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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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betrachtete ihn stirnrunzelnd. Sein Blick war hungrig. »Was im Namen der Doloken faselst du da, Sule? Das sind Lebensmittel. Und meine Intuition verrät mir, dass sie das Zeug an uns verteilen wird. Was könnte daran verkehrt sein?«
»Das muss ihre Witwenprüfung sein«, sagte Raoden. »Nur eine Fremde könnte auf den Gedanken kommen, Elantris zu betreten.«
»Sule«, meinte Galladon rasch. »Erklär mir, was du meinst.«
»Es ist nicht der richtige Zeitpunkt«, erklärte Raoden. »Unsere Leute fangen gerade an, sich ein Stückchen unabhängig zu fühlen. Sie beginnen, sich auf die Zukunft zu konzentrieren und nicht mehr an ihre Schmerzen zu denken. Wenn ihnen jetzt jemand Essen austeilt, werden sie alles andere vergessen. Kurze Zeit werden sie satt sein, aber Witwenprüfungen dauern nur ein paar Wochen. Danach ist wieder alles beim Alten: die Schmerzen, der Hunger und das Selbstmitleid. Meine Prinzessin da draußen könnte alles ruinieren, was wir uns erarbeitet haben.«
»Du hast recht«, stimmte Galladon ihm zu. »Ich hatte beinahe vergessen, wie hungrig ich war, bis ich die Lebensmittel gesehen habe.«
Raoden stöhnte.
»Was?«
»Was geschieht, wenn Shaor hiervon Wind bekommt? Ihre Männer werden wie ein Wolfsrudel über den Karren herfallen. Es ist nicht abzusehen, wie viel Schaden es anrichten könnte, wenn einer von ihnen einen Grafen oder einen Baron umbringt. Mein Vater duldet Elantris nur, weil er sich keine Gedanken darum zu machen braucht. Wenn jedoch ein Elantrier einen seiner Adeligen umbringt, könnte er ohne Weiteres auf den Gedanken verfallen, uns allesamt auszulöschen.«
In den Gassen um den Platz erschienen Menschen. Von Shaors Barbaren schien keiner dabei zu sein. Es waren die müden, erbärmlichen Gestalten der Elantrier, die immer noch allein lebten und wie Schatten durch die Stadt geisterten. Immer mehr von ihnen hatten sich Raoden angeschlossen; doch nun, da es Essen umsonst gab, würde er den Rest niemals für sich gewinnen. Sie würden ohne Sinn und Zweck weiter vor sich hin vegetieren, verloren in ihren Schmerzen und ihrer Verdammnis.
»Ach, meine wunderbare Prinzessin«, flüsterte Raoden. »Wahrscheinlich meinst du es gut, aber diesen Menschen Nahrung zu geben ist das Schlimmste, was du ihnen antun kannst.«
Mareshe wartete am Fuß der Treppe. »Habt Ihr sie gesehen?«, fragte er begierig.
»Ja«, sagte Raoden.
»Was will sie?«
Bevor Raoden antworten konnte, schallte eine weibliche Stimme von dem Platz herüber. »Ich möchte mit den Tyrannen dieser Stadt sprechen, die sich Aanden, Karata und Shaor nennen. Stellt Euch bei mir ein.«
»Woher ... ?«, entfuhr es Raoden überrascht.
»Bemerkenswert gut informiert, nicht wahr?«, stellte Mareshe fest.
»Wenn auch nicht ganz auf dem neuesten Stand«, fügte Galladon hinzu.
Raoden knirschte mit den Zähnen und dachte blitzschnell nach. »Mareshe, schickt einen Boten zu Karata. Sie soll uns in der Universität treffen.«
»Ja, Mylord«, sagte der Mann und winkte einen Botenjungen herbei.
»Ach«, meinte Raoden, »und Saolin soll die Hälfte seiner Soldaten mitnehmen und uns ebenfalls dort treffen. Er wird Shaors Männer im Auge behalten müssen.«
»Ich könnte sie persönlich holen, wenn Mylord wünschen«, schlug Mareshe vor, der jede Gelegenheit nutzte, einen guten Eindruck zu machen.
»Nein«, sagte Raoden. »Ihr müsst Euch darauf einstellen, Aanden zu sein.«
Kapitel 23
    Shuden und Eondel hatten beide darauf bestanden, sie zu begleiten. Eondel hatte eine Hand am Schwert, das er wie gewöhnlich bei sich trug, egal, was die arelischen Anstandsregeln dazu sagten. Er betrachtete ihren Führer mit dem gleichen Misstrauen wie den Begleittrupp der elantrischen Stadtwache. Nach außen hin wirkten die Wächter relativ unbekümmert, als sei das Betreten der Stadt Elantris ein alltägliches Ereignis. Sarene konnte ihre Besorgnis jedoch spüren.
    Anfangs waren alle dagegen gewesen. Es war undenkbar, dass Sarene sich in die Tiefen von Elantris locken lassen würde, um Despoten zu treffen. Doch sie war fest entschlossen, den Beweis anzutreten, dass die Stadt harmlos war. Sie konnte schlecht vor einem kurzen Marsch ins Stadtinnere zurückschrecken, wenn sie die übrigen Adeligen davon überzeugen wollte, sich durch das Tor zu wagen.
    »Wir sind gleich da«, sagte der Führer. Es war ein großer Mann, etwa so groß wie Sarene, wenn sie Schuhe mit hohen Absätzen trug. Die grauen Hautpartien waren ein wenig heller als die der anderen Elantrier, die

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