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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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rekonstruierten in Gedanken den Ablauf der Tat und überlegten, ob der Alte nicht doch die zehntausend Mark bei sich gehabt haben konnte. Immerhin begann das Drama in einiger Entfernung vom „Schwedenloch“. Es war kaltes Matschwetter und dämmerte bereits. Hobeck hatte also die Möglichkeit, zwischen den Schlägen durch Triglitz und den tödlichen Halsstichen, die Asbach ihm zufügte, unbemerkt etwas wegwerfen zu können, vielleicht seine Brieftasche.
    Triglitz und Asbach beschlossen, nochmals das winterliche Gelände am „Schwedenloch“ abzusuchen. Pfeffenrat war darüber entsetzt. Seine Nerven gingen ihm durch. Die Angst schüttelte ihn. In höchster Erregung donnerte er seinen Kumpanen die Frage entgegen: „Habt ihr keine Angst, daß uns die Polizei bald am Arsch hat, denn ein Mörder kommt immer wieder an den Tatort zurück?“ Triglitz verstand diese heftige Reaktion nicht. Für ihn war es Willensstärke, die Dinge zu Ende zu bringen. Er entließ Pfeffenrat aus der weiteren Verantwortung und entschloß sich, allein mit Asbach nach Küllstedt zu fahren, doch nicht ohne vorher mit seinen Freunden, wie er glaubte, ein hieb- und stichfestes Alibi für den 27. Februar zurechtzuzimmern, falls sie doch mal durch die VP befragt werden sollten.
    Am 12. März suchten Triglitz und Asbach das Tatortgelände in Küllstedt ab. Wieder ohne Erfolg. Schließlich gaben sie ihr Vorhaben auf. Sie vermuteten nun, daß sie Hobecks Taschen doch nicht intensiv genug durchsucht hatten. In der Annahme, ihr Opfer habe die ersehnten zehntausend Mark für immer unerreichbar in die Tiefe seines Grabes mitgenommen, verließen sie den Ort des Grauens. Wenige Stunden später spülten sie in ihrer Stammkneipe mit etlichen Glas Bier ihre Enttäuschung durch die Kehlen.
    Die Eilfahndung nach Triglitz, die sich auf den Erfurter Stadt- und Landkreis erstreckte, zeigte bald Erfolg. Ein Informant der Kriminalpolizei erkannte Triglitz am Abend des 12. März in der Kneipe. Er wurde noch am Biertisch festgenommen, während die grünuniformierten Ordnungshüter Asbach unbehelligt ließen. Noch vor Mitternacht wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Bereits in der ersten Vernehmung verfing sich Triglitz in den Maschen seines selbstgestrickten Alibis. Er war nicht darauf vorbereitet, daß die Kriminalisten unendlich viele Einzelheiten über den Ablauf des 27. Februar erfragen würden. Er versuchte keineswegs zu leugnen, an diesem Tag zusammen mit Asbach den alten Hobeck getroffen zu haben. Er habe ihn aber lediglich nach Mühlhausen gefahren, um ihn nach Erledigung irgendwelcher Geschäfte anschließend wieder an seiner Wohnung abzusetzen. Asbach könne das bezeugen.
    Obwohl er hartnäckig jede Missetat an dem Rentner Hobeck leugnete, brach seine anfänglich stabile und offensive Verteidigungsposition durch die vielen Widersprüche zusammen. Für den Rest der Vernehmung zog er sich autistisch zurück und beantwortete keine einzige Frage mehr.
    Rudi Asbach wurde am 17. März festgenommen. Er brachte nicht die Widerstandsenergie auf wie sein Kumpan Triglitz und gestand nach kurzer Vernehmung seine Beteiligung an der Tötung des Rentners. Nun hatten die Kriminalisten mit Triglitz leichtes Spiel. Mit den Aussagen Asbachs konfrontiert und durch den erneuten zehnstündigen Vernehmungsstress zermürbt, legte auch er ein umfassendes Geständnis ab.
    Am gleichen Tage wurde Pfeffenrat verhaftet. Er war von Beginn an kooperativ.
    Die Beweisführung basierte zu diesem Zeitpunkt allein auf den Aussagen der drei Täter. Zu ihrer Objektivierung war es nun erforderlich, möglichst materielle Spuren zu sichern. Die detaillierte Beschreibung des Tatortes, des Tatablaufs und der verwendeten Werkzeuge besaß insofern einen hohen Beweiswert, weil sie wichtiges Täterwissen darstellte. Am 18. März untersuchte die Morduntersuchungskommission das Gebiet am „Schwedenloch“. Bergerfahrene Feuerwehrleute wurden in die Tiefe herabgelassen. Der Leichnam Hobecks und die beiden Tatwerkzeuge wurden zu Tage befördert. Die Ergebnisse der Obduktion und der kriminaltechnischen Untersuchung des Bleirohrs und des Taschenmessers deckten sich mit den Aussagen der Täter.
    Triglitz, Pfeffenrat und Asbach wurden vom Bezirksgericht Erfurt zu lebenslangem Freiheitsentzug verurteilt.

Fluchtpunkt Jenseits
    (Tgb.-Nr. UT 329–79 der Arbeitsgruppe Todesermittlungssachen im PdVP Berlin)
    Werner Teichmann, Jahrgang 1926, teilt das Schicksal mit vielen Kindern seiner Generation: Den ersten

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