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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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der Bevölkerung«, erklärte er bei seiner Amtseinführung.
    Binnen sechs Stunden hatten Killer ihn mit dreißig Kugeln durchsiebt. Offenbar auf Geheiß der Zetas. Die öffentliche Empörung über den Vorfall veranlasste Präsident Fox, erneut Militär und Federales in die Stadt zu entsenden. Doch sie wurden nicht gerade herzlich empfangen. Unmittelbar nach ihrem Eintreffen am Flughafen wurden sie regelmäßig in Schießereien mit der örtlichen Polizei verwickelt, die der Einfachheit halber gleich komplett von den Zetas und dem Golf-Kartell gekauft worden war. Am Ende verloren alle siebenhundert Polizeibeamten der 35 000 Einwohner zählenden Stadt ihre Posten und mussten sich Ermittlungen stellen. 234
    2009 indes hatte sich eine trügerische Ruhe über Reynosa, Matamoros und Nuevo Laredo gelegt. Zwar waren noch immer Soldaten in der Region stationiert, aber das Verhältnis zur lokalen Polizei hatte sich verbessert. Noch immer herrschte tiefes Misstrauen. Matamoros ist eine Stadt, in der es leichtfällt, sich vorzustellen, wie jemand niedergeschossen, entführt oder gefoltert wird. Die Ortspolizisten kreuzen mit ihren Pick-ups durch die Straßen und schwenken demonstrativ ihre Waffen, während sie herumgrölen wie betrunkene Collegestudenten während des Spring Break. Selbst bei Tageslicht bewegen sich die Bewohner nur mit äußerster Vorsicht durch die Stadt, bei Einbruch der Dunkelheit sind die Straßen wie leergefegt. Dagegen wirkt Brownsville auf der anderen Seite der Grenze in Texas wie ein idyllischer Hort der Stabilität.
    Die Bewohner befürchten, dass die Gewalttätigkeiten jeden Moment wieder ausbrechen könnten. Zumal die Zetas ihren Geschäftsbereich auf Erpressung und Warenschmuggel entlang der Grenze ausgedehnt haben. Die Regierung behauptet, weiterhin einen Krieg gegen die Zetas in Tamaulipas zu führen, doch die Einwohner sind anderer Meinung.

    »Die sind alle gekauft«, meint Antonio, der sein ganzes Leben in Reynosa verbracht hat. »Die Soldaten, die Regierung, alle.«
    Antonio besitzt ein kleines Geschäft, seine Haupteinnahmequelle ist der Verkauf von Alkohol. Er wurde Opfer einer Schutzgelderpressung durch einen Beamten der Gemeindeverwaltung, der seine Schärpe offen zur Schau trug. Der Mann wurde von bewaffneten Leibwächtern begleitet, bei denen es sich offensichtlich um Zetas handelte. Er forderte Antonio auf, ihm künftig für die Erlaubnis, Alkohol verkaufen zu dürfen, jeden Freitag fünfzig US-Dollar auszuhändigen.
    Doch Antonio ließ sich nicht einschüchtern. Er ging zum Rathaus, wies nach, dass seine Papiere in Ordnung waren, und zeigte den Erpressungsversuch an. Der Beamte ist seitdem nicht wiedergekommen, doch die Reaktion der Gemeindeverwaltung trug wenig dazu bei, Antonio zu beruhigen. Man habe die Anzeige kaum zur Kenntnis genommen und nicht einmal nach dem Namen des Beamten gefragt.
    »Die Politiker sind die größten Narcos«, glaubt er. »Es ist eine Schande, was sie mit Mexiko gemacht haben.« 235
    Anfang 2010 flammte die Gewalt in Tamaulipas wieder auf.

10
Recht und Unordnung
    Am Abend des 8. Mai 2008 kam der hochrangige Federales-Offizier Edgar Millán Gómez spät nach Hause. Er hatte mit seinem Team die Ermittlungen gegen Marcos Arturo Beltrán Leyva, alias El Barbas, vorangetrieben, nachdem man aus zuverlässiger Quelle erfahren hatte, der sinaloensische Narco befinde sich in der eine Stunde südlich von Mexiko-Stadt gelegenen Stadt Cuernavaca.
    Fast hätten die ausgesandten Spezialeinheiten ihn erwischt. Doch El Barbas’ Leibwächtertruppe, zu der auch ehemalige Militärs zählten, hatte sich mit überlegener Feuerkraft den Weg freigeschossen und war mit ihrem Chef entkommen.
    Millán Gómez kehrte also in eines von mehreren Häusern in Mexiko-Stadt zurück, die er aus Sicherheitsgründen abwechselnd bewohnte. Seine Leibwächter setzten ihn vor der Tür ab, und er ging die Treppe zur Haustür hinauf. Kaum hatte er diese aufgeschlossen, eröffnete ein vierköpfiges Killerkommando das Feuer. Doch der Elitepolizist gab sich nicht ohne Gegenwehr geschlagen. Er packte noch einen seiner Angreifer, und während die anderen ihn mit Kugeln durchsiebten, schrie er noch: »Wer hat euch geschickt? Wer hat euch befohlen, mich umzubringen?«
    Die Killer, die einer Gang aus Mexiko-Stadt angehörten, waren von den Beltrán-Leyva-Brüdern geschickt worden. Millán Gómez erlag wenige Stunden später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die Ärzte fanden neun Kugeln in seinem

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