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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wurde Rita klar, was nicht stimmte: Breskin war derjenige, der es auf Brian Dougherty abgesehen hatte. Und eine Sekunde darauf wußte sie, was sie zu tun hatte.
    Obwohl sie in der Düsterkeit unter ihr weder Harry noch Breskin sehen konnte, war sie überzeugt, daß die beiden Männer um ihr Leben kämpften. So stark er auch war, gegen einen erfahrenen Taucher hatte Harry keine Chance. Sie wollte ihm zu Hilfe eilen, doch das war eine törichte Idee, und sie ließ sie sofort fallen. Sie wurde von ihren Gefühlen zu Harry getrieben, doch sie durfte die Kontrolle über ihre Gefühle nicht verlieren, oder sie würden alle sterben. Wenn Harry nicht Roger Breskin gewachsen war, war sie es auch nicht. Sie mußte darauf hoffen, daß er auf die eine oder andere Weise überlebte, und sich mittlerweile vom Kommunikationskabel in die Dunkelheit zurückziehen, auf ihre Chance warten und Breskin verfolgen, wenn er zu Brian schwamm.
    Sie ließ das Kabel los und driftete aus dem bernsteinfarbenen Licht von George Lins Lampe, die hinter ihr leuchtete und ihren Umriß erhellte, so daß Breskin sie sehen konnte. Sie betete, daß George ihr nicht folgen und ihren Plan zunichte machen würde, und erreichte kurz darauf die Tunnelwand, die glatte Krümmung aus ... Eis.
    Das Poltern wird zu einem Krachen, und erneut sagt ihr Vater:» Wir sind schneller als die Lawine!«, doch seine Worte sind jetzt eher ein Gebet als ein Versprechen. Die große weiße Wand kommt hinab hinab hinab hinab, und ihre Mutter schreit...
    Rita schüttelte die Vergangenheit ab und versuchte, ihre Furcht vor dem Eis zu bezwingen, gegen das sie sich drückte. Die Wand würde nicht über ihr zusammenbrechen. Sie bestand aus festem, Dutzende von Meter dickem Eis, und bis um Mitternacht der Plastiksprengstoff explodierte, war sie keinem so großen Druck ausgesetzt, daß sie zusammenbrechen würde.
    Sie schwang sich herum, drehte sich mit dem Rücken zur Wand und schaute zu dem Tumult am Kommunikationskabel hinüber. Sie leistete dem ständigen Abwärtszug ihres Gewichtsgürtels Widerstand, indem sie Wasser trat, und drückte eine Hand fest gegen das Eis an ihrer Seite.
    Das Eis war kein Lebewesen, hatte kein Bewußtsein. Das wußte sie ganz genau. Dennoch hatte sie den Eindruck, als wolle es sie holen. Sie spürte seine Sehnsucht, seine Gier, seine Überzeugung, daß sie ihm gehörte. Es hätte sie nicht überrascht, hätte sich unter ihrer Hand ein Maul in der Wand geöffnet und sie ihr am Gelenk abgebissen oder sich so weit geöffnet, daß es sie völlig verschlingen konnte.
    Sie schmeckte Blut. Sie hatte sich so sehr bemüht, ihr aufsteigendes Entsetzen zu unterdrücken, daß sie sich in die Unterlippe gebissen hatte. Der salzige, kupferähnliche Geschmack — und der Schmerz — halfen ihr, den Kopf klar zu bekommen und sich auf die tatsächliche Bedrohung für ihr Überleben zu konzentrieren.
    In der Mitte des Tunnels schoß Roger Breskin aus den schwarzen Tiefen und in das schwache Licht von George Lins Lampe.
    Harry war im Abgrund unter ihr verschwunden, der plötzlich nicht nur ein paar hundert Meter hinabzuführen schien, sondern bis in die Ewigkeit.
    Breskin ging sofort auf Brian los.
    Brian hatte eindeutig noch immer nicht ganz verstanden, was hier vor sich ging. Obwohl auch er ein erfahrener Taucher war, würde er sich niemals schnell genug bewegen können, um Breskin zu entkommen.
    Rita stieß sich von der Wand ab und schwamm hinter den Angreifer. Sie wünschte, sie hätte eine Waffe, und hoffte, daß das Überraschungsmoment der einzige Vorteil sein würde, den sie benötigte.
     
    Als Brian sah, daß Roger Breskin wie ein Hai aus den lichtlosen Tiefen hinaufschoß, fiel ihm ein Gespräch ein, daß sie zuvor an diesem Tag geführt hatten, kurz nachdem sie George von dem Vorsprung an der Seite des Eisbergs gerettet hatten. Brian war zum Rand der Klippe hinaufgezogen worden, zitternd, schwach vor Erleichterung:
    Unglaublich.
    Wovon sprichst du?
    Ich hatte nicht erwartet, daß ich es schaffe.
    Du hast mir nicht vertraut?
    Das war es nicht. Ich hatte befürchtet, das Seil würde reißen, oder der Vorsprung auseinanderbrechen, oder sonst was ...
    Irgendwann wirst du sterben. Aber das war nicht der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort dafür.
    Brian hatte gedacht, daß Roger ungewöhnlich philosophisch war. Nun wurde ihm klar, daß es sich um eine verklausulierte Drohung gehandelt hatte, um ein aus tiefstem Herzen kommendes Versprechen auf Gewalt.
    Vielleicht

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