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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hatte Breskin nicht gewollt, daß George Zeuge des Geschehens wurde, oder er hatte aus anderen, unerklärlichen und verrückten Gründen, auf die nur er sich einen Reim machen konnte, nicht früher zugeschlagen. Diesmal hatte er mehr als einen Zeugen, aber es schien ihm gleichgültig zu sein.
    Noch während das Gespräch sich erneut in Brians Gedächtnis abspielte, versuchte er sich von Breskin abzuwenden und zur Tunnelwand zu schwimmen, doch sie waren bereits zusammengeprallt und taumelten gemeinsam in die Dunkelheit fort. Breskins starke Beine umschlossen Brian, hielten ihn wie eine Pinzette gepackt. Dann eine Hand an seiner Kehle. An seiner Gesichtsmaske. Nein!
     
    George Lin dachte, russische Taucher aus dem U-Boot würden sie angreifen.
    Von dem Augenblick an, da die Russen ihnen Hilfe angeboten, hatten, hatte er gewußt, daß sie irgendeinen Trick im Sinn hatten. Er hatte versucht, dahinterzukommen, worum es sich handeln mochte, aber das war ihm nicht eingefallen: ein mörderischer Akt des Verrats tief im Tunnel. Warum sollten sie sich so viel Mühe machen, ein Gruppe westlicher Wissenschaftler zu töten, die um Mitternacht sowieso in Fetzen gerissen werden oder in die tödlich kalte See stürzen würden? Das war sinnlos, reiner Wahnsinn, aber andererseits wußte er, daß nichts, was die Kommunisten je getan hatten, logisch war, nirgendwo auf der Welt, weder in Rußland oder in China noch irgendwo sonst, zu keiner Zeit während ihrer Schreckensherrschaft. Ihre Ideologie war lediglich eine wahnsinnige Gier nach uneingeschränkter Macht, Politik als Kultreligion, die sich völlig von Moral und Vernunft abgesondert hatte, und ihre blutigen Metzeleien und bodenlose Grausamkeit konnten einfach nicht von jemandem analysiert oder verstanden werden, der kein Anhänger ihrer verrückten Überzeugung war.
    Er wäre lieber wieder den Tunnel hinaufgeschwommen, aus dem Teich geklettert, auf das Eis zurückgekehrt und hätte ein Sprengloch gesucht und sich daraufgelegt, um sich von der Explosion um Mitternacht in Fetzen reißen zu lassen, denn das wäre ein saubererer Tod gewesen als irgendeiner durch die Hände dieser Leute. Aber er konnte sich nicht bewegen. Seine linke Hand war so fest um das Kommunikationskabel geschlungen, daß die beiden miteinander verlötet sein könnten. Mit der rechten Hand hielt er die Halogenlampe so fest gepackt, daß seine Finger schmerzten.
    Er wartete darauf zu sterben, wie seine Schwester gestorben war. Wie seine Mutter gestorben war. Wie sein Großvater und seine Großmutter gestorben waren. Die Vergangenheit war wiedergekommen, um die Gegenwart zu überwältigen.
    Seine Hoffnung, er würde dem Schrecken seiner Kindheit entkommen können, war töricht gewesen. Letztlich entkam kein Lamm dem Schlachter.
     
    Der Luftschlauch trieb neben Harrys Kopf, und die Tauchermaske war an seinem Ende befestigt und schwebte über ihm. Er zog die Maske hinab und drückte sie auf sein Gesicht. Sie war voller Wasser, und er wagte nicht sofort zu atmen, obwohl seine Lungen in Flammen zu stehen schienen. Als er eine Ecke des Gummirands ein Stück hochzog, zwang die einfließende Mischung aus Sauerstoff und Helium das Wasser unter der Plexiglasscheibe hinaus, und als alles Wasser abgeflossen war, drückte er diese Ecke wieder fest auf die Haut und atmete tief ein, und noch einmal, und noch einmal, und hustete und keuchte und würgte vor Erleichterung. Der etwas seltsame Geruch und Geschmack des Gases war köstlicher als alles andere, was er je in seinem Leben gegessen oder getrunken hatte.
    Seine Brust schmerzte, seine Augen brannten, und der Schmerz in seinem Kopf war so heftig, daß er befürchtete, jeden Moment werde sein Schädel platzen. Er wollte lediglich bleiben, wo er war, in dem finsteren Meer schweben, sich von dem Anschlag erholen. Aber dann dachte er an Rita, und er schwamm hinauf zu den beiden verbleibenden Lichtern und einem Durcheinander von Schatten.
     
    Brian ergriff mit beiden Händen Breskins linkes Handgelenk und versuchte, die stählerne Faust des Mannes von seinem Gesicht zu zerren, konnte aber keinen Widerstand mehr leisten. Die Tauchermaske wurde abgerissen.
    Das Meer war kälter als der Gefrierpunkt normalen Wassers, wegen seines Salzgehalts jedoch noch nicht gefroren. Als es über sein Gesicht strömte, war der Schock fast so schmerzhaft, als hätte man ihm einen Bunsenbrenner auf die Haut gedrückt.
    Dennoch reagierte Brian so ruhig, daß er selbst überrascht war. Er kniff die

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