El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
Material. Kurz darauf wurde der Drogenbaron in Tijuana zur Strecke gebracht.
»Er war ein Mann, der den Job erledigte«, äußerte sich ein DEA-Agent über Garay. »Er war hervorragend.«
Die US-Agenten lernten Garay auch privat besser kennen und vertrauten ihm.
Am 19. Oktober 2008 jedoch, zwei Tage nach der Razzia auf einem Anwesen in Mexiko-Stadt, die zur Festnahme von elf Kolumbianern, zwei Mexikanern, einem US-Amerikaner und einem Uruguayer geführt hatte, klingelten die Alarmglocken. Die Narcos hatten in dem Anwesen, das über mehrere Pools verfügte und mit allem erdenklichen Kitsch eingerichtet war, eine riesige Party gefeiert. Ein Raum war mit falschen Stalaktiten ausgestattet, in einem anderen befand sich eine lebensgroße Ritterrüstung. Die Narcos hatten sogar einen Privatzoo, in dem sich unter anderem zwei Löwen, zwei Tiger und zwei schwarze Panther tummelten. Zur Feier des Tages hatten sie dreißig Prostituierte eingeladen.
Einige Tage später nahm Garay, der die Razzia befehligt hatte, seinen DEA-Kollegen mit zu der Villa, um ihm die Kriegsbeute zu zeigen.
Doch alles war verschwunden. Seit der Razzia war das Haus von oben bis unten leergeräumt worden, es gab nicht den geringsten Hinweis, dass auf dem Anwesen eine Party von der Polizei gesprengt worden war. Nicht einmal eine Bierbüchse lag mehr irgendwo herum. Jemand – die Cops? – hatte alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgenommen.
Es waren tatsächlich die Cops, und wie sich herausstellte, war das bei weitem nicht alles. Garay und seine Männer hatten – nachdem die Narcos ins Gefängnis gebracht worden waren – ihre eigene kleine Party abgehalten. Sie hatten die Nutten dabehalten, sich mit ihnen vergnügt und sich ein bisschen Koks gegönnt. Die sogenannten »guten Cops« hatten eine rauschende Narco-Fiesta gefeiert.
Garay wurde daraufhin festgenommen und wegen mehr als nur einem Dienstvergehen angeklagt. Die Ermittlungen der PGR legten den Schluss nahe, er stecke mit den Narcos unter einer Decke.
Für die internationale Kooperation mit den mexikanischen Behörden war die Verhaftung Garays der erste von mehreren schweren Rückschlägen. Etwas mehr als eine Woche nach der Razzia steckte ein Angestellter der Beltrán-Leyva-Brüder der PGR, dass Garay die Informationen, über die er dank seiner Verbindungen zu Interpol und zur US-amerikanischen Botschaft verfügte, weitergegeben hatte.
Im November 2008 wurden zwei langjährige Mitarbeiter des mexikanischen Interpol-Büros verhaftet. Einem wurde vorgeworfen, monatlich 10 000 Dollar von Chapo angenommen zu haben, um darauf hinzuwirken, nur beeinflussbare Beamte in leitende Positionen zu hieven. Der andere hatte eine ungenannte Geldsumme erhalten, weil er Informationen verraten hatte.
Etwa zur selben Zeit wurden fünf Mitglieder der Abteilung Organisiertes Verbrechen der PGR (SIEDO) verhaftet, weil sie auf der Gehaltsliste der Beltrán-Leyva-Brüder standen.
Die US-Agenten waren erschüttert, entschieden sich aber, an der Zusammenarbeit mit ihren mexikanischen Kollegen festzuhalten.
Die Regierung Calderón unternahm tatsächlich einen konzertierten Versuch, die Korruption zu bekämpfen, und rief zu diesem Zweck die »Operation Großreinemachen« ins Leben. Die Ergebnisse waren sowohl vielversprechend als auch entmutigend. Dutzende von hochrangigen Regierungs- und Polizeibeamten, darunter Leute wie Garay und Ramírez, die an der Anti-Drogen-Front operierten, wurden beschuldigt, von den Kartellen Bestechungsgelder zu erhalten.
Für die Medien war es ein gefundenes Fressen. »Garay ist völlig korrupt«, erklärte José Reveles, Mitbegründer des kompromisslosen mexikanischen Nachrichtenmagazins Proceso . »Doch Garay war dem von der Regierung eingesetzten Verantwortlichen für die innere Sicherheit direkt unterstellt. Der wurde nicht verhaftet. Die Festnahmen reichen nur bis zum
Hals, den Kopf tasten sie nicht an. Dabei ist es unmöglich, dass der Kopf nicht korrupt ist, der ganze Körper ist korrupt. Diese Säuberungswellen sind nichts als pure Propaganda.«
Doch Calderón ließ sich nicht beeindrucken. Dies sei nur ein erster Schritt gewesen, argumentierte er. Man würde noch weitere entmutigende Enthüllungen zu verkraften haben, aber der Kampf gegen die Korruption werde weitergehen. »Wenn wir das Verbrechen ausrotten wollen, müssen wir es zuerst aus unserem Haus vertreiben.«
Armee gegen Cops
Präsident Calderón – ein Konservativer, der im Juli 2006 mit so knapper
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