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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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spürt seine Beine bei jedem Schritt weich werden.
    Mit einer Axt bricht er am Uferrand das Eis. Als er die Leiche lautlos in das kalte Wasser gleiten lassen will, stutzt er.
    Tief, unten vom See, dringen Klagelaute zu ihm empor. Er blickt in die Wasserspiegelung und sieht rauchige Finger, die über den Boden kriechen. Als sich das Eis teilt, sieht er im Wasser eine vor Kälte erstarrte Frau von gespenstischer Blässe, mit deren langen blonden Haaren die Wellen in vorgetäuschter Poesie sanft spielen, als streichelten sie sie: die langen blonden Haare des Schokoladenmädchens.
    Schweißgebadet wachte Lukas in der Zelle auf. Nur die schwache Nachtbeleuchtung spendete dem Raum mit den weich gepolsterten Wänden ein wenig Licht. Er erhob sich und tastete sich zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und hielt seinen Kopf darunter. Dann drückte er seine Nasenspitze an den kleinen Wandspiegel. Sein Gesicht war auffällig lang und blass. Er trug einen weißen Pyjama. Seine Augen waren immer blau gewesen, doch jetzt schienen sie ganz dunkel.
    Er berührte den Spiegel und lächelte. Dann drehte er sich um, ging zurück zum Bett und legte sich wieder hin. Er begann zu schreien und schlug um sich. Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde, sah die Pfleger in ihren weißen Anzügen auf ihn zukommen. Mit routinierten Bewegungen stellten sie ihn ruhig.
    Um drei Uhr morgens wachte Lukas erneut auf und spürte die Wärme zwischen den Beinen; er hatte wieder eingenässt.
    Es war nur ein Traum, dachte er. Morgen würde er zu Jakobs Grab gehen und ihm sagen, dass es ihm nicht leidtat, dass der Polizist ihn getötet hat.
    ***
    Nach Auskunft des Forensikpsychiaters, der Lukas in der geschlossenen Abteilung der Klinik betreute, konnte er den Brief an Anna gar nicht geschrieben haben.
    Was wäre geschehen, wenn Corellis Plan aufgegangen wäre und sie aufgrund des Briefs Lukas als psychopathischen Mörder mit einer multiplen Persönlichkeitsstruktur inhaftiert hätten?, fragte sich van Cleef. Oder die falsche Fährte mit Bens Haar. Dann wäre Corelli ihnen wieder entkommen. Doch ausgerechnet sein Adoptivsohn hatte ihnen den entscheidenden Hinweis gegeben.
    Es gab unumstößliche Beweise, die Nicolas Giacomo Corelli als Täter auswiesen. Im Schuppen waren die Regale und Schränke vollgestopft mit Sedativa, Hypnotika, Amphetaminen und Halluzinogenen sowie einem kompletten Sortiment an chirurgischem Nahtmaterial und Operationsbesteck. In dem großen Teich neben dem Schuppen fanden sie Bens Leiche und die der vermissten Frauen. Der einzige Trost für die Eltern der jungen Frauen war die Gewissheit, dass sie ihre Töchter nach der Autopsie beerdigen konnten. Corelli hatte ein raffiniertes Spiel gespielt: Er hatte den Verdacht auf Ben gelenkt, indem er die Haare eines Toten bei Rebecca hinterlassen hatte, er hatte die Polizei einer sinnlosen Großfahndungstätigkeit ausgesetzt, und er hatte sich eines hilflosen Krüppels bedient.
    Van Cleef schauderte und legte den Brief in das Dossier mit der Aufschrift Anakonda und klappte den Aktendeckel zu.
    Mit Mathildas und Dr. Kreilers Unterstützung würde er Anna und Max helfen, sich von all ihren psychischen Narben zu befreien. Es könnte schwierig werden, hatte Veronika Granel ihm prophezeit.
    Aber er hatte Hoffnung, was Anna betraf. Und er betete, dass sie ihr dabei helfen konnten, genügend Selbstvertrauen zu gewinnen, um möglichst angstfrei in die Zukunft zu gehen. Der erste Schritt war getan. Sie hatte ihn dankbar angesehen, als er ihr sagte, dass nicht ihr Vater, sondern Corelli ihre Schwester getötet hatte.
    Van Cleef stand auf und löschte das Licht in seinem Büro. Feierabend.
    ***
    Der Fahrtwind, der Max ins Gesicht wehte, fühlte sich kühl und rein an. Er dachte an Anna und an all das, was ihn für immer mit ihr verband. Ihre gemeinsam verbrachten Jahre mit den unzähligen Erinnerungen. Das Liebesgeflüster am späten Abend, die kleinen Witze, die nur sie verstanden, ihre Amnesie, ihre schrecklichen Erlebnisse – das alles hatte sich zu einer gemeinsamen Geschichte verwoben.
    Mit jedem Kilometer, den er fuhr, fiel eine weitere Schicht der Ungewissheit von ihm ab.
    Als er aus dem Wagen stieg und das Krankenhaus betrat, tat er es mit dem sicheren Schritt eines Mannes, der wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Er ging über den langen Korridor zu Annas Zimmer, klopfte leise an und trat ein. Benedikt van Cleef saß an ihrem Bett. Das Zimmer war von Blumenduft

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