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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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lasst?«
Aanden stockte. Offensichtlich war er sich nicht sicher, wie er fortfahren sollte. Doch die Frau sprach bestimmt: »Ihr habt einen Schreiber, der unsere Forderungen notieren kann?«
»Ja.« Sarene bedeutete Shuden, Papier und Kohlestift zu zücken.
Die Liste war äußerst umfangreich, sogar noch länger, als Sarene erwartet hatte. Lind sie beinhaltete etliche merkwürdige Posten. Sarene hatte angenommen, sie würden Waffen fordern, vielleicht sogar Gold. Karatas Forderungen fingen jedoch mit Tuch an, umfassten außerdem verschiedene Getreidesorten, Stahlbleche, Holzlatten, Stroh und schließlich Öl. Die Botschaft war deutlich: Die Herrschaft über Elantris hing nicht von Gewalt oder Reichtum ab, sondern davon, dass man die lebensnotwendigen Bedürfnisse stillen konnte.
Kurz angebunden stimmte Sarene den Forderungen zu. Hätte sie es nur mit Aanden zu tun gehabt, hätte sie ihn heruntergehandelt, aber diese Karata war eine direkte, unbeirrbare Frau - die Art, die ungeduldig wurde, wenn man das Schachern anfing.
»Ist das alles?«, fragte Sarene, während Shuden die letzte Forderung notierte.
»Das sollte für die ersten paar Tage genügen«, sagte Karata.
Sarene verengte die Augen zu Schlitzen. »Gut. Aber es gibt da eine Regel, an die Ihr Euch halten müsst. Ihr dürft niemandem verbieten, den Platz zu betreten. Herrscht von mir aus als Despoten, aber lasst die Menschen wenigstens mit vollem Magen leiden.«
»Ihr habt mein Wort«, sagte Karata. »Ich werde niemanden zurückhalten.«
Sarene nickte und gab mit einem Wink zu verstehen, dass das Treffen beendet sei. Karata bestimmte einen Führer, der sie zurück zum Stadttor bringen sollte. Diesmal war es nicht Lebensgeist. Er blieb zurück und trat auf die beiden Stadttyrannen zu, als Sarene das Gebäude verließ.
»War das gut genug, Mylord?«, wollte Mareshe eifrig wissen.
»Mareshe, das war perfekt«, erwiderte Raoden, der zufrieden der Prinzessin nachblickte.
Mareshe lächelte bescheiden. »Nun, Mylord, ich tue mein Bestes. Ich habe nicht viel Erfahrung im Schauspielern, aber ich denke, ich habe einen absolut entschlossenen und Furcht einflößenden Anführer abgegeben.«
Raoden erhaschte einen Blick von Karata. Die bärbeißige Frau musste sich große Mühe geben, um nicht in Gelächter auszubrechen. Der wichtigtuerische Kunsthandwerker war tatsächlich perfekt gewesen - weder entschlossen noch Furcht einflößend. Die Menschen außerhalb von Elantris hielten die Stadt für ein gesetzloses Reich, das von rauen, diebischen Despoten beherrscht wurde. Gemeinsam hatten Mareshe und Karata genau das vorgestellt, was die Prinzessin und ihre Begleiter zu sehen erwartet hatten.
»Sie hat etwas geargwöhnt, Sule«, stellte Galladon fest, der aus den Schatten an der Seite des Zimmers heraustrat.
»Ja, aber sie weiß nicht, was«, erwiderte Raoden. »Lass sie nur den Verdacht hegen, dass >Aanden< und Karata sie an der Nase herumführen. Das wird nichts schaden.«
Galladon schüttelte leicht den Kopf. Sein kahler Schädel glänzte in dem dämmerigen Licht. »Warum das alles? Warum bringen wir sie nicht in die Kapelle und zeigen ihr, wer wir wirklich sind?«
»Das würde ich gern, Galladon«, sagte Raoden. »Aber wir können es uns nicht leisten, unser Geheimnis zu verraten. Die Menschen in Arelon dulden Elantris, weil die Elantrier so bedauernswert sind. Sollten sie entdecken, dass wir dabei sind, eine zivilisierte Gesellschaft aufzubauen, werden ihre Ängste zutage treten. Eine Menge stöhnender Kreaturen ist das eine, ein Heer von Ungeheuern, die sich nicht töten lassen, ist etwas ganz anderes.«
Karata nickte schweigend. Galladon, der ewige Skeptiker, schüttelte nur den Kopf, als sei er sich nicht sicher, was er von der Sache halten sollte.
»Tja, auf jeden Fall ist diese Sarene sehr entschlossen. Kolo?«, fragte er schließlich.
»Allerdings«, pflichtete Raoden ihm bei. Dann fügte er belustigt hinzu: »Und ich glaube nicht, dass sie mich sonderlich mag.«
»Sie denkt, du seist der Lakai eines Tyrannen«, bemerkte Karata. »Erwartest du da, dass sie dich mag?«
»Stimmt«, sagte Raoden. »Trotzdem bin ich der Ansicht, dass wir unserer Abmachung eine Klausel hinzufügen sollten: Ich darf immer anwesend sein, wenn sie das Essen verteilt. Ich möchte unsere wohltätige Prinzessin im Auge behalten. Sie scheint mir die Art Frau zu sein, die bei all ihren Unternehmungen immer mehrere Motive verfolgt. Und ich frage mich, was sie dazu bewegt hat, ihre Witwenprüfung

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