El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
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Unter Druck
In Culiacán sind die Verhältnisse noch schlimmer. Héctor Valenzuela, ein fünfunddreißigjähriger Polizist, hat Angst. Erst vor einem Jahr hat er einen Freund und Kollegen verloren. Dieser war mit einem anderen Polizisten in einem Streifenwagen unterwegs, als links und rechts zwei Trucks heranfuhren, auf denen sich schätzungsweise fünfzehn Männer befanden. Die Männer nahmen das Fahrzeug mit AK-47-Gewehren unter Beschuss. Keiner der beiden Insassen überlebte.
Vor dem Polizeipräsidium in Culiacán zündet sich Valenzuela eine Zigarette an. Er schildert, wie die Killer aus der Sierra kommen und wahllos auf Polizisten feuern. Manchmal tragen sie sogar militärisch wirkende Uniformen und benutzen Armeewaffen. »Die haben hier eindeutig das Sagen.«
Culiacáns Polizeitruppe wurde einst als eine der besten des Landes geschätzt. Doch heute ist auch sie den Narcos zahlenmäßig und ausrüstungstechnisch hoffungslos unterlegen. Hinzu kommt wiederum die schlechte Bezahlung, so dass einem oft keine Wahl bleibt. Es heißt, sechzig bis siebzig Prozent der Polizisten von Culiacán seien von den Narcos gekauft. Eine Zeit lang hatte die Armee die vollständige Kontrolle über die Polizeioperationen übernommen. Das gesamte Korps wurde durchleuchtet. Dutzende von Polizisten befinden sich seitdem in Haft, Dutzende sind tot.
Es fällt schwer zu glauben, dass die Situation in der Stadt angesichts der grassierenden Korruption und der Drohungen der Gatilleros tatsächlich zu bessern ist. »Das wird sich nie ändern«, glaubt der ehemalige Ermittler Miguel Ángel Navarrete Cruz über Korruption und mangelnde Effizienz. »Sinaloa ist ein Synonym für Korruption. Achtzig Prozent aller Geschäfte in Sinaloa haben mit Drogen zu tun. Sie machen Sinaloa zu dem, was es ist.« 261
General Sandoval hat nun den Befehl ausgegeben, dass seine Männer keine Masken mehr tragen sollen, zumal die Narcos inzwischen ebenfalls maskiert und in Uniform patrouillieren und so eine ernsthafte Gefahr für die Sicherheit darstellen. Sandovals Männer haben Dutzende von Fahrzeugen beschlagnahmt, die so umgerüstet wurden, dass sie den Jeeps der Armee glichen. Außerdem wurden Narcos festgenommen, die im Besitz von Uniformen der mexikanischen wie auch der US-amerikanischen Streitkräfte waren.
Den Leuten von Culiacán hat General Sandoval mitgeteilt, sie sollten auf der Hut sein. Man könne niemandem trauen.
Eines Abends bekam Antonio Garza Besuch von einer Gruppe Narcos. Sie waren nicht gekommen, um ihn zu töten, sondern um einen Deal auszuhandeln, damit sie in Ruhe gelassen wurden. Er weigerte sich. Dreizehn Tage später fuhr er von seinem Büro in Mexiko-Stadt nach Hause, als ein Fahrzeug hinter ihm auftauchte und ihn von der Straße zu drängen versuchte. Schließlich stellten ihn die Angreifer in einer Straße, versperrten ihm den Fluchtweg, stiegen aus und fingen an zu schießen.
Zu seinem Tod wurden keinerlei Ermittlungen angestellt, die AFI unternahm nichts, um ihn zu ehren. Lediglich die DEA hielt für ihn und andere gefallene mexikanische Polizisten eine Trauerfeier in Washington ab.
»Die Moral von dieser Geschichte ist … «, sagt David Gaddis, damaliger Regionaldirektor der DEA, »dass es Federales in
Mexiko gibt, die tun, was alle tun müssten, und so hart arbeiten, wie sie nur können. Und unter ihnen gibt es die Helden, die mit ihrem Leben bezahlt haben.«
Antonios Frau Erica ist noch immer schockiert über das mangelnde Interesse der Behörden ihres Landes, den Mord aufzuklären. Sie arbeitet noch immer als Ermittlerin und geht jeden Tag zur Arbeit, obwohl sie glaubt, jemand aus dem Polizeiapparat habe den Mordanschlag veranlasst. »Irgendwo sitzt ein Polizist, der meinen Mann umbringen ließ«, sagt sie und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.
Und im Hinterkopf nagt immer der Gedanke, was wäre, wenn sie noch einmal von vorn beginnen könnten. »Ich bin stolz, dass Antonio nicht korrupt war. Aber manchmal frage ich mich: ›Antonio, warum warst du nicht korrupt?‹«
Wäre er es gewesen, würde er vielleicht noch leben. 262
11
Das Ende der Allianz
ROBERTO TAPIA:
EL HIJO DE LA TUNA (NARCO-CORRIDO) 263
Mis hijos son mi alegria tambien mi tristesa
edgar te voy a extrañar
fuistes de mi gran confiansa mi mano derecha
fuistes un CHAPITO Guzman
Ivan Archidaldo estoy deveras orgulloso
de que tu seas un Guzman
tambien a tu hermano Alfredo saben que los quiero
Dios me los a de cuidar
aunque no soy tan
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