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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Quinn
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unfreundlich.
    Troup schluckte. Ich konnte es deutlich hören.
    »Jemand schleicht um mein Haus, Logan«, stieß er nervös hervor. »Ich weiß nicht, was der Kerl will, aber ich habe ein verdammt komisches Gefühl. Sie müssen unbedingt kommen, Logan!«
    Spencer Troup hatte Angst, kein Zweifel. Aber wer sollte schon Interesse haben, in sein Haus einzubrechen? Wertgegenstände besaß er nicht, und sein bißchen Geld trug er regelmäßig ins Northway’s Inn.
    Vielleicht Männer aus dem Camp?
    Die Alyeska hatte sich voriges Jahr erst hier niedergelassen, und das Verhältnis zwischen den Einwohnern von Bunker’s Hope und den Arbeitern im Camp war noch etwas distanziert. Man kannte sich kaum. Unter Umständen konnte dann natürlich einer oder mehrere der Arbeiter auf den Gedanken kommen, einmal nachzuschauen, ob es in der Stadt nicht etwas gäbe, was einen Diebstahl lohnte.
    »Logan?« Troups Stimme riß mich aus meinen Überlegungen. »Was ist?«
    »In Ordnung, Troup«, beruhigte ich ihn. »Ich bin schon unterwegs. Verriegeln Sie inzwischen Türen und Fenster und öffnen Sie nur, wenn ich mich melde.«
    »Ja, ja! Und vielen Dank! Aber, Logan, ich flehe Sie an, beeilen Sie sich!«
    Ich legte auf und schlüpfte in meine Winterkleidung. Troups Verhalten beunruhigte mich mehr, als ich mir eingestehen wollte. Die Furcht, die aus seiner Stimme und aus seinen Worten klang, paßte einfach nicht zu seinem robusten Charakter. Das Ganze war eine verdammt mysteriöse Angelegenheit.
    Ich steckte die Pistole in das Schutzfutteral und nahm noch vorsichtshalber das Jagdmesser mit. Es ist eine ziemlich umständliche Angelegenheit, im Notfall mit den ungefügen Handschuhen den Abzug der Pistole durchzuziehen, und möglicherweise würde es auf Sekunden ankommen, sollte wirklich jemand Troup überfallen wollen. Außerdem war ich mit dem Messer mehr vertraut.
    Eilig verließ ich mein Büro. Der Schnee auf der Straße war hart und glasig gefroren, so daß man kaum einsank. Leider wurde dieser Vorteil durch die lebensgefährliche Glätte wieder aufgewogen.
    Troups Haus lag etwas abseits von Bunker’s Hope, knapp hundert Meter vom Drugstore an der Claim Street entfernt. Die wenigen Straßenlampen erhellten die Gegend nur ungenügend, und als ich am Northway’s Inn vorbeikam, überlegte ich ernsthaft, ob ich Tomtom Kezikewa bitten sollte, mich zu begleiten. Aber ich verwarf diesen Gedanken wieder. Tomtom hatte die ganze letzte Woche über kaum eine freie Stunde gehabt, und ich wollte ihn jetzt nicht schon wieder an seinem sauer verdienten Vergnügen hindern.
    Also ging ich allein weiter. Allmählich kroch die Kälte durch meinen Pelzmantel, und ich machte größere und schnellere Schritte, um so möglichst viel Körperwärme zu erzeugen. Kalte Glieder reagieren sehr viel langsamer als warme, und sollte es zu einem Kampf kommen – was ich freilich zu diesem Zeitpunkt stark bezweifelte – dann konnten Augenblicke über Sieg oder Niederlage entscheiden.
    Fünf Minuten später sah ich endlich Spencer Troups Haus vor mir. In der Dunkelheit wirkte es wie ein schlafender Käfer auf den dünnen Stützpfählen, die den Fußboden bis etwa einen Meter über die Schneedecke hoben.
    Ich blickte mich aufmerksam um, lauschte konzentriert. Nichts. Nur das hohle Pfeifen des Nachtwindes war zu hören.
    Obwohl ich bereits Zweifel an Spencer Troups Beobachtung hegte, begann ich, vorsichtig das Haus zu umrunden und hielt unablässig Ausschau nach einem verdächtig erscheinenden Schatten. Wieder vergeblich. Alles schien leer und verlassen.
    Ich fluchte lautlos. Wahrscheinlich war Troup der genossene Fusel zu Kopf gestiegen und ließ ihn grüne Männchen sehen, die gegen ihn konspirierten.
    Ärgerlich begab ich mich zur Haustür. Die Tür war weit geöffnet.
    In meinem Kopf schrillte im gleichen Augenblick eine Alarmglocke. Hatte ich Troup nicht geraten, alles zu verriegeln? Ein Rat, der bei seiner Angst mit Sicherheit überflüssig gewesen war.
    Unwillkürlich griff ich nach meinem Messer. In der Dunkelheit ist eine Pistole eine äußerst unsichere Waffe, und mein Messer war lang und scharf genug, selbst die dickste Pelzjacke zu durchstoßen.
    Ich blieb vor der kleinen Treppe stehen und beobachtete sekundenlang das dunkle Viereck der offenen Haustür. Im Haus selbst brannte kein Licht.
    Jetzt erst fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, eine Taschenlampe mitzunehmen.
    »Spencer Troup!« rief ich. »Hier ist Patrick Logan! Wo stecken Sie? Geben Sie

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