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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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über fünfzig Meter über ihm war, zu hoch, um ihn zu erreichen, solange der Gewichtsgürtel ihn hinabzog, und so fummelte er an seiner Taille herum und versuchte, sich von dem lästigen Blei zu befreien. Doch weil der verdammte Gürtel von Russen gemacht worden war, war der Druckknopf nicht dort, wo er sein sollte, und er hatte noch nie zuvor eine russische Ausrüstung benutzt.
    Roger hörte auf zu treten, um sich auf die Suche nach dem Öffnungsknopf konzentrieren zu können. Augenblicklich sank er langsam wieder in den Tunnel zurück. Er schlug auf den Gürtel, zerrte und riß an ihm, konnte den Freigabeknopf aber noch immer nicht finden, großer Gott, Gott der Allmächtige im Himmel, fand ihn noch immer nicht, und schließlich wußte er, daß er zuviel Zeit verschwendet hatte, und er wagte es nicht, auch nur noch eine weitere Sekunde zu verschwenden, er mußte eben mit dem behindernden Gürtel an die Oberfläche gelangen. Er drückte die Arme fest an die Seiten, versuchte, sich pfeilschlank zu machen, dem Wasser so wenig Widerstand wie möglich zu machen, und trat kräftig und rhythmisch mit den Beinen, kämpfte sich höher, immer höher. Seine Brust schmerzte, und sein Herz hämmerte, als wolle es jeden Augenblick zerplatzen, und er konnte dem Drang zu atmen nicht mehr widerstehen. Er öffnete den Mund, atmete kräftig aus und verzweifelt ein, doch da war nichts mehr zum Einatmen, nur noch der dürftige Atem, den er gerade ausgestoßen hatte und der noch dünner war, als er das nächstemal einatmete. Seine Lungen standen in Flammen, und er wußte, daß die Dunkelheit, die ihn umgab, nicht mehr die des Tunnels war, sondern eine Dunkelheit hinter seinen Augen. Wenn er nicht atmete, würde er das Bewußtsein verlieren, und wenn er das Bewußtsein verlor, würde er sterben. Also riß er sich die Maske ab und nahm einen tiefen Zug von der Luft in der kuppelförmigen Höhle, aber er befand sich natürlich nicht mal in der Nähe der Eishöhle — warum hatte er sich eingebildet, er hätte die Oberfläche erreicht, wie hatte er nur so dumm sein können? —, und er atmete so bitter kaltes Wasser ein, daß der Schmerz durch seine Zähne schoß. Er schloß den Mund, würgte heftig, versuchte aber sofort wieder, noch einmal zu atmen. Aber da war nur noch mehr Wasser, Wasser, nichts als Wasser. Er krallte mit beiden Händen nach dem Wasser, als wäre es ein dünner Vorhang, den er zerreißen konnte, um an die begehrte Luft dahinter zu gelangen. Dann wurde ihm klar, daß er die Beine nicht mehr bewegte und von den Tauchgewichten langsam wieder hinabgezogen wurde. Er krallte auch nicht mehr nach dem Wasser, sank einfach würgend immer tiefer, und es fühlte sich an, als hätte er mehr Bleigewichte in seiner Brust als um seine Hüfte.
    Er sah, daß der Tod weder das Gesicht eines Mannes noch einen Knochenschädel hatte. Es war eine Frau. Eine bleiche Frau mit starkem Kinn. Sie war nicht ohne Schönheit. Ihre Augen waren von einem hübschen, durchscheinenden Grau. Roger betrachtete ihr Gesicht, als es aus dem Wasser vor ihm aufstieg, und erkannte, daß sie seine Mutter war, von der er soviel gelernt hatte, in deren Armen er zum erstenmal gehört hatte, daß die Welt ein feindseliger Ort war und Menschen, die außergewöhnlich böse waren, die normalen Männer und Frauen insgeheim durch umfassende Verschwörungen beherrschten und lediglich das Ziel hatten, den freien Willen eines jeden zu brechen, der sich ihnen widersetzte. Und obwohl Roger sich gestählt hatte, um diesen Verschwörern Widerstand leisten zu können, sollten sie es je auf ihn abgesehen haben, und obwohl er sich in seine Studien vertieft und zwei akademische Grade erworben hatte, um über das nötige Wissen zu verfügen, mit dem er sie überlisten konnte, hatten sie ihn trotzdem vernichtet. Sie hatten gewonnen, genau wie seine Mutter es ihm gesagt hatte, genau wie sie stets gewannen. Aber es war gar nicht so schrecklich, verloren zu haben. Darin lag ein gewisser Friede. Der grauhaarige, grauäugige Tod lächelte ihn an, und er wollte sie küssen, und sie nahm ihn in ihre mütterliche Umarmung.
    Harry beobachtete, wie die Leiche, die Lungen voller Wasser und von Bleigewichten hinabgezogen, auf ihre Reise zum Meeresboden an ihnen vorbeitrieb. Luftblasen strömten aus dem Sauerstoffbehälter auf ihrem Rücken.

23:37 - DETONATION IN DREIUNDZWANZIG MINUTEN
     
    Die Anspannung hatte Nikita Gorows Verstand geschärft und ihn gezwungen, sich mit einer unangenehmen,

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