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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nicht zu Ende erklärt, was eine Witwenprüfung ist«, rief sie ihm in Erinnerung. Es kam nicht gerade selten vor, dass der kleinwüchsige Priester während einer Unterhaltung vom Thema abschweifte.
»Ach ja! Die Witwenprüfung. Einfach ausgedrückt, mein Kind, sollt Ihr dem Land etwas Gutes tun. Je mehr eine Frau ihren Ehemann geliebt hat und je höher ihr sozialer Rang ist, desto extravaganter sollte die Prüfung ausfallen. Die meisten Frauen schenken Kleinbauern Nahrungsmittel oder Kleidung. Je persönlicher man sich engagiert, desto besser ist der allgemeine Eindruck. Die Prüfung ist eine Art Dienst, eine Praktik, die der Oberschicht Demut beibringen soll.«
»Aber woher soll ich das Geld nehmen?« Sie hatte sich noch nicht entschieden, wie sie ihren Vater am besten um ein Einkommen bitten könnte.
»Geld?«, fragte Omin überrascht. »Aber Ihr seid doch einer der reichsten Menschen in ganz Arelon! Habt Ihr das nicht gewusst?«
»Was?«
»Ihr habt Prinz Raodens Besitz geerbt, mein Kind«, erklärte Omin. »Er war ein ausgesprochen wohlhabender Mann, dafür hat sein Vater schon gesorgt. Unter König Iadons Herrschaft wäre es nicht gut für den Kronprinzen gewesen, weniger reich als ein Herzog zu sein. Nach derselben Logik wäre es extrem peinlich für den König, wenn seine Schwiegertochter nicht auch sagenhaft reich wäre. Ihr müsst nur mit dem Hofschatzmeister sprechen, und ich bin mir sicher, er wird Euch weiterhelfen.«
»Danke, Pater«, sagte Sarene und umarmte den kleinen Mann herzlich. »Ich habe einiges zu erledigen.«
»Euer Besuch war mir willkommen, mein Kind.« Omin blickte erneut nachdenklich auf die Stadt hinaus. »Dafür bin ich da.« Doch ihm war anzusehen, dass er ihre Anwesenheit schon kurz nach dieser Bemerkung wieder vergessen hatte. Stattdessen wanderte er wie so oft auf den langen Pfaden im Innern seines Geistes.
Ashe wartete draußen auf sie. Geduldig wie immer schwebte er neben der Eingangstür.
»Ich begreife nicht, weshalb du dir solche Sorgen machst«, sagte Sarene. »Omin hat die Elantrier gemocht. Er hätte nichts dagegen, wenn du seine Kapelle besuchtest.«
Ashe pulsierte leicht. In einer korathischen Kapelle war er nicht mehr gewesen, seit ihn Seinalan, der Patriarch des Shu-Korath, vor vielen Jahren aus seinem Gotteshaus geworfen hatte.
»Es ist schon gut, Mylady«, meinte Ashe. »Ich habe das Gefühl, dass es besser für beide Parteien ist, wenn wir einander aus dem Weg gehen, egal was die Priester sagen mögen.«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte Sarene, »aber ich will nicht streiten. Hast du etwas von unserem Gespräch mitbekommen?«
»Seonen haben sehr gute Ohren, Mylady.«
»Ihr habt überhaupt keine Ohren«, bemerkte sie. »Was hältst du von der Sache?«
»Es klingt nach einer guten Gelegenheit für Mylady, in der Stadt allgemein bekannt zu werden.«
»Ganz meine Meinung.«
»Noch eins, Mylady: Ihr beiden habt Euch über den derethischen Gyorn und Elantris unterhalten. Als ich mich neulich Abend in der Stadt umgesehen habe, habe ich Gyorn Hrathen auf der Stadtmauer von Elantris bemerkt. Ich bin seitdem etliche Nächte dort gewesen und habe ihn gelegentlich angetroffen. Er scheint auf gutem Fuß mit dem Hauptmann der elantrischen Stadtwache zu stehen.«
»Was hat er bloß mit dieser Stadt vor?«, fragte Sarene niedergeschlagen.
»Ich kann es mir auch nicht erklären, Mylady.«
Mit gerunzelter Stirn versuchte Sarene, sich einen Reim auf das Verhalten des Gyorns gegenüber Elantris zu machen. Es gelang ihr nicht, irgendeine Verbindung herzustellen. Doch im Laufe ihres Grübelns fiel ihr etwas anderes ein. Vielleicht konnte sie eines ihrer anderen Probleme lösen und gleichzeitig dem Gyorn Unannehmlichkeiten bereiten.
»Eventuell muss ich gar nicht wissen, was er treibt, um ihm in die Quere zu kommen«, sagte sie.
»Schaden würde es aber auch nicht, Mylady.«
»Den Luxus habe ich nicht. Aber wir wissen zumindest Folgendes: Wenn der Gyorn möchte, dass die Leute die Elantrier hassen, dann besteht meine Aufgabe darin, für das Gegenteil zu sorgen.«
Ashe zögerte. »Was habt Ihr vor, Mylady?«
»Das wirst du schon sehen«, sagte sie mit einem Lächeln. »Kehren wir zuerst in meine Gemächer zurück. Ich habe mich schon seit geraumer Zeit mit Vater unterhalten wollen.«
»Ene? Ich bin froh, dass du mich gerufen hast. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.« Eventeos leuchtender Kopf schwebte vor ihr.
»Du hättest jederzeit nach mir rufen lassen können, Vater«, sagte

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