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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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schwerwiegenden Symptomatik deutlich, die Lucretia selbst nicht zu bändigen vermochte.
    Zurück bleiben die Nächsten. Sie werden alsbald von Schuldgefühlen geplagt, ob sie die Gefährlichkeit der seelischen Störungen Lucretias nicht leichtfertig unterschätzt haben und ein solch tragisches Ende hätten vermeiden können.
    Der geschilderte Fall zeigt die Entwicklung eines Suizids aus vermutlich psychotischer Ursache. Lucretia Wildenbruchs Gemütszustand weist schon seit der Zeit vor dem Abitur psychische Auffälligkeiten, später sogar ernstzunehmende Symptome des Krankhaften auf. Eine psychotherapeutische Betreuung, mehr noch eine längerfristige, stationäre Therapie hätte ihr helfen können
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    Alle Selbstmorde sind Ausdruck abnormer Seelenzustände. Bei den meisten Suizidenten liegen somit psychische Ausnahmesituationen vor, die bis an die Grenze zum Psychopathologischen führen. Freilich: Suizide auf der Grundlage echter psychotischer Ursachen machen nur etwa 10 Prozent aus. Doch allzu leicht werden auch nichtpsychotische Suizide in das Klischee psychotischer Vorgänge übernommen
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    Unabhängig davon, welche der beiden Ursachen im Einzelfall vorliegt: Nur die Hilfe durch einen erfahrenen Psychotherapeuten bietet die Gewähr, einen Suizid zu verhindern. Jeder Versuch, die bedrückende Seelennot durch Ablenkung, Zerstreuung oder Arbeit selbst und ohne psychotherapeutische Maßnahmen überwinden zu wollen, schiebt das Problem nur vor sich her und ist letztlich zum Scheitern verurteilt
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    Die Schlafmittelvergiftung ist eine sehr häufige Selbsttötungsart. Sie hat in den letzten Jahrzehnten weiter zugenommen, und hat die Vergiftung durch kohlenmonoxidhaltiges Haushaltsgas abgelöst. Die Ursache dafür liegt in der Tatsache, daß das bisherige hochgiftige, kohlenmonoxidhaltige Stadtgas durch das weniger giftige Erdgas ersetzt wurde
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    Auch die relativ leichte Beschaffungsmöglichkeit der vielzähligen Schlafmittelprodukte begünstigen diesen Trend, selbst wenn sie unter Rezeptpflicht stehen. Die Präferenz hängt aber auch mit der vom Suizidenten angenommenen oder gewünschten schmerzlosen Todesherbeiführung zusammen. Es ist auffällig, daß unter den Schlafmittelvergiftungen der Anteil weiblicher Suizidenten deutlich überwiegt
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    Die Giftwirkung beruht auf einer Lähmung des Zentralnervensystems. Die letale Dosis der verschiedenen Barbituratprodukte ist unterschiedlich, weil sie ungleiche Ausscheidungszeiten besitzen. Bei Substanzen mit langsamer Ausscheidung kann durch additive Wirkung eine tödliche Vergiftung auch dann erfolgen, wenn die letale Dosis nicht auf einmal, sondern über einen bestimmten Zeitraum hinweg in kleineren, an sich gefahrlosen Einzeldosen, eingenommen wird
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    Für barbiturathaltige Schlafmittel gilt eine tödliche Dosis von ca. 5 bis 10 Gramm. Das entspricht einer Menge von 20 bis 40 Tabletten. Bei barbituratfreien Schlafmitteln liegt sie dagegen wesentlich höher und erfaßt Mengen von 80 bis 120 Tabletten. Die Giftwirkung wird bei gleichzeitigem Genuß von Alkohol wesentlich verstärkt. Allerdings mißlingen viele Suizide durch Schlafmittelvergiftung. Die Gründe dafür liegen in den hohen Tablettenmengen, die eingenommen werden müssen. Bei eingetretener Bewußtlosigkeit kann sich durch Erbrechen des Mageninhalts die Giftmenge so reduzieren, daß keine Letalität mehr erreicht wird. Da die Giftwirkung erst nach einer bestimmten Zeit einsetzt, besteht auch die Möglichkeit, den Betreffenden rechtzeitig aufzufinden und geeignete Reanimationsmaßnahmen zu veranlassen
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Mann im Gleis
    Magdeburg, im Frühjahr 1983, Vormittagssprechstunde in der Poliklinik der Medizinischen Akademie.
    Am Fenster der Patiententoilette in der inneren Abteilung steht ein Mann und raucht. Es ist Arno Beskow, 54jährig, von kräftiger Statur, mit hagerem Gesicht und schütterem grauem Haar. Zwischen dem Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand, deren gelblich-braune Hautverfärbungen untrügliche Zeichen starken Zigarettenkonsums sind, hält er eine glimmende „Club“, zu DDR-Zeiten die Marke der Besserverdienenden.
    Mit tiefen Atemzügen inhaliert er ihren blauen Dunst. Die penetrante Geruchsmixtur aus menschlichen Ausscheidungen, Desinfektionsmitteln und kaltem Tabakrauch verleiht dem stillen Örtchen eine zweifelhafte Behaglichkeit, doch Arno Beskow nimmt dies nicht wahr. Während überall in der Klinik kleine rote Täfelchen Rauchverbot verkünden, ist dies nämlich der einzige Ort, an dem die

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