Eisrose
Zeiten.“
„Wie kommst du auf den?“
„Wegen der Pfeife.“
„Die Genialität von Sherlock hätte ich gern. Dann wäre ich damals nicht gescheitert.“ Sein Gesicht verdüsterte sich.
„Wunder Punkt?“
„Nicht direkt.“ Er zögerte kurz. „Im Vertrauen, ja!? Vor ein paar Jahren hat sich hier im Club eine junge Frau das Leben genommen. Ihre Eltern glaubten nicht an Suizid. Sie wandten sich an meine Detektei, damit ich der Sache auf den Grund gehe, denn die Polizei hatte sämtliche Ermittlungen abgeschlossen. Kein Hinweis auf Fremdverschulden oder einen Unfall. Und auch ich konnte nichts finden. Es wuchs Gras über die Sache, aber mich ließ die Geschichte all die Jahre nicht los. Mein Bauchgefühl sagte mir, da stimmt was nicht. Also nahm ich mir vor, zurückzukehren. Tja, und da mir die Clubchefin schon damals sehr gut gefiel, lag es nahe, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden: Ein Urlaub in diesem exzellenten Club, dabei auf Tuchfühlung mit einer betörenden Frau gehen, und nebenbei einfach ein wenig Augen und Ohren offen halten.“
„Du glaubst, heute noch Hinweise zu finden?“
„Nicht unbedingt. Aber man sagte dem Leiter des Clubs nach, er sei nicht unschuldig an diesem traurigen Vorfall. Die Eltern kommen über den angeblichen Freitod ihrer allzeit fröhlichen Tochter einfach nicht hinweg und würden ein Stück weit Ruhe finden, wenn die genauen Umstände ans Licht kämen.“
Leah schwieg. Mit dem Clubleiter war Dominik gemeint, mit der jungen Frau Cathérine. Valérie hatte diese schreckliche Tragödie ja angedeutet. Aber Schuld? Dominik sollte Schuld an ihrem Tod sein? Ihre Gedanken purzelten wild durcheinander, und so war sie froh, als André sich erhob. „Ich hoffe, du sprichst mit niemandem darüber. Ich möchte die ausgelassene Stimmung hier im Club nicht vergiften und bin in erster Linie ja auch als Gast hier.“ Er lächelte. „Mir hat es jedenfalls gut getan, darüber zu sprechen. Seit ich wieder hier bin, holen mich diese Schatten vermehrt ein.“
„Keine Sorge, von mir erfährt niemand etwas. Dafür hältst du mich in dieser Angelegenheit auf dem Laufenden, abgemacht?“
„Abgemacht. Bist du heute ebenfalls beim Barbecue?“
„Ja.“
„Okay, dann sehen wir uns.“
Leah nickte, winkte ihm in Gedanken versunken nach.
Dominik klappte den Laptop zu und erhob sich. Stunden hatte er damit zugebracht, seine aktuellen Fotos zu sortieren und zu bearbeiten. Wie immer hatte ihn die Arbeit vollkommen abtauchen lassen.
Der Vorhang des Fensters bauschte sich leicht im Wind, der schwere süße Duft von Jasmin, Rosen und Sträuchern strömte vom Garten ins Atelier. Tief und genussvoll atmete er ein paarmal tief durch, erhob sich und betrachtete die Bilder, die, bereits auf Leinwand gebannt, den Raum säumten. Zufrieden nickte er. Perfekt! Er hatte die richtige Auswahl getroffen und sich in den jeweiligen Details mal wieder selbst übertroffen.
Und das, obwohl Leah ihm ständig wie ein Geist vor dem inneren Auge aufgelauert und genarrt hatte. Er hatte durchgehalten, und an diesem Tag bewusst darauf verzichtet, ihr zu begegnen. Gedanklich jedoch schnupperte er an ihrer Halsbeuge, fuhr mit den Fingern durch ihr seidiges Haar, kostete von ihren sinnlichen Lippen und bearbeitete ihr entzückendes Hinterteil mit bloßen Händen, bis es glühte.
Bravo , applaudierte er sich. Das war also aus seinem Vorhaben, sich zu rächen und Leah eine Lektion zu erteilen, geworden. Unruhig wie ein Tiger im Käfig begann er auf und ab zu wandern. Es raubte ihm schier den Atem, wie gefährlich nah sie ihm innerhalb kürzester Zeit gekommen war.
Er trat ans Fenster, konnte nicht verhindern, dass auch Cathérine seinen Geist heimsuchte. Seine Gedanken wanderten zurück.
Er hatte Cathérine geliebt.
Und sie – sie war ein Biest gewesen, hatte ihn an der Nase herumgeführt, mit seinen aufrichtigen Gefühlen gespielt und ihn immer wieder hintergangen, belogen und betrogen. Gefühlsmäßig war er ihr verfallen, ihrem Liebreiz, ihrer Intelligenz, ihrer Schönheit, ihrem zuckersüßen Lächeln, ihrer verführerischen Ausstrahlung und ihrer liebreizend devoten Ader, was Liebesspiele betraf. Bald war er selbst nur noch ein Schatten seiner selbst, ausschließlich darauf bedacht, sie glücklich zu machen, voller Angst, sie zu verlieren, denn Cathérine war anspruchsvoll. Sehr anspruchsvoll. Bekam sie ihren Willen nicht, mutierte sie zur Dramaqueen, bestrafte ihn mit Liebesentzug und der Drohung,
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