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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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pflichtbewusst zurück. Ranja fühlte sich völlig deplatziert, wie so oft in den letzten Tagen. Er war kein Soldat. Er war Beschwörer. Wissenschaftler. Ein Mann der Gedanken, des Geistes, der Erfindungen und Entdeckungen. Niemand, der in den Kampf zieht, um andere niederzumachen. Das hatte er dem Unteroffizier auch mehrfach gesagt. Doch der hatte ihn nur ausgelacht. Noch immer rätselte der Beschwörer, warum Meister Pu-Errh sein grandioses Genie nicht erkannt hatte. So dumm konnte der doch nicht sein. Schließlich stand er einem Zweig der bedeutendsten Gilde von Quandala vor. Ranja war völlig am Boden zerstört. Was hatte er nur verbrochen, dass er dermaßen leiden musste? Diese Garnison war der absolute Horror: eine unerträgliche Hitze, ordinäre Soldaten, viel zu wenig Wasser und schlechtes Essen – ganz zu schweigen von all den Annehmlichkeiten, die Quandala so bot und die er jetzt schmerzlich vermisste. Außerdem musste er hier ein Kopftuch tragen, wenn er seinen kahlrasierten Kopf nicht verbrennen wollte. Und Ranja hasste jegliche Kopfbedeckung, da er der Meinung war, dass seine Beschwörerfähigkeiten dadurch beeinträchtigt wurden.
     
    „…ziehen wir morgen früh in die Schlacht.“ Ranja merkte gerade, dass er dem Feldwebel nicht zugehört hatte. Na ja, so wichtig wird es schon nicht gewesen… ‚Moment, hatte der was von „Schlacht“ gesagt?‘ Dem jungen Beschwörer wurde es plötzlich noch heißer. Schweißperlen traten auf seine Stirn, seine Knie zitterten. Fassungslos starrte er den Feldwebel an, der seinen Vortrag fortsetzte: „Ihr werdet mit euren Kolossen voranmarschieren. Sorgt dafür, dass sie anständig unter den Grünhäuten wüten. Verbreitet Unordnung und Chaos. Lasst sie alles platt trampeln. Dann können anschließend die Truppen diesen Abschaum problemlos niedermachen.“ Wie? Er sollte voranmarschieren? In ein Gefecht? Mit Grünhäuten? Ein echter Kampf, so richtig aus der Nähe? Mit Blut und Leichen? Sollte es wirklich so enden? Das war alles zu viel für ihn. „Aber seid vorsichtig!“, fügte der Feldwebel noch mit erhobenem Zeigefinger hinzu, „Haltet euch immer hinter euren Kolossen. Die bieten euch Deckung. Und wenn euch nicht ein verirrter Pfeil trifft…“ Mehr hörte Ranja nicht mehr. Ohnmächtig sank er auf den Lehmboden.
     
    Mia reckte und streckte sich. Sie hatte hervorragend geschlafen. Endlich wieder ein Bett. Jetzt in Ruhe anziehen und etwas frisch machen – sofern das mit dem wenigen zugeteilten Wasser überhaupt möglich war. Dann freute sie sich auf ein ausgiebiges Frühstück. Als sie den Gastraum betrat, schaute sie sich verwundert um: gähnende Leere. Das hatte sie irgendwie anders erwartet. Durch die offene Tür hörte sie aufgeregte Stimmen von draußen. Neugierig steckte sie den Kopf durch die Tür und sah eine große Menschenmenge auf der Straße. Offenbar hatten sich nahezu alle Einwohner des Dorfes versammelt und schauten gebannt in Richtung der Garnison. Ohne weiter nachzufragen, gesellte Mia sich zu ihnen. Die Tore der Garnison standen weit offen. Von dort hörte man laute, stampfende Geräusche. Der Boden unter ihr vibrierte leicht. Schließlich erschien ein Steinkoloss im Tor. Ein weiterer folgte. Insgesamt sechs der steinernen Riesen stapften den Weg von der Garnison den Hügel hinunter. Direkt hinter ihnen folgten ihre Beschwörer. Die Kolosse bildeten ein weites Spektrum der quandalischen Mythologie ab. Beim ersten handelte es sich um einen geflügelten Löwen. Es folgten zwei menschenähnliche Gestalten mit jeweils vier Armen. Dahinter kamen drei Wesen, die wie eine Mischung aus Stier und Kamel aussahen. Allesamt machten sie einen Imposanten Eindruck. Ein vielfaches „Ah“ und „Oh“ war zu vernehmen. „Sie ziehen in den Kampf.“, rief jemand laut. „Macht die Grünhäute nieder!“, tönte ein anderer. Zahlreiche weitere Rufe schlossen sich an. Als dann hinter den Beschwörern eine Abteilung Bogenschützen auftauchte, brandete lauter Jubel durch das Dorf.
     
    Der Jubel kam für ihn überraschend. Ranja schaute ins Dorf hinunter und sah die Bewohner dichtgedrängt in den Straßen. ‚Wahrscheinlich freuen sie sich, dass sie nicht selbst den Kopf hinhalten müssen.‘, sinnierte er grimmig. Auch die freudige Erregung der Soldaten hinter ihm konnte er beim besten Willen nicht teilen. Er traute sich nicht, sich zu ihnen umzudrehen. Seit seinem Ohnmachtsanfall gestern Abend schauten sie ihn belustigt oder zumindest mitleidig an. So

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