Eisrose
betörender Duft von Rosen und Flieder lag in der Luft. Antike Laternen warfen ein warmes Licht in den Garten. Und plötzlich spürte sie seine Anwesenheit ganz deutlich. Noch ehe sie sich umdrehte, wusste sie, dass Dominik ihr gefolgt war.
Er sah sie an. Sie konnte seinen Blick förmlich spüren, aber Dominik kam nicht näher. Stattdessen nahm er ein paar schwarze Lederhandschuhe aus seiner Hosentasche und zog sie an.
Leah lief ein paar Schritte weiter, bis sie den Pavillon erreicht hatte. Doch egal wie weit sie sich von ihm entfernte, sie konnte ihn nicht ignorieren, seiner Aura nicht entkommen. Im Gegenteil, es war ein ungeheuer erregendes Gefühl, dass er Isa zurückgelassen hatte, um ihr zu folgen. Verrückt, aber wahr. Jedoch war er nichts für sie.
Er ist dominant, dominant, dominant.
Wie ein Mantra wiederholte sie diesen Satz auf geistiger Ebene. Jedoch strahlte dieser Mann eine Magie aus, der sie sich nur schwer entziehen konnte.
Dominik kam näher, ließ sie nicht aus den Augen.
Erneut wurde sie unruhig. Aber als er bedrohlich nahe vor ihr stand, fragte sie so kühl wie nur möglich: „Was wollen Sie?“
Seine Mundwinkel verzogen sich spöttisch.
Ein Adrenalinstoß durchzuckte sie, als er sie am Arm packte, sie zu sich heranzog und sein Atem heiß ihr Ohr streifte. Sie wusste, sie durfte bei diesem verbotenen Spiel nicht mitmachen, aber für den Augenblick besaß sie nicht die Kraft, ihn zu stoppen.
Als er ihr den Arm auf den Rücken drehte, sich ihre Hüften somit gegen die seinen pressten und ihr Schoß gefährlich zu pochen begann, mobilisierte sie schließlich doch ihre gesamte Energie und stieß ihn von sich.
„Niemand wagt es, mich ungefragt anzufassen“, spie sie ihm wütend entgegen.
Seine Augenbraue zuckte empor. „Das ist aber mehr als halbherzig. Du erwartest doch wohl hoffentlich nicht, dass ich ehrfürchtig Herrin raune und vor dir auf die Knie gehe?“
Wie zwei Gegner standen sie sich gegenüber.
Dominik hatte dieses verwöhnte Frauenzimmer auch nach all den Jahren wiedererkannt. Erinnerte sich daran, wie selbstverständlich sie sich damals jedes männliche Wesen genommen und dann von sich gestoßen hatte. Und nun hatte er den Abend über beobachten können, wie stolz und erhaben sie durch den Club stolzierte, wie ehrfürchtig man sich ihr gegenüber verhielt. Königlich, kühl, herrisch – so gab sie sich. Schön und edel wie eine Rose; eine Eisrose. Jedoch hatte er sofort gespürt, dass sie zwar Herrin spielte, dies allerdings nicht ihr Kern war.
Damals hatte er Verachtung für das junge, verzogene Ding verspürt. Sie hatte ihn gelangweilt, ihre flatterhafte Natur hatte nur ein müdes Gähnen in ihm hervorgerufen. An seiner Grundeinstellung hatte sich nicht viel geändert, jedoch reizte es ihn heute, ihre stolzen Federn zu stutzen und ihr zu zeigen, dass sie nicht der Nabel der Welt war. Begründet lag dies sicherlich in der öden Langeweile, die sein perfektes Leben durchzog. Ihm fehlte die Inspiration; seit Langem war da kaum etwas, was ihn fesseln konnte.
Alles langweilte ihn. Besonders die Frauen. Mit ihnen zu schlafen bedeutete ihm schon eine halbe Ewigkeit nichts mehr. Das Einzige, das ihm wirklich noch etwas bedeutete, war die Arbeit unter seinem Pseudonym. Es erfüllte ihn, die Fotos nach einer Session zu sortieren, zu analysieren, zu bearbeiten und letztendlich für Ausstellungen zusammenzustellen. Der Ausdruck in den jeweiligen Gesichtern und Augen, während sie dominiert, gequält und bis über die eigenen Grenzen hinausgeführt wurden – darin lag für ihn das gewisse Etwas. Und befriedigte die Ader des Hobbypsychologen, die in ihm schlummerte. Kunst und Psychologie vereint in Aufnahmen, die die Betrachter faszinierten und schockierten zugleich. Das damit verbundene und erforderliche Dominieren und Unterwerfen von Frauen hatte jedoch schon lange seinen Glanz für ihn verloren.
Noch immer standen sie sich gegenüber, ihre Blicke schienen einen Kampf auszufechten. Eine geraume Zeit lang waren sie ebenbürtige Gegner, dann jedoch wurde Leahs Willenskraft erneut geschwächt, nämlich genau in dem Moment, als er ihr zuraunte: „Glaub mir, ich weiß genau, was du brauchst.“
Unzählige Schauer durchliefen ihren Körper, Stromschlägen gleich. Eine nicht abzuwendende Macht brachte ihren Schoß zum Pochen, ihr wurde heiß und kalt zugleich.
Verdammt!
Sie musste dagegen ankämpfen. Auf der Stelle. Durfte nicht zulassen, was hier gerade geschah.
Es gelang ihr,
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