Deckung zu bleiben. Schließlich wollten sie nicht von eventuellen Pfeilen erwischt werden. Ranja streckte seinen Geist vorsichtig nach dem steinernen Wesen aus, das er kontrollierte. Bei ihm war es anders, als bei den anderen Beschwörern. Er kontrollierte den Koloss nicht einfach wie einen Gegenstand, so wie es die anderen taten. Nein, Ranja verschmolz regelrecht mit dem Wesen, drang in es ein, war der Koloss selbst. Dabei konnte er sogar mit dessen Augen sehen und durch seine Ohren hören. Die wahre Kunst des Beschwörens – so nannte er seine Gabe. Stolz stieg in ihm auf: Stolz auf seine Fähigkeiten, Stolz auf sich selbst. Sekunden später tauchte er ganz in die mächtige lebende Statue ein. Sein wahrer Körper lief mechanisch hinterher. Er fühlte die Kraft des Steins und der Magie, die in dem Koloss steckten. Durch die Augen des Monstrums sah er den Feind und verspürte die unbändige Lust, auf diesen Grünhäuten herumzutrampeln, bis sie alle zu einem nicht mehr identifizierbaren grünem Matsch geworden wären. Er beschleunigte seine Schritte ein wenig, um der erste zu sein, der sich auf die Feinde stürzen konnte. Doch die anderen hielten Schritt. Schließlich sollte die Formation auch nicht aufgelöst werden. Aber solche taktischen Erwägungen waren jetzt nicht mehr wichtig für Ranja. Kämpfen, töten, siegen . Da wo vorher ängstliche Skepsis herrschte, erfüllten ihn nun wilde, animalische Instinkte. Im Lauf schwang er bedrohlich mit seinen vier Armen und öffnete den Mund zu einem lauten Schrei. Doch er war nur eine stumme Statue, so dass keiner seinen Schrei hörte. Dennoch spürte er den Schrei, fühlte ihn in seinem Körper pulsieren. Er trieb ihn weiter voran, machte ihn zum Berserker, zur Tötungsmaschine. Jaaaaa!
     
    Jetzt konnte er die Grünhäute unmittelbar vor sich sehen. Keine hundert Meter mehr. Sie wirkten so klein und zerbrechlich. Zerstören, vernichten . Noch fünfzig Meter. Fast meinte er schon ihre ekligen Ausdünstungen riechen zu können. Da gab

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