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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Witwenprüfung unterziehen, aber niemand erklärt mir, was genau das ist.«
»Aha.« Omin nickte, wobei sich die Sonnenstrahlen auf seiner Glatze widerspiegelten. »Das ist natürlich verwirrend für einen Neuankömmling.«
»Warum erklärt es mir niemand?«
»Es ist eine Zeremonie mit religiösen Untertönen, die noch aus der Zeit stammt, als die Elantrier hier herrschten«, erläuterte Omin. »Alles, was mit der Stadt zu tun hat, ist in Arelon ein Tabuthema, besonders für die Gläubigen.«
»Und wie soll ich dann herausfinden, was man von mir erwartet?«, wollte Sarene entnervt wissen.
»Ärgert Euch nicht, mein Kind«, sagte Omin besänftigend. »Das Thema ist tabu, aber bloß aus Gewohnheit, nicht laut religiöser Lehre. Ich glaube nicht, dass Domi etwas dagegen einzuwenden hätte, wenn ich Eure Neugier stille.«
»Danke, Pater«, sagte Sarene mit einem erleichterten Seufzen.
»Da Euer Ehemann verstorben ist«, erklärte Omin, »wird von Euch erwartet, dass Ihr Eure Trauer öffentlich zur Schau tragt. Ansonsten glauben die Leute nicht, dass Ihr ihn geliebt habt.«
»Aber ich habe ihn nicht geliebt, jedenfalls nicht wirklich. Ich habe ihn ja noch nicht einmal gekannt!«
»Trotzdem würde es sich ziemen, wenn Ihr eine Prüfung ablegt. An der Strenge einer Witwenprüfung lässt sich ablesen, wie wichtig der Frau die Verbindung gewesen ist und wie sehr sie ihren Mann respektiert hat. Darauf zu verzichten könnte, selbst im Falle einer Fremden, als schlechtes Zeichen gedeutet werden.«
»Ist es denn kein heidnisches Ritual gewesen?«
»Nicht wirklich.« Omin schüttelte den Kopf. »Die Elantrier haben es ins Leben gerufen, aber es hatte nichts mit ihrer Religion zu tun. Es war einfach ein Akt des guten Willens, der sich zu einer mildtätigen und allgemein geschätzten Tradition entwickelt hat.«
Sarene zog eine Augenbraue empor. »Ehrlich gesagt überrascht es mich, Euch derart über die Elantrier reden zu hören, Pater.«
Omins Augen funkelten. »Bloß weil die derethischen Artethen die Elantrier gehasst haben, heißt das noch lange nicht, dass Domi es auch getan hat, mein Kind. Ich glaube nicht, dass es Götter waren, und viele Elantrier hatten eine völlig übertriebene Meinung von ihrer eigenen majestätischen Hoheit, aber ich war mit einigen von ihnen befreundet. Die Shaod hat gute und schlechte Menschen ereilt, selbstsüchtige und selbstlose. In der Stadt haben ein paar der edelsten Männer und Frauen gelebt, die ich je gekannt habe. Es hat mir sehr leid getan, mit anzusehen, was ihnen zugestoßen ist.«
Sarene zögerte. »War es Domi, Pater? Hat er sie verflucht, wie es überall heißt?«
»Alles geschieht nach Domis Willen, mein Kind«, antwortete Omin. »Allerdings glaube ich nicht, dass >verflucht< das richtige Wort ist. Von Zeit zu Zeit lässt Domi Katastrophen über die Welt hereinbrechen, oder das unschuldigste Kind wird von einer tödlichen Krankheit befallen. Das sind keine anderen Flüche als das, was Elantris zugestoßen ist - so funktioniert die Welt nun einmal. Alles muss seiner Vollendung entgegengehen, aber der Fortschritt folgt nicht immer einer stetigen Aufwärtskurve. Manchmal müssen wir stürzen, manchmal geht es bergauf; manche erleiden Schaden, während andere Glück haben, denn nur so können wir lernen, aufeinander zu zählen. Ist jemand gesegnet, dann besitzt er gleichzeitig das Privileg, denjenigen zu helfen, deren Leben nicht so einfach ist. Einheit entsteht aus dem Zwist, mein Kind.«
Sarene hielt inne. »Dann glaubt Ihr also nicht, dass die Elantrier, oder was noch von ihnen übrig ist, Teufel sind?«
»Svrakiss, wie die Fjordeller sie nennen?«, fragte Omin belustigt. »Nein, auch wenn mir zu Ohren gekommen ist, dass der neue Gyorn genau das lehrt. Ich fürchte, seine Predigten werden nur Hass heraufbeschwören.«
Nachdenklich tippte Sarene sich an die Wange. »Vielleicht will er das ja.«
»Welchen Zweck sollte das haben?«
»Ich weiß es nicht«, räumte Sarene ein.
Erneut schüttelte Omin den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Gläubiger so etwas tun würde, noch nicht einmal ein Gyorn!« Seine Miene wirkte zerstreut, während er sich die Vorstellung durch den Kopf gehen ließ. Die Stirn hatte er leicht in Falten gelegt.
»Pater?«, fragte Sarene. »Pater?«
Auf ihre zweite Nachfrage hin schüttelte Omin den Kopf, als überrasche es ihn, dass sie immer noch da war. »Es tut mir leid, mein Kind. Worüber haben wir gleich noch einmal gesprochen?«
»Ihr habt mir noch

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