Eiskalte Versuche
im Schatten.
Im festen Vertrauen auf den reibungslosen Verlauf seines Vorhabens eilte er am Empfangstresen vorbei und betrat den hinter dem Treppenaufgang gelegenen Korridor, der zu Isabella Abbotts Wohnung führte. Er hatte Glück gehabt, dass Isabella ihn früher am Tag gebeten hatte, die Einkaufstüte für sie hereinzutragen. Das ersparte ihm, mitten in der Nacht ihre Wohnräume zu suchen. Noch wichtiger war, dass er den Schlüssel hatte.
An der Wohnungstür blieb er stehen. Er kniff die Augen zusammen. Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Er warf einen Blick in den langen Korridor und sah hinter sich. Nichts rührte sich. Kein Laut war zu hören. Gut so. Er hätte kaltblütig jeden umgebracht, der ihn störte.
Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Dinge, legte er das Ohr an die Tür. Die Stille in der Wohnung dahinter war beruhigend. Er schaute sich noch einmal um. Dann nahm er den Schlüssel, den er von Isabellas Schlüsselbund gestohlen hatte, und schob ihn ins Schloss.
Isabella hatte geweint, bis sie endlich einschlief. Seit einer Stunde wiederholte sich der gleiche Albtraum. Jack rannte durch die Hotelhalle und schrie ihren Namen. Wenn sie ihn dann sah, waren sein Gesicht und seine Kleidung blutüberströmt. Jedes Mal, wenn sie ihn zu fragen versuchte, was Schlimmes geschehen war, zog er seine Pistole und sagte, sie müssten alle sterben.
Sie versuchte, den Traum anzuhalten, rollte auf den Rücken und warf sich unter der Decke unruhig hin und her. Dann war plötzlich ihr Vater da. Er stand zwischen ihr und Jack.
„Daddy … ich bin so froh, dass du gekommen bist. Mein Leben ist aus den Fugen geraten.“ Sie wies auf Jack. „Er sagt, die Onkel hüten ein Geheimnis, aber niemand will mir verraten, worum es dabei geht. Das ist nicht fair, Daddy. Mach, dass sie mir sagen, was los ist.“
„Denk nicht mehr an das Geheimnis, Isabella. Jemand ist an deiner Tür! Wach auf. Wach sofort auf!“
Die Augen weit aufgerissen, fuhr sie vom Kopfkissen hoch. Ihr Herz raste. Sie schob sich das Haar aus dem Gesicht, hielt den Atem an und lauschte.
Dann hörte sie es. Ein leises Klappern an der Eingangstür und ein quietschendes Geräusch, als berührte jemand eine lose Bodendiele.
Oh Gott … das war kein Traum! Jemand versuchte tatsächlich, bei ihr einzubrechen.
Sie kroch aus dem Bett, nahm das schnurlose Telefon und schloss sich im Badezimmer ein. Ohne Licht zu machen, begann sie, die Notrufnummer einzutasten. Dann fiel ihr ein, dass es zu lange dauern würde, bis die Polizei eintraf. Ihr nächster Gedanke galt Jack Dolan. Er war FBI-Agent. Wenn er schon hier war und alles durcheinander bringen musste, konnte er auch eingreifen und sie retten, bevor ihre Welt endgültig zerbrach. Sie wählte die Nummer seines Zimmeranschlusses.
Jack lag auf dem Bett und war eingeschlafen. Er hatte noch seine Socken und die Trainingshose an. Als das Telefon läutete, rollte er zur Seite, griff halb benommen nach seinem Hemd und hob den Hörer ab.
„Hallo, ja?“
„Jack … ich bin es. Jemand versucht, in mein Schlafzimmer einzudringen.“
Die Stimme flüsterte nur, aber er wusste sofort, dass es Isabella war.
„Wo bist du jetzt?“
„Ich habe mich im Bad eingeschlossen.“
„Bleib dort. Ich bin schon unterwegs.“
Er ließ den Hörer fallen, ohne einzuhängen. Auf dem Weg zur Tür griff er sich seine Pistole.
Geräuschlos bewegte er sich durch den Korridor. Auf der Treppe nach unten jedoch knarrten die alten Dielenbretter verräterisch unter seinen Füßen. Er konnte nichts dagegen tun außer weitergehen. Die letzten Stufen nahm er mit einem geschmeidigen Sprung, dann stürzte er in den Korridor zu Isabellas Räumen.
Die Tür war angelehnt, und es brannte kein Licht. Ein beunruhigendes Zeichen. Jack fasste seine Waffe mit beiden Händen, hielt sie in Schussposition vor sich und schlüpfte in die Wohnung.
Im nächsten Moment sah er einen Schatten, der sich zwischen ihm und dem Fenster in Richtung des Schlafzimmers bewegte. Der Umriss war zu groß und zu breit, um Isabella zu gehören. Sein Magen verkrampfte sich. Das musste Rostow sein. Dieser verdammte Hurensohn! Was suchte er hier? Welches Wissen vermutete er bei Isabella?
Lautlos und zügig bewegte sich Jack an der Wand entlang.
Dann hörte er das Geräusch eines ungeduldig hin und her gedrehten Türknaufs und ein leises Lachen.
„Isabella … kommen Sie heraus. Sie können sich vor mir nicht verstecken.“
Es folgte ein halb unterdrückter Aufschrei, für
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