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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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und Perlen in der Auslage galt; in Wahrheit diente ihm die Scheibe als Spiegel für den Fußgängerüberweg.
    Rostow verharrte in seiner Betrachterpose, bis die Ampel auf Grün sprang und das Warnsignal aufblinkte. Er fuhr herum und hastete, Fahrzeugen geschickt ausweichend, über die Straße. Dann verlor er sich wieder im Strom der Passanten, mit dem auch der alte Mann sich bewegte.
    Man hatte ihn informiert, dass sein Zielobjekt ein gewisser Frank Walton sei. Angeblich ein im Ruhestand lebender Botaniker aus Braden in Montana, der nach Brighton Beach gekommen war, um Urlaub zu machen. Aber Wasili Rostow war nicht ohne Grund aus seinem geruhsamen Dasein als Pensionsempfänger gerissen und nach Amerika geschickt worden. Das Foto in seiner Tasche gehörte zu dem Geheimnis, das hinter diesem Auftrag steckte. Heute Abend würde er dem alten Mann von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Wenn seine Vermutungen stimmten, würde man den Namen Wasili Rostow bald mit neuer Ehrfurcht aussprechen.
    Frank legte seinen Nassrasierer neben das Waschbecken, kniff die Augen zusammen und betrachtete sein Gesicht im Spiegel, bevor er sich für glatt rasiert erklärte. Er hatte Schmerzen im Bauch – das war der Krebs, der seine inneren Organe auffraß. Aber er würde der Krankheit nicht erlauben, ihm den bevorstehenden Abend zu verderben. Der Portier hatte ihm von einem wunderbaren Restaurant erzählt, nur wenige Straßenzüge vom Hotel entfernt, das zur Unterhaltung seiner Gäste eine Varietévorstellung bot. Die Gelegenheit, mehr Musik aus seiner Heimat zu hören, war zu verlockend, und er wollte sie sich nicht entgehen lassen. Ohne auf den nagenden Schmerz zu achten, trocknete er sich das Gesicht ab, verteilte nach Latschenkiefern duftendes After Shave auf der Haut und kehrte ins Zimmer zurück, wo er sich fertig ankleidete.
    Morgen würde er wieder in Montana sein, zurück bei seinen Freunden und bei Isabella. Der Gedanke an das Mädchen zauberte ein Lächeln auf seine Lippen – er sah ihre dunklen lachenden Augen vor sich und das herzförmige Gesicht. Isabella war die Tochter, die er nie gehabt hatte. Sie sagte Onkel zu ihm, wie zu allen Freunden Samuels.
    Samuel Abbott war Isabellas Vater. Er hatte von Anfang an die Gruppe geführt. Frank runzelte die Stirn und blickte zum Telefon. Seine zu einem Lächeln hochgezogenen Mundwinkel senkten sich. Die Freunde waren dagegen gewesen, dass er Braden verließ, und er hatte es nicht geschafft, ihnen den Grund für seine Reise begreiflich zu machen. Von der Krebserkrankung wussten sie nichts. Er würde ihnen später davon erzählen – wenn sich der Schmerz nicht länger verbergen ließ.
    Frank sah noch einmal zum Telefon. Er sollte sich melden und den Daheimgebliebenen mitteilen, dass er morgen zurückflog. Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und entschloss sich anders. Es war schon spät. Er musste sich beeilen, denn er hatte einen Tisch reservieren lassen, und den Anfang der Vorstellung wollte er auf keinen Fall versäumen.
    Er tat den Gedanken an den Anruf ab. Er war nicht wirklich erforderlich. Morgen um diese Zeit würde er längst wieder zu Hause sein. Dann konnte er nach Herzenslust reden.
    Minuten später durchquerte er die Hotelhalle und trat auf die Straße hinaus. Mehr als ein Dutzend Menschen standen am Gehsteigrand und versuchten, ein Taxi anzuhalten. Frank warf einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr und runzelte die Stirn. Wenn er länger warten müsste, würde er zu spät kommen. Das Restaurant lag zwanzig Straßenzüge von hier. In seinem geschwächten Zustand eine gewaltige Entfernung; trotzdem entschied er sich, zu Fuß zu gehen.
    Der Septemberabend war mild, und es herrschte lebhafter Verkehr. Nachdem die Sonne untergegangen war, hatte sich die Luft so weit abgekühlt, dass das Gehen angenehm war. Frank war offensichtlich nicht der Einzige, der sich zu einem Spaziergang entschlossen hatte. Sogar in dieser Nebenstraße waren viele Passanten unterwegs. Mit hoch erhobenem Kopf und die Schultern straff nach hinten gedrückt, schritt Frank voran. Für eine Weile gestattete er sich die Vorstellung, wieder jung und stark zu sein – und zurück in der Heimat.
    Fünf Straßenzüge von seinem Ziel entfernt hörte er jemanden einen Namen rufen. Zuerst achtete er nicht darauf und ging weiter. Dann vernahm er den Namen wieder.
    Vaclav Waller. Jemand hatte laut Vaclav Waller gerufen.
    Frank geriet ins Stolpern, dann erstarrte er – die Angst, sich umzudrehen,

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