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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Iglus haust, kommt einem die schäbigste Hütte in Edgeway wie eine Suite im Ritz-Carlton vor.«
    Nach diesem Gespräch war Gunvald Larsson zu Bett gegangen. Er hatte nicht gut geschlafen. In seinen Alpträumen war die Welt auseinandergebrochen, zu riesigen Brocken zerfallen, und er war in einen kalten, bodenlosen Abgrund gestürzt.
    Als Gunvald sich morgens um halb acht rasierte, die schlechten Träume noch frisch in Erinnerung, hatte der Seismograph ein drittes Beben aufgezeichnet: 5,2 auf der Richter-Skala.
    Sein Frühstück hatte aus einer einzigen Tasse schwarzen Kaffees bestanden. Kein Hunger.
    Um elf Uhr hatte das vierte Beben nur dreihundert Kilometer südlich von der Station begonnen: 4,4 auf der Richter-Skala.
    Er jubelte nicht, weil jedes Beben schwächer als das vorangegangene war. Vielleicht sparte die Erde sich ihre Energie für einen einzigen großen Schlag auf.
    Das fünfte Beben hatte um 11 Uhr 50 eingesetzt. Das Epizentrum befand sich etwa einhundertundachtzig Kilometer südlich von ihnen. Viel näher als jede vorangegangene Erschütterung, sozusagen vor ihrer Haustür. 4,2.
    Er funkte das provisorische Lager an, und Rita Carpenter versicherte ihm, daß die Expedition den Rand der Eisschicht um vierzehn Uhr verlassen haben würde.
    »Das Wetter wird zum Problem«, sagte Gunvald besorgt.
    »Hier schneit es, aber ich dachte, das wären örtliche Böen.«
    »Leider nicht. Der Sturm ändert die Richtung und gewinnt an Geschwindigkeit. An diesem Nachmittag wird es dichten Schneefall geben.«
    »Um vier Uhr sind wir bestimmt in Edgeway zurück«, hatte sie gesagt. »Vielleicht schon früher.«
    Um zwölf Minuten nach zwölf war es zu einer weiteren Verschiebung in der Kruste des Meeresbodens gekommen, einhundertundfünfzig Kilometer südlich von ihnen: 4,5 auf der Richter-Skala.
    Als Harry und die anderen um 12 Uhr 30 wahrscheinlich die letzte Sprengladung anbrachten, biß Gunvald Larsson so heftig auf seine Pfeife, daß er, wenn er nur etwas mehr Druck ausgeübt hätte, den Stiel durchtrennt hätte.

12:30
     Fast zehn Kilometer von der Station Edgeway entfernt stand das provisorische Lager auf einem flachen Eisabschnitt im Schutz einer Druckauffaltung, die es vor dem heftigen Wind abschirmte. Drei aufblasbare, wattierte, gummiüberzogene Nylon-Iglus standen in einem Halbkreis etwa fünf Meter von jenem etwa fünfzehn Meter hohen Grat aus Eis entfernt. Zwei Schneemobile waren vor den Gebilden abgestellt. Jedes Iglu hatte einen Durchmesser von dreieinhalb Metern und in der Mitte eine Höhe von zwei Metern und vierzig. Sie waren fest mit langschenkligen Gewindebolzen und Haken verankert und verfügten über gepolsterte Böden aus leichten, folienverkleideten Isolierdecken. Kleine, von Dieselöl betriebene Heizungen hielten die Innentemperatur auf zehn Grad Celsius. Die Unterkünfte waren weder geräumig noch behaglich, aber es handelte sich ja nur um ein provisorisches Lager, das lediglich so lange benutzt werden sollte, wie das Team damit beschäftigt war, die sechzig Sprengladungen anzubringen.
     
    Hundert Meter südlich davon, auf einem Plateau, das anderthalb oder zwei Meter über dem Lager lag, erhob sich ein zwei Meter hohes Stahlrohr aus dem Eis. Daran befestigt waren ein Thermometer, ein Barometer und ein Anemometer.
    Mit einer behandschuhten Hand fegte Rita Carpenter Schnee von der Brille, die ihre Augen schützte, und dann von den Oberflächen der drei Instrumente auf dem Pfosten. In dem immer fahler werdenden Licht mußte sie eine Taschenlampe benutzen, um die Temperatur, den Luftdruck und die Windgeschwindigkeit abzulesen. Was sie sah, gefiel ihr nicht. Der Sturm hätte sie eigentlich erst um sechs Uhr abends erreichen sollen, nahm aber immer mehr an Heftigkeit zu und würde sie wahrscheinlich mit voller Gewalt treffen, bevor sie ihre Arbeit vollendet und die Rückfahrt zur Station Edgeway hinter sich gebracht hatten.
    Rita brachte unbeholfen den fünfundvierzig Grad steilen Hang zwischen dem Plateau und der unteren Ebene hinter sich und machte sich auf den Rückweg zum Lager. Sie bewegte sich recht unbeholfen, da sie eine volle Überlebensausrüstung trug: gestrickte Thermalunterwäsche, zwei Paar Socken, Filzstiefel, fleecegefütterte Außenstiefel, dünne Unterhosen und ein Unterhemd aus Wolle, einen gesteppten Nylonthermalanzug, einen pelzgefütterten Mantel, eine gestrickte Maske, die ihr Gesicht vom Kinn bis zur Brille bedeckte, eine pelzgefütterte Kapuze, die sie unter dem Kinn

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