Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
Vom Netzwerk:
Mike Butolis Gesicht eine grünliche Farbe bekam.
    White-Mountain-Friedhof in Braden, Montana – am selben Tag
    Ein scharfer Windstoß hob den Saum von Margaret Watsons Kleid und zerrte an der breiten Krempe des schwarzen Hutes, den sie für diesen Anlass gewählt hatte. Mit einer Hand den Rocksaum festhaltend, mit der anderen den Hut, wandte sie sich an ihre beste Freundin Harriet Tyler. Sie senkte die Stimme und richtete den Blick auf die junge in Schwarz gekleidete Frau, die neben dem offenen Grab saß.
    „Das arme Ding. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie niemanden mehr. Keinen Ehemann. Keine Kinder. Sie steht ganz allein da mit diesem großen Hotel so weit weg von der Stadt.“
    Harriet sah zu der Frau hinüber, von der Margaret gesprochen hatte.
    „Na, ganz allein ist sie nicht“, antwortete sie, ebenfalls im Flüsterton. „Sie hat noch ihre Onkel, die auch dort wohnen.“
    Margaret zog die Nase kraus. „Nun ja, es sind nicht wirklich ihre Onkel.“
    Harriet zuckte die Schultern. „Mag sein. Aber ich glaube nicht, dass Blutsverwandtschaft das einzige Familienband ist. Die Männer waren Sam Abbotts Freunde und seine Kollegen. Sie leben in Abbott House, so lange ich zurückdenken kann. Als Isabella, Samuels Frau, starb, haben sie sich um das kleine Mädchen gekümmert, als wäre es die eigene Tochter. Wer könnte ihr verdenken, dass sie diese Männer als ihre Onkel betrachtet?“
    Margaret schnaubte abfällig. Ihre ganze Haltung drückte Missbilligung aus. „Es erscheint mir einfach nicht richtig“, raunte sie. „Alle diese allein stehenden Männer. Dass nicht wenigstens einer von ihnen irgendwann mal geheiratet hat!“
    Harriet verzog das Gesicht zu einem belustigten Lächeln. „Du bist immer noch sauer, weil Samuel Abbott deine Gefühle nicht erwiderte.“
    „Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst“, sagte Margaret spitz. „Und jetzt sei still. Der Pfarrer will ein Gebet sprechen.“
    Isabella Abbott fühlte sich wie betäubt. Ohne den festen Druck von Onkel Davids Hand auf ihrer Schulter hätte sie glauben können, dass sie träumte. Während der vergangenen Viertelstunde hatte sie den Erdklumpen auf der Schuhspitze des Geistlichen angestarrt, um nicht den glänzenden Bronzesarg über dem offenen Grab sehen zu müssen.
    Ihr Vater war tot. Das Ende war so schnell gekommen. Eben noch hatte er gelacht und geredet und in der nächsten Sekunde mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand aufs Herz gepresst. Obwohl zwei Ärzte erste Hilfe geleistet hatten, war er gestorben, bevor der Rettungswagen eintraf. Während der vergangenen drei Tage hatte er aufgebahrt im Begräbnisinstitut gelegen. Nun waren sie hier, um Abschied zu nehmen und ihn zur letzten Ruhe zu betten.
    Isabella hob den Blick von der Schuhspitze des Pfarrers und betrachtete den Berg weißer Rosen auf dem Sarg. Sie atmete tief und zitternd ein. Vor ihre Augen schob sich ein Schleier.
    Oh Daddy … wie soll ich ohne dich weiterleben?
    David Schultz starrte auf den mächtigen Bronzesarg. Er spürte seine achtundsiebzig Jahre. Nicht mehr lange und ihn erwartete das gleiche Schicksal. Sie alle würde es treffen. Dann war Isabella allein. Seine Unruhe und seine Besorgnis wuchsen noch, als er den Arm fester um ihre Schulter legte. Samuels Tod war für sie alle ein Schock gewesen. Nun mussten sie sich den neuen Verhältnissen anpassen, und er hasste Veränderungen.
    Plötzlich hörte er das Amen des Geistlichen. Die Beerdigungsgäste setzten sich in Bewegung, und Isabella stand von ihrem Sitz auf. David erhob sich ebenfalls. Um sich blickend, suchte er ihre anderen Onkel. Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Alle waren da – und umringten Isabella, sie standen neben ihr und hinter ihr; bereit, sie zu beschützen, wie es immer gewesen war, seit dem Tag ihrer Geburt.
    „Geht es, Liebes?“
    Isabella blickte hoch in das vertraute Gesicht von Onkel David und nickte.
    „Ich denke schon.“ Sie versuchte, unter Tränen zu lächeln. „Aber ich sorge mich um Onkel Frank. Wenn er bei seiner Heimkehr erfährt, dass Daddy tot ist, wird das ein Schock für ihn sein.“
    „Es ist seine eigene Schuld. Er hat uns nicht gesagt, wie wir ihn erreichen können“, sagte David, noch immer verstimmt über das große Geheimnis, das sein langjähriger Freund um diese Reise gemacht hatte.
    „Ich weiß. Aber es ist trotzdem schlimm. Er wird ein schlechtes Gewissen haben“, vermutete Isabella.
    „Das sollte er auch“, beteiligte sich Thomas Mowry an dem

Weitere Kostenlose Bücher