Eiskalte Versuche
identisch mit denen auf der Passagierliste, und über die Gesichter kann ich nichts sagen; dazu ist das Foto zu alt und die Männer waren zu jung. Aber ein merkwürdiger Zufall bleibt die Zahlenübereinstimmung trotzdem.“
„Lassen Sie mich wissen, was man in Quantico in Erfahrung bringt.“
„Ja, Sir.“
„Ich melde mich wieder.“
Die Leitung brach ab. Jack sah sofort in seinen E-Mail-Briefkasten in der Hoffnung auf Post von Steven Randolph. Er klickte sich durch die Liste der neu eingegangenen Nachrichten. Beim vorletzten Eintrag hielt er inne und grinste.
Dubloh7.
007. Das war Steven.
„Dann wollen wir mal sehen, was du für mich hast, James Bond.“
Er öffnete die Datei und begann zu lesen. Je weiter er kam, desto klarer wurde ihm, dass der Fall von Frank Walton die Spitze eines riesigen Eisberges war. Alle Ärzte an Bord des Flugzeuges waren Experten für Gentechnik gewesen und hatten Möglichkeiten zur Manipulation des menschlichen Erbguts erforscht. Noch bedeutsamer war eine andere Information, die Steven den Unterlagen im Archiv entnommen hatte. Zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes drohte allen sechs Wissenschaftlern, dass sie ihre Forschungsaufträge verloren.
Jack beantwortete die E-Mail. Er listete die Namen der Männer auf, die in Abbott House lebten oder gelebt hatten – darunter auch den von Isabellas Vater. Walton hatte das Gaunerstück vollbracht, in der Identität eines Toten weiterzuleben. Jack fragte sich, was die Überprüfung der anderen Namen ergeben würde.
Als er das Feld für Senden anklickte, wurde an seine Tür geklopft. Das Essen war da.
„Kommen Sie herein“, sagte er und schloss den Laptop.
Die Tür wurde geöffnet. Jack stand auf und streckte sich. In diesem Moment sah er, dass nicht Delia mit seinem Imbiss hereinkam. Es war Isabella.
Er eilte ihr entgegen, nahm ihr das Tablett aus den Händen und stellte es ab.
„Brauchst du sonst noch etwas?“
„Vielleicht Verzeihung? Verständnis? Eine Umarmung? Ich bin nicht wählerisch und nehme alles.“
Sie seufzte und schalt sich stumm für ihre Schwäche. Als sie angeboten hatte, ihm das Essen zu bringen, war ihr klar gewesen, wie er ihr entgegentreten würde. Deshalb war sie hier, wenn sie ehrlich war.
„Ich kann verstehen, dass du deine Ermittlungen oft verdeckt durchführen musst. Das bringt die Arbeit für das FBI mit sich.“
„Ja, dann …“
„Ich bin noch nicht fertig.“ Sie hob die Hände und wich zurück, um Raum zwischen ihnen zu schaffen.
Jack stählte sich für das einschränkende „Aber“, das er zu hören erwartete.
„Dann sprich weiter.“
„Du kannst mich nicht einfach stehen lassen und davon ausgehen, dass ich so tue, als ginge mich die ganze Geschichte nichts an. Weißt du, wie mir zu Mute ist? Jetzt fühle ich mich wirklich als Waise. Ich misstraue den einzigen Menschen, die ich als Familie gekannt habe. Das hast du erreicht. Ich sehe diese fünf liebenswerten alten Männer an, und plötzlich sind sie Fremde für mich. Jack, ich habe Angst – und das ist allein deine Schuld.“
Er runzelte die Stirn. „Nein, Isabella. Das stimmt nicht. Ich war der Überbringer der schlechten Nachricht. Die Sache, in die deine Onkel verwickelt sein könnten, hat lange vor der Zeit begonnen, als du geboren wurdest.“
Ihre Unterlippe bebte. Isabella kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen.
„Was ist los, Jack? Was geht hier vor? Wovor haben die Onkel Angst? Sag nicht, ich würde mich irren. Ich habe den Ausdruck in ihren Augen gesehen.“
„Hast du sie gefragt?“
„Nein, und das werde ich auch nicht tun.“
„Warum nicht?“
Die Antwort war bitter, aber sie musste gesagt werden. Isabella schlang sich die Arme um den Oberkörper, ging zum Fenster und starrte auf den White Mountain. Plötzlich bekam sie eine Gänsehaut.
„Weil nichts von dem, was sie mir mitteilen würden, die Wahrheit wäre. Verzichte ich auf die Frage, erspare ich ihnen die Lügen.“
„Es tut mir Leid.“
„Oh, Jack … mir doch auch.“
„Isabella … sieh mich an.“
Sie drehte sich um. Ihre Augen waren feucht.
Jack wusste, dass das, was er tat, nicht richtig war. Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und neigte den Kopf. Dann küsste er sie. Sanft und zärtlich.
Sie stöhnte auf. Er glitt mit den Händen von ihrem Gesicht zu den Schultern und tiefer, zum Rücken. Er zog sie an sich.
Hitze entstand. Leidenschaft flammte in ihnen auf. Es gab nur einen Weg, das schmerzhaft wilde Verlangen zu stillen –
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