Eiskalte Versuche
Schultern zitterten. Vermutlich, weil sie weinte.
„Verdammt“, sagte er leise. Er zog sie hoch und schlang die Arme um sie. Halb in der Erwartung, sie würde sich gegen eine solche Vertraulichkeit zur Wehr setzen, war er überrascht, als sie sich gegen ihn sinken ließ. „Nicht weinen, Isabella. Es ist vorbei. Hören Sie? Vorbei.“
„Es wird niemals vorbei sein.“ Jetzt begann sie tatsächlich zu weinen.
Jack hielt sie fest. Ihm war bewusst, dass die Tränen nichts mit Bobby Joe zu tun hatten. Nach einer Reihe schlimmer Ereignisse hatte dieser letzte Zwischenfall sie endgültig erschüttert.
6. KAPITEL
J ack musste seine ganze Kraft aufbieten, um Isabella loszulassen.
„Steigen Sie bei mir ein. Ich fahre Sie nach Hause.“
Die Tränen quollen ihr aus den Augen. Sie wandte sich verwirrt ab.
„Aber mein Wagen … ich kann ihn nicht einfach …“
„Darum kümmern wir uns später. Jetzt müssen Sie nach Hause.“
Das Bedürfnis, in ihr Bett zu kriechen und die Decke über den Kopf zu ziehen, war groß. Aber sie hatte Angst, wenn sie diesem Drang nachgab, würde sie nie wieder aufstehen.
„Ich komme schon zurecht. So schlimm ist es nicht.“
„Sie zittern noch immer“, wandte Jack ein.
Isabella runzelte die Stirn. „Also gut. Ja. Die Sache hat mich mitgenommen. Aber ich bin erwachsen. Ich kann allein auf mich aufpassen.“
Während sie dastanden und redeten, schwoll ihre Lippe weiter an. Die Vorstellungen, die ihm bei diesem Anblick durch den Kopf schossen, mochte er lieber nicht näher untersuchen.
„Miss Abbott, sicher haben Sie vollkommen Recht. Sie können mir Machogehabe nachsagen oder mich für übertrieben höflich halten, aber nach Hause fahre ich Sie trotzdem, ob es Ihnen passt oder nicht.“
Plötzlich war Isabellas Widerstand gebrochen. Sie konnte nur den Kopf senken und nicken.
Jack fasste sie am Ellenbogen und führte sie zu seinem Wagen. Wortlos ließ sie sich auf dem Beifahrersitz nieder, lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze und schloss die Augen. Pfefferminzduft und der Geruch nach Holz wehten ihr in die Nase. Jack stieg ein, und die Gerüche verschwanden. Er drehte den Zündschlüssel herum und schaltete die Klimaanlage ein.
„Schnallen Sie sich an“, sagte er ruhig.
Isabella befolgte seine Aufforderung. Dann fuhr sie sich mit den Fingern durch die Haare. Sie war ärgerlich auf sich selbst.
„Ich verstehe das nicht. Wie konnte die Situation mir so entgleiten?“
Jack fuhr an ihrem Wagen vorbei und folgte der Straße zum Hotel. Er warf Isabella einen Blick zu.
„Dieser Mann, der Ihren Reifen aufgeschlitzt hat … kennen Sie ihn schon lange?“
„Mein ganzes Leben.“
„Sind Sie früher mit ihm ausgegangen?“
Isabella warf ihm einen entrüsteten Blick zu. „Nein. Bis jetzt hatte ich das nicht nötig.“
Jack unterdrückte ein Grinsen. „Da wir schon bei den persönlichen Dingen sind, erlauben Sie mir vielleicht auch die erstaunte Frage, warum eine Frau wie Sie unverheiratet ist.“
Isabella drehte sich zu ihm herum und sah ihn von der Seite an. Ihr fiel auf, dass sein Profil von einer kompromisslosen Kantigkeit war, wie die Berge, die sie umgaben.
„Was genau verstehen Sie unter einer Frau wie mir?“ Es kam ihr vor, als ob seine Wangen sich bei der Frage plötzlich dunkler färbten.
„Ihnen sollte bewusst sein, wie schön Sie sind“, antwortete er und trat auf die Bremse. Fünfzig Meter vor ihnen setzte ein Hirsch über die Fahrbahn.
„Wildwechsel. Kommt hier häufig vor“, sagte sie. „Und danke für das Kompliment.“
Er nickte. „Keine Ursache. Also … warum sind Sie nicht verheiratet?“
Sie lächelte. „Sie sind hartnäckig, wissen Sie das?“
„Berufskrankheit“, sagte er unbedacht. Als ihm im selben Augenblick auffiel, dass er von Jack Dolan, dem FBI-Agenten, gesprochen hatte, hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen.
„Ja, ich nehme an, Schriftsteller müssen neugierig sein, wenn sie Erfolg haben wollen.“
„Richtig.“ Seine Anspannung ließ nach. Er ermahnte sich, in Zukunft aufmerksamer zu sein, wenn er etwas sagte. „Aber Sie haben noch immer nicht meine Frage beantwortet“, hakte er dann nach.
Isabella lachte laut und zuckte im nächsten Moment zusammen.
„Autsch“, murmelte sie und presste zwei Finger auf die Platzwunde an ihrer Lippe. „Die Onkel werden einen furchtbaren Schreck bekommen, fürchte ich.“
„Zu Recht“, sagte Jack.
Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Und Sie sind mein
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