Eiskalte Versuche
Gerichtsmedizin hängen gelassen worden war, betrat er die Räume der Spurensicherung mit größerer Zuversicht. Vielleicht hatte er Glück, und die Analyse der Proben vom Tatort brachte ihn ein Stück weiter.
Da er erwartet wurde, ging er ohne anzuklopfen in das Labor und steuerte geradewegs auf einen kleinen Mann mittleren Alters zu, der an seinem Schreibtisch saß und Daten in den Computer eingab.
„He, Yoda. Was haben Sie für mich?“
Malcolm Wise hatte sich längst an seinen Spitznamen gewöhnt, wenn auch nicht ohne Widerstreben. Schließlich konnte er nichts dafür, dass die Natur ihm mehr Ähnlichkeit mit dem Jedimeister aus dem „Krieg der Sterne“ verliehen hatte als mit seinen eigenen Eltern. Wise klickte das Symbol für Speichern an, bevor er Butoli seine Aufmerksamkeit widmete.
„Sie humpeln ja“, stellte er fest.
„Mein Zeh ist gebrochen.“
Wise grinste. „Ich frage besser nicht, wie das passiert ist.“
„Donnerwetter, Mann. Sie enttäuschen mich. Ich dachte, Yoda wüsste die Antwort auf alle Fragen.“
„Lassen Sie den Blödsinn“, sagte Wise. „Es gibt eine Menge Frauen, die finden, dass kleine Männer mit Glatze sexy sind.“
„Dann danke ich Gott, dass ich als Mann zur Welt kam“, gab Butoli zurück. „Was die Leiche betrifft … gibt es Spuren, die uns weiterhelfen?“
Wise stand auf und ging zu seinem Labortisch. „Das Messer, von dem die tödliche Stichverletzung stammt, lag in einer Mülltonne. Es ist russischer Herkunft.“
Butoli verdrehte die Augen. „Verdammt, Yoda. Die Leiche wurde in Brighton Beach gefunden. Dort wimmelt es von russischen Einwanderern. Geben Sie mir eine vernünftige Spur, mit der ich was anfangen kann.“
„Die Haut unter den Fingernägeln stammt nicht von dem Toten.“
Butoli unterdrückte einen Fluch. Dann warf er sich ein paar Pfefferminzdragees in den Mund.
„Hinweise, die helfen könnten, den Namen des Toten festzustellen?“
Grinsend zog Wise eine Plastiktüte aus einem Karton und stieß sie über die Tischplatte.
Butoli fing die Tüte auf, bevor sie über die Kante rutschen konnte.
„Was ist das?“
„Das Hemd des Opfers.“
„Aha. Was soll daran Besonderes sein?“
„Der Name unter dem Etikett. Könnte vielleicht weiterhelfen.“
Butolis Augen leuchteten auf.
„Sein Name? Auf einem Wäschezeichen?“
„Zumindest sein Nachname“, sagte Wise, „und die Abkürzung seines Vornamens. F. Walton. Jetzt müssen Sie nur noch jemanden finden, der vermisst wird und F. Walton heißt. Dann haben Sie das Rätsel gelöst.“
„Zumindest sein Nachname“, wiederholte Butoli und überlegte dabei, wer einem alten Mann ein Messer in die Brust rammen würde. „Noch mehr Hinweise, denen wir nachgehen könnten?“
Wise zuckte mit den Achseln. „Sie sind der Ermittler. Meinen vorläufigen Bericht habe ich eben an Ihr Büro gefaxt. Sie müssten ihn auf Ihrem Schreibtisch finden, wenn Sie zurückkommen. Einige der Tests dauern länger. Sobald alle Laborergebnisse vorliegen, teile ich sie Ihnen mit.“
Butoli klopfte dem kleinen Mann auf den Rücken.
„Danke, Yoda. Das ist die erste gute Nachricht seit zwei Tagen.“
Wise grinste von einem Ohr zum anderen. „Möge die Kraft mit Ihnen sein. Jetzt hauen Sie ab. Ich habe zu tun.“
Butoli verließ das Labor der Spurensicherung und hüpfte beim Gehen. Dieses Mal war nicht sein gebrochener Zeh der Grund. Der Tote hatte endlich einen Namen – wenn er auch unvollständig war. Als Nächstes würde er im Büro vorbeisehen, sich Marshall schnappen und ein Foto des Opfers. Dann würden sie noch einmal nach Brighton Beach fahren. Vielleicht erinnerte sich dort jemand an einen Mann, der Walton hieß. Zum Teufel. Am Ende war dieser Walton mit John Boy Walton verwandt. Wäre wirklich ein Ding!
Fünf Stunden später sank Butoli auf den Beifahrersitz. Larry Marshall setzte sich hinter das Steuer. Sie hatten fünfzehn Häuserblocks um den Fundort der Leiche abgeklappert und in allen Restaurants und Geschäften nachgefragt, ob jemand etwas über den alten Mann wusste. Ohne Ergebnis. Erst in dem kleinen russischen Restaurant neben einem Ramschladen waren sie schließlich fündig geworden.
Der Inhaber hatte stirnrunzelnd ihre Dienstmarken betrachtet, seine selbst gedrehte Zigarette ausgedrückt und einen kurzen Blick auf das Foto des Toten geworfen. Dann hatte er bedauernd den Kopf geschüttelt, ohne wieder aufzusehen.
Butoli war hartnäckig geblieben.
„Los, Mann. Sehen Sie sich das Bild noch
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