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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Unterleib verrieten, dass es sich um die Leiche einer Frau handelte. Das letzte Tageslicht fiel auf die losen Bandagen an den verstümmelten Armen. Der Wind ließ sie wie kleine Wimpel flattern.
    Und dann entdeckte er eine taumelnde Gestalt, die mit unsicheren, schlaksigen Bewegungen um den Weiher lief und auf einen Baum kletterte.
    Im Bruchteil einer Sekunde brannte sich das Bild ein: der kopflose, blutverschmierte Corpus, die klaffenden roten Bisswunden auf den Brüsten, die beiden Hirnhälften auf der Schulter.
    Er nahm seine 38er Smith & Wesson aus dem Holster und entsicherte die Waffe. Seine Hände waren wie Blei. Ein kurzes Zögern, das instinktive Bedürfnis, sich zu schützen, erwies sich als Glück. Er hörte ein schwaches, knarrendes Geräusch und verstärkte den Griff um die Waffe. Das Knarren kam von der Tür der Blockhütte. Er trat einen Schritt zurück und wartete. Eine Gestalt duckte sich heraus und zielte mit einem Jagdgewehr auf ihn. Da leerte er das gesamte Magazin.
    Lukas saß auf dem Boden des Baumhauses und ließ die Beine baumeln, er beugte sich vor und klopfte die Fersen seiner Füße aneinander. Unsicher und verwirrt betrachtete er den dunklen, runden Gegenstand neben sich.
    Plötzlich schlenkerte er mit den Armen, als wollte er die Vögel verscheuchen. Er nahm den Schrumpfkopf in die Hand und fing an zu weinen. Als die Schüsse fielen, schaute er erschrocken zum Himmel. Tränen liefen über seine Wangen.

Kapitel 48
    Mathilda träumte von Anna. Sie ging mit ihr durch den Klostergarten. Ein gespenstisches Bild blitzte auf: Annas völlig verdrehter Körper in einem Müllsack. Benedikt lächelte sie mit stechenden braunen Augen an. Sie träumte, jemand klingelte an der Haustür, und sie wachte schweißgebadet auf. Im gleichen Augenblick läutete das Telefon.
    Mathilda stand auf. Wie in Trance ging sie an den Apparat und nahm den Hörer ab. „Ja …?“
    „Benedikt hier. Ist alles in Ordnung, Mathilda? Du hörst dich seltsam an.“
    „Habt … habt ihr sie gefunden?“
    „Ja. Wir haben sie gefunden, und sie lebt.“
    Plötzlich war sie hellwach. „Wo ist sie? Wie geht es ihr?“
    „Sie liegt auf der Intensivstation. Aber sie wird durchkommen.“
    Mathilda starrte fassungslos auf den Hörer. Sie zitterte am ganzen Körper. „Was hat er ihr angetan?“
    „Max ist jetzt bei ihr. Es ist vorbei, Mathilda. Endlich vorbei“, sagte er und hörte Mathilda weinen.
    ***
    Lukas leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Kurze Zeit später wurde er von Beamten der Mordkommission dem Eilrichter vorgeführt. Nach einer kurzen Begutachtung durch den Gerichtspsychiater brachte man ihn zur eingehenden Untersuchung in die geschlossene Abteilung der Agrona Cara, einer in Essen gelegenen Klinik für forensische Psychiatrie.
    In der ersten Nacht, die er dort verbrachte, prägten Traumgestalten seinen Schlaf.
    Das Feuer im Kamin der Blockhütte ist erloschen. Er friert. Zitternd vor Kälte starrt er Jakob auf dem Boden an, der hilfesuchend die Hand nach ihm ausstreckt. Lukas empfindet große Erleichterung und kreischt. In Gedanken tanzt er mit ihm einen Walzer, an einem Bach, der unter einer kleinen Holzbrücke hindurchfließt. Er riecht den Tannenduft und hört den Wind in den Wipfeln mächtiger Bäume rauschen, denkt an Forellen mit hell gesprenkeltem Rücken und weißen Bäuchen, und das Herz hüpft ihm im Leibe.
    Achtlos stapft er über den sterbenden Körper des Mannes und verlässt die Blockhütte.
    Sein Blick streift über den Wald. Das unentwegt von den Blättern tropfende Regenwasser ist durch die klirrende Kälte zu Eiszapfen erstarrt, die wie Diamanten in der Morgensonne funkeln. Seine Lunge saugt die kalte Luft gierig ein.
    Er sieht zur Blockhütte. Er wünscht sich eine Frau, die ihm zur Seite steht, er wünscht sich ein behagliches Familienleben. Das kann er sich durchaus vorstellen.
    Hinter dem Fenster schimmert das bläuliche Licht des Fernsehers. Er sieht sich die Schuhe ausziehen und die Füße ausstrecken. Sein Sohn spielt mit Zinnsoldaten, und seine kleine Tochter ist bis zum Kinn unter duftendem Schaum in der Badewanne versunken. Szenenwechsel. Er trägt Jakobs Körper zum Weiher. Einmal glaubt er den Atem seines Geists über seine Wange streichen zu spüren.
    „Leg ihn hier ab“, befiehlt ihm eine Stimme in seinem Kopf.
    Er legt Ziegelsteine auf den Leichnam. Ihm läuft der Schweiß übers Gesicht. Mit einem Seil befestigt er den mit Steinen gefüllten Koffer an dem Toten. Er

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