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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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Mehrheit gewählt worden war, dass der Vorwurf des Wahlbetrugs die Runde machte – hatte bei seinem Amtsantritt der Schaffung neuer Arbeitsplätze Priorität eingeräumt. Doch plötzlich änderte er seine Agenda. Schon wenige Tage nach seiner Amtseinführung traf er die Entscheidung, die seiner Präsidentschaft ihren Stempel aufdrücken sollte. Er befahl die Entsendung von siebentausend Soldaten in seinen Heimatstaat Michoacán, um dort den Drogenhandel zu bekämpfen.
    Zyniker behaupten nach wie vor, Calderón habe den Drogenkrieg vom Zaun gebrochen, um von seinem Wahlbetrug abzulenken. »Die neue Administration«, so der ehemalige mexikanische Außenminister und geschätzte Akademiker Jorge Castañeda, »hat die Macht erst nach der Einführungsrede Calderóns übernommen, als dieser eine Uniformjacke trug, dem organisierten Verbrechen und dem Drogenhandel den Krieg erklärte und die mexikanische Armee aus den Kasernen und auf die Straßen und Plätze des Landes beorderte.«
    Andere Kritiker glauben, Calderón habe schlicht und ergreifend auf Geheiß Washingtons gehandelt, doch scheint es, dass
die USA keine allzu große Rolle bei seiner Entscheidungsfindung gespielt haben. Allerdings fand sein Beschluss die hundertprozentige Unterstützung der DEA. »Wenn nicht jemand diesen Schwachköpfen die Stirn geboten hätte, hätte Mexiko sich in einen Narco-Staat verwandeln können«, glaubt ein ehemaliger DEA-Mitarbeiter.
    Der Präsident verteidigte seine Entscheidung mit aller Vehemenz. Um die Entwicklung zu einer umfassenden Demokratie zu unterstützen, so hatte er stets behauptet, müsse er diesen »langen und verlustreichen Krieg« führen. 256
    Zum ersten Mal in der Geschichte Mexikos wurde eine umfassende Militäraktion gegen die Narcos durchgeführt. Binnen zwei Jahren waren 45 000 Mann im Einsatz. Doch die Armee bekämpfte nicht nur die Narcos. Sie geriet auch in einen Krieg mit den Polizeikräften des Landes.
    Die polizeiliche Kontrolle von Städten wie Ciudad Juárez, Tijuana und Culiacán hatte schon immer eine Herausforderung dargestellt. Die Polizeikräfte verfügen nur über wenige Tausend Mann, während die Drogenschmuggler Zehntausende aufbieten können. Die Narcos verfügen über Geld und Waffen, die Polizei ist aufgrund knapper Budgets nur schlecht ausgestattet.
    Zumal die Narcos clever sind. Die meisten Schießereien finden auf den großen Durchgangsstraßen statt. Wenn die Polizei eintrifft, sind die Killer längst auf einer der zahlreichen Ausfahrtsstraßen aus der Stadt geflüchtet.
    Manche argumentieren auch, die Polizisten würden zu schlecht bezahlt. Tatsächlich ist ein Polizist, der wie in Ciudad Juárez oder Culiacán ein jährliches Salär von fünftausend Dollar erhält, leicht zu bestechen.
    Aber es mag auch noch ein tiefer wurzelndes Problem hinzukommen. »In diesem Land stehen wir einer wahren Korruptionskultur gegenüber«, sagt der Sprecher der Stadtverwaltung von Ciudad Juárez, Jaime Alberto Torres Valadez.
»Das schadet dem Land, ist aber Teil seiner Seele.« Zuvor war er Polizeisprecher und hat die Korruption aus erster Hand erlebt. Er glaubt, dass achtzig bis neunzig Prozent der Bürger von Ciudad Juárez – »wenn nicht sogar hundert Prozent von uns« – auf die eine oder andere Art in die Korruption verstrickt sind.
    Manchmal bleibt den Cops gar keine andere Wahl. In Ciudad Juárez waren die Narcos unverfroren genug, um Plakate aufzuhängen, auf denen die Namen von Polizisten aufgelistet waren, die mit dem Tod bedroht würden, sollten sie es wagen, ihren Job zu tun.
    »An die, die es nicht glauben wollen«, stand auf einem dieser Plakate, darunter mehr als ein Dutzend Namen und Einsatzorte. Nachdem mehrere Polizisten getötet wurden, tauchten neue Plakate auf: »Für die, die es immer noch nicht glauben wollen«; die Namen der Toten waren durchgestrichen.
    Als er das Kommando über das Delicias-Revier von Ciudad Juárez übernahm, war der ehemalige Luftwaffenmajor Valentín Díaz Reyes noch optimistisch: »Als ich ankam, fand ich ein Polizeikorps vor, das den Glauben und seine Seele verloren hatte, schlecht ausgerüstet und bis ins Mark korrupt war«, erklärte er einen Monat nach Dienstantritt. »Die Aufgabe lautet, die Truppe zu säubern, ein ehrliches Korps aufzubauen und ihm die Würde einer Polizei zurückzugeben, die von den Bürgern respektiert wird.«
    Es war nicht einfach, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen. Die Soldaten patrouillierten mit maskierten

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