El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
Leben seiner Mitarbeiter, die er keinen unvorhersehbaren Gefahren aussetzen wollte. Zudem galt er als höchst einflussreich.
Die mexikanischen Medien spürten bald die Unterschiede zwischen den beiden Spitzenbeamten. Wann immer García Luna und Medina Mora unterschiedliche Ansichten äußerten, schlachteten die Journalisten die Gegensätze aus. Und wann immer sie unterschiedliche Strategien verfolgten oder sich mit Calderón besprachen, spekulierte die Presse, wer im Kampf um die Gunst des Präsidenten als Sieger hervorgehen würde.
Calderón entschied sich schließlich für García Luna als seine rechte Hand im Krieg gegen die Drogen.
Kritiker werfen Calderón vor, García Luna die absolute Kontrolle über den Strafverfolgungsapparat zugestanden zu haben, sei ein fataler Fehler gewesen, da die einvernehmliche Kooperation der verschiedenen Behörden für den Erfolg unabdingbar sei. García Luna hingegen gewährte anderen nur
äußert zögerlich Zugriff auf seine Informationen, Einsatzkräfte und Logistik, weil er, wie ein Akademiker feststellte, der García Luna als Berater gedient hatte, »fürchtete, dadurch an Macht zu verlieren«.
García Luna wurde vorgeworfen, er »simuliere lediglich einen Krieg gegen die Narcos«, anstatt ihn tatsächlich zu führen. Außerdem hieß es, er führe den »Krieg gegen die Drogen« mit einem einzigen Ziel: Chapos Macht zu konsolidieren.
In eidesstattlichen Erklärungen beschuldigen ihn Mitarbeiter, Beziehungen zu den Beltrán-Leyva-Brüdern zu unterhalten. 253 Die PGR leitete eine Untersuchung ein, doch es wurde nichts Beweiskräftiges gefunden. Bei anderer Gelegenheit wurden einem Mitglied seines inneren Kreises, Igor Labastida Calderón, Verbindungen zu Chapo nachgesagt. Wiederum gab es keine Beweise.
García Luna dementierte sämtliche Gerüchte über geheime Abkommen oder sonstige Beziehungen zu den Narcos. Nachdem Gerüchte über einen »Waffenstillstand« in Tijuana aufgekommen waren, um der dort grassierenden Gewalt Einhalt zu gebieten, trat der manchmal hektisch wirkende Polizeichef vor die Presse. »Ich sagen Ihnen hiermit mit der gesamten Macht meines Amtes, dass wir mit niemandem irgendeine Art Pakt eingehen. Wir sind verpflichtet, das Verbrechen zu bekämpfen. Dies ist unsere Aufgabe, unsere Pflicht, und deshalb ziehen wir einen Pakt niemals auch nur in Erwägung.«
Dennoch sind in zahlreichen Städten Mexikos sogenannte Narco-Mantas aufgetaucht, von rivalisierenden Narcos öffentlich aufgehängte Transparente, auf denen sie ihre Gegner oder die Behörden denunzieren – und auf denen García Luna beschuldigt wird, mit Chapo zu paktieren. Auf einem dieser Transparente stand zu lesen: »Als Bürger fordern wir die Behörden auf, sich um folgende Leute zu kümmern, die mit hundertprozentiger Sicherheit die Narcos decken.«
Ein Zeuge der Generalstaatsanwaltschaft sagte vor der PGR aus, García Luna und andere hätten von Chapos Männern im Austausch für Informationen Geschenke – darunter Jachten und Häuser – angenommen. Doch wiederum konnte nichts davon bewiesen werden.
Das ehrliche Dutzend
Dennoch gehen viele Mexikaner davon aus, dass die AFI von Anfang an infiltriert war. Erica Garza zählt zu den Beamten der AFI, die sicher sind, dass innerhalb ihrer Behörde zahlreiche undichte Stellen existieren und die Korruption wuchert.
Sie und ihr Ehemann Antonio hatten sich im Rahmen ihrer Ausbildung kennengelernt – er war einer ihrer Lehrer.
»Er wirkte so ehrlich, aufrichtig«, erinnert sie sich. Bald gingen sie zusammen aus, und binnen sechs Monaten lebten sie zusammen. Sie wusste, dass er ihre große Liebe war. »Er hatte eine andere Art, auf die Welt zu schauen. Er wollte, dass die Dinge so würden, wie sie sein sollten, und nicht so, wie sie waren.«
Im Laufe des ersten Jahres ihrer Beziehung sahen sie sich kaum. Zuerst war sie in Durango, dann in Mexiko-Stadt, dann wieder drei Monate unterwegs in anderen Landesteilen. Nicht viel anders lief es auch, als sie schließlich heirateten. Sie wurde zur Informationsbeschaffung eingesetzt, musste die Häuser von mutmaßlichen Drogenbossen observieren. Während Antonio in der Verwaltung Karriere machte, saß sie in einem entfernten Landesteil in ihrem Van, umgeben von Kameras, Abhöranlagen und Funkgeräten.
Ihre Arbeit war aufregend, sie war an der Verhaftung von García Ábrego, dem früheren Boss des Golf-Kartells, beteiligt. Aber der Job forderte auch seinen Preis. Selbst wenn sie sich
in Mexiko-Stadt
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