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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie an der Wand neben etlichen anderen schmutzigen Paaren ab. Dann zogen sie die sauberen Schuhe an, die sie zurückgelassen hatten. Außerdem war ein Eimer mit Wasser vorhanden, mit dem sie so viel wie möglich von dem Dreck abwuschen. Ihre Kleidung war zwar immer noch schmutzig aber umziehen konnten sie sich nicht. Stoff war Mangelware, trotz der zahlreichen Suchtrupps, die Raoden zusammengestellt hatte.
Es war erstaunlich, wie viel sie fanden. Sicher, das meiste war verrostet oder verfault, aber Elantris war riesengroß. Mit ein wenig System - und viel Motivation - hatten sie sehr viele nützliche Gegenstände aufgetrieben; von metallenen Speerspitzen bis hin zu Möbelstücken, die noch immer Gewicht aushielten.
Dank Saolins Hilfe hatte Raoden einen Teil der Stadt abtrennen lassen, der sich bis zu einem gewissen Grade verteidigen ließ. Dies war Neu-Elantris. Nur elf Straßen führten in das Gebiet, und es gab sogar eine kleine Mauer - deren ursprünglicher Zweck sie vor ein Rätsel stellte die etwa die Hälfte des Gebietes umschloss. Raoden hatte am Ende jeder Straße Wachen postiert, die nach herankommenden Plünderern Ausschau halten sollten.
Dieses System bewahrte sie vor einem Überraschungsangriff. Glücklicherweise neigten Shaors Männer dazu, in kleinen Gruppen anzugreifen. Solange Raodens Wächter rechtzeitig genug gewarnt wurden, konnten sie sich zusammenrotten und jedes einzelne Grüppchen besiegen. Sollte Shaor allerdings jemals einen größeren Angriff aus verschiedenen Richtungen organisieren, wäre das Ergebnis katastrophal. Raodens Bande aus Frauen, Kindern und geschwächten Männern würde den wilden Geschöpfen auf keinen Fall die Stirn bieten können. Saolin hatte angefangen, den dazu tauglichen Leuten einfache Kampftechniken beizubringen. Doch er konnte sich nur der sichersten und grundlegendsten Übungsmethoden bedienen, damit die Verletzungen, die sich die Kämpfer im Laufe der Kampfstunden zuzogen, nicht gefährlicher waren als Shaors Angriffe.
Allerdings glaubten die Leute nicht, dass es jemals zu einer Schlacht kommen würde. Raoden hörte, was über ihn gesagt wurde. Man ging davon aus, dass »Lord Lebensgeist« einen Weg finden würde, Shaor auf ihre Seite zu holen, genauso wie er es schon mit Aanden und Karata getan hatte.
Raoden wurde übel, während sie auf die Kapelle zugingen. Auf einmal lasteten die Schmerzen von den vielen Blutergüssen und Kratzern mit solcher Wucht auf ihm, dass er kaum mehr Luft bekam. Es war, als sei sein Körper von lodernden Flammen umschlossen, und sein Fleisch, seine Knochen und seine Seele wurden von der Hitze verzehrt.
»Ich habe sie im Stich gelassen«, sagte er leise.
Galladon schüttelte den Kopf. »Wir bekommen das, was wir wollen, nicht immer gleich beim ersten Versuch. Kolo? Du wirst schon einen Weg finden. Ich hätte niemals gedacht, dass du es auch nur so weit bringen würdest.«
Ich habe Glück gehabt. Ich bin ein Tor, dem das Glück hold gewesen ist, dachte Raoden, während die Schmerzen hämmernd auf ihn eindrangen.
»Sule?«, fragte Galladon, der Raoden auf einmal besorgt ansah. »Alles in Ordnung?«
Muss stark sein. Sie brauchen mich stark. Innerlich trotzig stöhnend, drang Raoden durch den Nebel aus Todesqualen und brachte ein mattes Lächeln zustande. »Mir geht es gut.«
»So habe ich dich noch nie gesehen, Sule.«
Raoden schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen die steinerne Mauer eines nahe gelegenen Gebäudes. »Das wird schon wieder. Ich habe mich nur eben gefragt, was bezüglich Shaor zu unternehmen ist. Wir können nicht vernünftig mit ihr reden, und wir können ihre Männer nicht mit Gewalt besiegen ...«
»Dir wird schon etwas einfallen«, sagte Galladon, dessen sonstiger Pessimismus offensichtlich von dem Wunsch verdrängt worden war, seinem Freund Mut zuzusprechen.
Oder wir sterben alle, dachte Raoden. Seine Hände klammerten sich an die Kante der steinernen Mauer. Diesmal richtig.
Mit einem Seufzen stieß Raoden sich von der Mauer ab. Der Stein zerrieselte unter seinen Fingern. Überrascht drehte er sich um und betrachtete die Mauer. Kahar hatte sie erst neulich geputzt, und der weiße Marmor glänzte in der Sonne - abgesehen von der Stelle, an der Raodens Finger ihn zerbröckelt hatten.
»Bist du stärker, als du gedacht hast?«, fragte Galladon mit einem verschmitzten Grinsen.
Raoden hob die Augenbrauen und strich mit der Hand über den kaputten Stein. Er zerbröckelte. »Dieser Stein ist so weich wie

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