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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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eines jeden anderen Elantriers. Acht in Lumpen gekleidete Männer knieten vor ihr, die Arme ehrfürchtig ausgestreckt.
»Bringt mir etwas zu essen!«, wiederholte das Mädchen im Befehlston.
»Also da soll mich doch einer köpfen und in die Doloken schicken«, fluchte Galladon hinter Raoden. »Was ist das?«
»Shaor«, sagte Raoden verblüfft. Dann blickte er wieder in die Schatzkammer und musste feststellen, dass das Mädchen ihn anstarrte.
»Bringt sie um!«, schrie Shaor.
»Idos Domi!«, jaulte Raoden auf. Dann wirbelte er herum und stürzte auf die Tür zu.
»Wenn du nicht schon längst tot wärst, Sule, würde ich dich umbringen«, sagte Galladon.
Raoden nickte und lehnte sich müde gegen eine Mauer. Allmählich ließen seine Kräfte nach. Galladon hatte ihn gewarnt, dass das passieren würde; der Muskelschwund war bei Elantriern gegen Ende des ersten Monats am stärksten ausgeprägt. Mit körperlicher Betätigung ließ sich nichts dagegen ausrichten. Obwohl der Verstand noch wach war und das Fleisch nicht verweste, war der Körper davon überzeugt, tot zu sein.
Die alten Tricks funktionierten immer noch am besten: Letzten Endes waren sie Shaors Männern entkommen, indem sie eine eingestürzte Mauer emporgeklettert waren und sich auf einem Dach versteckt hatten. Die Barbaren benahmen sich vielleicht wie Hunde, aber sie hatten bestimmt nicht den Spürsinn eines Hundes entwickelt. Sie waren ein halbes Dutzend Mal an Raodens und Galladons Versteck vorbeigelaufen, ohne dass es ihnen je in den Sinn gekommen wäre, nach oben zu schauen. Die Männer waren wild entschlossen, aber sie waren nicht sehr intelligent.
»Shaor ist ein kleines Mädchen«, sagte Raoden verblüfft.
Galladon zuckte mit den Schultern. »Ich begreife es auch nicht, Sule.«
»Oh, ich begreife es schon; ich kann es bloß nicht glauben.
Hast du nicht gesehen, wie sie vor ihr gekniet haben? Dieses Mädchen, Shaor, ist ihre Göttin - ein lebender Götze. Sie sind in ein primitiveres Leben zurückverfallen und haben auch eine primitive Religion angenommen.«
»Vorsicht, Sule«, warnte Galladon ihn. »Viele Leute haben den jeskerischen Glauben eine >primitive< Religion genannt.«
»Na gut.« Raoden gab Galladon mit einem Wink zu verstehen, dass sie aufbrechen sollten. »Vielleicht hätte ich >einfach< sagen sollen. Sie haben etwas
Außergewöhnliches gefunden - ein Kind mit langem goldenem Haar - und haben beschlossen, dass es verehrt werden sollte. Sie haben es auf einen Altar gesetzt, und es stellt Forderungen. Das Mädchen will Essen, also besorgen sie ihm etwas zu essen. Dann segnet es sie scheinbar.«
»Was ist mit dem Haar?«
»Es ist eine Perücke«, antwortete Raoden. »Ich habe sie wiedererkannt. Sie war die Tochter eines der wohlhabendsten Herzöge in ganz Arelon. Ihr sind nie Haare gewachsen. Deshalb hat ihr Vater eine Perücke für sie anfertigen lassen. Wahrscheinlich haben die Priester nicht daran gedacht, sie ihr abzunehmen, bevor sie sie in die Stadt warfen.«
»Wann ist sie von der Shaod ereilt worden?«
»Vor über zwei Jahren«, sagte Raoden. »Ihr Vater, Herzog Telrii, hat versucht, die Sache zu verschweigen. Er hat immer behauptet, sie sei an Dionie gestorben, aber es kursierten immer wieder Gerüchte.«
»Anscheinend völlig zu Recht.«
»Anscheinend.« Raoden schüttelte den Kopf. »Ich bin ihr nur ein paarmal begegnet. Ich kann mich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern. Er beruhte auf dem Aon Soi
- Soine oder so ähnlich. Ich weiß nur noch, dass sie das verwöhnteste, unerträglichste Kind war, dem ich je begegnet bin.«
»Gibt wahrscheinlich die ideale Göttin ab«, sagte Galladon mit einem sarkastischen Grinsen.
»Nun, jedenfalls hattest du in einem Punkt recht«, sagte Raoden. »Mit Shaor zu reden wird nicht funktionieren. Draußen ist sie schon unvernünftig gewesen, hier drinnen ist sie wahrscheinlich noch zehnmal schlimmer. Sie begreift nur, dass sie großen Hunger hat und ihr diese Männer Nahrung bringen.«
»Guten Abend, Mylord«, sagte ein Wachtposten, als sie um eine Ecke bogen und sich ihrem Viertel von Elantris näherten - oder Neu-Elantris, wie die Leute es zu nennen begannen. Die Wache, ein kräftiger junger Mann namens Dion, stand stramm, als Raoden sich näherte. Den behelfsmäßigen Speer hielt er fest an seiner Seite. »Hauptmann Saolin war recht besorgt über Euer Verschwinden.«
Raoden nickte. »Ich werde mich ganz bestimmt entschuldigen, Dion.«
Raoden und Galladon zogen sich die Schuhe aus und stellten

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