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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Sarene.
»Ich wollte mich nicht einmischen, Süße. Schließlich weiß ich, wie wichtig dir deine Unabhängigkeit ist.«
»Meine Unabhängigkeit ist im Moment nicht so wichtig wie meine Pflicht, Vater«, sagte Sarene. »Nationen sind im Niedergang begriffen - wir haben keine Zeit, uns Gedanken um die Gefühle des anderen zu machen.«
»Ich nehme alles zurück«, meinte ihr Vater mit einem glucksenden Lachen.
»Was ist in Teod los, Vater?«
»Keine guten Nachrichten«, warnte Eventeo, dessen Stimme einen ungewöhnlich düsteren Klang annahm. »Die Zeiten sind gefährlich. Kürzlich musste ich erst wieder einen jeskerischen Mysterienkult niederschlagen. Die scheinen immer dann emporzuschießen, wenn eine Katastrophe unmittelbar bevorsteht.«
Sarene erzitterte. Die Anhänger der Mysterienkulte waren seltsame Leute, mit denen ihr Vater nur ungern zu tun hatte. Seiner Stimme war jedoch anzuhören, dass ihn noch etwas anderes beschäftigte. »Das ist aber nicht alles, oder?«
»Leider nicht, Ene«, gab ihr Vater zu. »Es ist noch etwas Schlimmeres geschehen.«
»Was?«
»Du kennst Ashgress, den fjordellischen Botschafter?«
»Ja«, sagte Sarene mit einem Stirnrunzeln. »Was hat er angestellt? Dich in aller Öffentlichkeit angeprangert?«
»Nein, schlimmer.« Das Gesicht ihres Vaters wirkte sorgenvoll. »Er ist fort.«
»Fort? Außer Landes? Nach all den Anstrengungen, die Fjorden unternommen hat, um wieder Repräsentanten in Teod zu haben?«
»Richtig, Ene«, sagte Eventeo. »Er hat sich sein gesamtes Gefolge geschnappt und ist nach einer letzten Rede in den Hafenanlagen abgehauen. Das Ganze hatte etwas beunruhigend Endgültiges.«
»Das ist nicht gut«, stimmte Sarene ihm zu. Fjorden hatte immer hartnäckig darauf bestanden, in Teod präsent zu sein. Wenn Ashgress nun fort war, war dies auf einen persönlichen Befehl vom Wyrn hin geschehen. Es roch förmlich danach, dass Teod endgültig aufgegeben worden war.
»Ich habe Angst, Ene.« Diese Worte liefen Sarene wie ein eiskalter Schauder über den Rücken. Ihr Vater war der stärkste Mann, den sie kannte.
»So etwas darfst du nicht sagen.«
»Nur dir gegenüber, Ene«, meinte Eventeo. »Ich möchte, dass du begreifst, wie ernst die Lage ist.«
»Ich weiß«, sagte Sarene. »Ich habe es begriffen. In Kae ist ein Gyorn eingetroffen.«
Ihr Vater stieß ein paar Flüche aus, die sie noch nie zuvor aus seinem Munde vernommen hatte.
»Ich denke, mit dem werde ich schon fertig, Vater«, fügte Sarene rasch hinzu. »Wir behalten einander gegenseitig im Auge.«
»Welcher ist es?«
»Er heißt Hrathen.«
Ihr Vater fluchte erneut, diesmal sogar noch heftiger. »Idos Domi, Sarene! Weißt du, wer das ist? Hrathen ist der Gyorn, der Duladel ein halbes Jahr vor dessen Zusammenbruch zugeteilt wurde.«
»Das habe ich mir fast gedacht.«
»Ich will, dass du von dort verschwindest, Sarene«, sagte Eventeo. »Dieser Mann ist gefährlich. Hast du eine Ahnung, wie viele Menschen im Laufe der duladenischen Revolution umgekommen sind? Es hat Zehntausende Todesopfer gegeben.«
»Ich weiß, Vater.«
»Ich schicke dir ein Schiff. Wir werden hier Front gegen sie machen, wo kein Gyorn willkommen ist.«
»Ich werde nicht abreisen, Vater«, sagte Sarene entschlossen.
»Sarene, denk doch einmal logisch!« Eventeos Stimme nahm einen sanften, nachdrücklichen Ton an, wie jedes Mal, wenn er sie von etwas zu überzeugen versuchte. Gewöhnlich erreichte er, was er wollte, da er zu den wenigen Menschen gehörte, die wussten, wie man sie beeinflusste. »Jedes Kind weiß, dass die arelische Regierung alles andere als geordnet ist. Wenn dieser Gyorn Duladen zu Fall gebracht hat, wird es ihm keinerlei Probleme bereiten, das Gleiche in Arelon anzustellen. Du kannst nicht darauf hoffen, ihn aufzuhalten, wenn du das ganze Land gegen dich hast.«
»Ich muss bleiben, Vater, egal wie die Lage sein mag.«
»Inwiefern bist du den Leuten dort denn zu Treue verpflichtet, Sarene?«, fragte Eventeo in flehendem Tonfall. »Einem Ehemann, den du nie kennengelernt hast? Einem Volk, das nicht dein eigenes ist?«
»Ich bin die Tochter des Königs.«
»Hier bist du ebenfalls die Tochter eines Königs. Worin besteht der Unterschied? Hier kennen und respektieren die Leute dich.«
»Sie kennen mich Vater, aber was den Respekt betrifft ...« Sarene setzte sich zurück. Leichte Übelkeit stieg in ihr empor. Die alten Gefühle kehrten wieder zurück - diejenigen Gefühle, die überhaupt erst dazu geführt hatten, dass sie ihre Heimat

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