Elantris
gewesen. Bei den Dulas gilt man als Kämpfer nur dann etwas, wenn man auch fechten kann, egal wie viele Schlachten man schon gewonnen haben mag.«
Sarene erhob sich und zog ihre Übungssyren aus der Tasche. »Habt Ihr dann Lust, ein wenig zu fechten, Mylord?«, fragte sie spontan und prüfte eine der Klingen in ihrer Hand.
Eondel sah verblüfft aus. »Ich ... ich habe noch nie gegen eine Frau gefochten, Eure Hoheit. Ich glaube nicht, dass sich das ziemen würde.«
»Unsinn!« Sie warf ihm den Degen zu. »Verteidigt Euch!«
Dann ging sie zum Angriff über, ohne ihm eine weitere Gelegenheit zum Widerspruch zu geben. Anfangs geriet Eondel etwas ins Taumeln, da ihr plötzlicher Ausfall ihn überrascht hatte. Doch schon bald gewann seine Kriegerausbildung die Oberhand, und er begann Sarenes Angriff mit unglaublichem Geschick zu parieren. Seine Worte hatten Sarene glauben gemacht, dass er sich im Fechten nur oberflächlich auskannte. Da hatte sie sich getäuscht.
Eondel stürzte sich mit wilder Entschlossenheit in das Gefecht. Seine Klinge schwirrte so schnell durch die Luft, dass man ihr kaum mit den Augen folgen konnte, und nur Sarenes jahrelange Ausbildung und all die Übungsstunden sagten ihr, wo sie zu parieren hatte. Metall klirrte gegen Metall, und das Geräusch hallte in dem Saal wider. Die Frauen hielten inne und starrten ihre beiden Lehrer an, die in ein heftiges Gefecht verstrickt über den Boden tänzelten.
Sarene war es nicht gewohnt, mit jemandem von Eondels Kaliber zu fechten. Er war nicht nur genauso groß wie sie - was ihren Vorteil einer größeren Reichweite zunichte machte -, sondern verfügte obendrein über die Reflexe und Routine eines Mannes, der sein ganzes Leben lang gekämpft hatte. Die beiden schoben sich gewaltsam durch die Menge und benutzten wahllos Frauen, Sessel und andere Dinge, um die Angriffe des anderen zu vereiteln. Ihre Degen führen geräuschvoll durch die Luft, stießen vorwärts und wurden dann rasch zurückgezogen, um einen Angriff abzublocken.
Eondel war zu gut. Sie konnte ihn auf Abstand halten, war aber so sehr mit der Verteidigung beschäftigt, dass ihr keine Zeit zum Angreifen blieb. Schon bald war Sarene schweißüberströmt und konnte die Blicke sämtlicher Anwesenden auf sich ruhen spüren.
Da änderte sich Eondels Haltung und wies kurzzeitig eine leichte Schwachstelle auf. Sarene stieß reflexartig zu. Ihre Klinge mit dem runden Stöpsel am Ende glitt an Eondels zur Verteidigung erhobenem Degen vorbei und traf ihn am Hals. Eondel lächelte kaum merklich.
»Mir bleibt keine andere Wahl, als mich zu ergeben«, sagte Eondel.
Auf einmal stieg heftiges Schamgefühl in Sarene empor. Sie hatte Eondel in eine Situation gebracht, in der er sie offensichtlich hatte gewinnen lassen, damit sie vor den anderen keine schlechte Figur machte. Eondel verbeugte sich, und Sarene kam sich sehr töricht vor.
Sie gingen zur Seitenwand des Saales zurück und nahmen Becher von Lukel entgegen, der ihre Vorstellung lobte. Beim Trinken kam Sarene ein Gedanke: Sie war ihren Aufenthalt hier in Arelon wie einen Wettkampf angegangen, ganz so, wie sie es bei den meisten politischen Unternehmungen tat - für sie war das Ganze ein kompliziertes, gleichzeitig aber auch vergnügliches Spiel.
Es ging jedoch um etwas anderes. Eondel hatte sie gewinnen lassen, damit ihr Ansehen keinen Schaden erlitt. Für ihn war dies kein Spiel. Arelon war sein Land, die Menschen sein Volk, und er war zu jedem Opfer bereit, um beides zu schützen.
Das hier ist etwas anderes, Sarene. Wenn du versagst, geht dir nicht ein Handelsvertrag oder eine Baugenehmigung durch die Lappen. Es geht um Menschenleben! Richtige Menschenleben! Dieser Gedanke war ernüchternd.
Eondel betrachtete seinen Becher mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen. »Bloß Wasser?«, fragte er Sarene.
»Wasser ist gut für Euch, Mylord.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Eondel. »Wo habt Ihr es her?«
»Ich habe es abkochen und dann zwischen zwei Eimern durchgießen lassen, um den Geschmack zu erhalten«, antwortete Sarene. »Schließlich wollte ich nicht, dass die Frauen bei den Übungen im Vollrausch übereinander stolpern.«
»Arelischer Wein ist nicht so stark, Cousine«, bemerkte Lukel.
»Er ist stark genug«, entgegnete Sarene. »Trinkt aus, Lord Eondel. Wir wollen schließlich nicht, dass Ihr uns vertrocknet.«
Eondel fügte sich, blickte jedoch auch weiterhin mürrisch drein.
Sarene wandte sich wieder ihren Schülerinnen zu, um ihnen zu
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