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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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hatte, nach der er suchte.
Ich habe einen Sinn im Leben gefunden, stand in dem Buch geschrieben. Zuvor habe ich gelebt, aber ich wusste nicht, weshalb. Jetzt habe ich eine Bestimmung. Sie gereicht allem, was ich tue, zu Ruhm. Ich diene in Lord Jaddeths Reich, und durch meinen Dienst bin ich direkt mit ihm verbunden. Ich bin wichtig.
Priester des derethischen Glaubens wurden dazu angehalten, spirituelle Erweckungserlebnisse aufzuzeichnen, doch Hrathen war in dieser Hinsicht nie sehr gewissenhaft gewesen. Sein Tagebuch enthielt nur wenige Einträge - wie diesen, den er ein paar Wochen nach seinem Entschluss, Priester zu werden, verfasst hatte. Kurz bevor er in das Kloster Dakhor aufgenommen worden war.
Was ist mit Eurem Glauben geschehen, Hrathen?
Omins Fragen ließen Hrathen nicht los. In seinem Kopf hörte er den korathischen Priester flüstern und ihn fragen, was mit seinem Glauben geschehen, was der Sinn seines Predigens sei. War Hrathen zu einem Zyniker geworden, der nur noch seine Pflichten erfüllte, weil er es so gewohnt war? Waren seine Predigten nur mehr logische Herausforderung und keine spirituelle Suche mehr?
Er wusste, dass dem teilweise so war. Das Planen, die Konfrontationen und die intellektuelle Herausforderung, die dazu gehörten, ein ganzes Land voll Ketzern zu bekehren, bereiteten ihm Vergnügen. Selbst mit Dilaf, der ihn schier zur Raserei trieb, stellte Arelon nichts weiter als eine belebende Herausforderung für ihn dar.
Aber was war aus dem jungen Hrathen geworden? Was war mit dem Glauben, der beinahe gedankenlosen Leidenschaft, die er einst verspürt hatte? Er konnte sich kaum noch daran erinnern. Jener Teil seines Lebens war schnell vergangen, und sein Glaube hatte sich von einer lodernden Flamme in einen Quell behaglicher Wärme verwandelt.
Warum wollte Hrathen in Arelon siegen? War es um des Ruhmes willen? Die Analen der derethischen Kirche würden lange an den Mann erinnern, der Arelon bekehrt hatte. Oder geschah es aus dem Verlangen heraus, gehorsam zu sein? Schließlich hatte er einen direkten Befehl vom Wyrn erhalten. War es, weil er ernsthaft glaubte, dass die Konversion den Menschen helfen würde? Er hatte beschlossen, in Arelon ohne das Blutbad zu siegen, das er in Duladel in Gang gebracht hatte. Doch war das wirklich, weil er Leben retten wollte? Oder war es, weil er wusste, dass eine gewaltlose Eroberung schwieriger sein würde und deshalb eine größere Herausforderung darstellte?
Sein eigenes Herz war ihm so schleierhaft wie ein Zimmer voller Rauch.
Dilaf war dabei, langsam die Macht an sich zu ziehen. Dieser Umstand war bei Weitem nicht so beängstigend wie Hrathens eigene Vorahnung. Was, wenn Dilaf recht hatte, wenn er versuchte, Hrathen zu verdrängen? Was, wenn Arelon besser dran wäre, wenn Dilaf die Herrschaft übernahm? Dilaf hätte sich keine Sorgen um die Toten gemacht, die eine blutige Revolution mit sich gebracht hätte. Er hätte gewusst, dass die Leute es eines Tages besser hätten mit dem Shu-Dereth, auch wenn ihre Bekehrung am Anfang ein Massaker erforderte.
Dilaf hatte seinen Glauben. Er glaubte an das, was er tat. Was hatte Hrathen?
Da war er sich nicht mehr so sicher.
Kapitel 25 Ich glaube fast, dass sie dieses Essen genauso dringend braucht wie wir«, sagte Raoden und betrachtete die schmächtig gebaute Torena skeptisch. Ahans Tochter hatte ihr rötlich goldenes Haar unter einem schützenden Kopftuch verborgen und trug ein einfaches blaues Kleid - das sie sich wahrscheinlich von einem ihrer Dienstmädchen hatte ausleihen müssen, wenn man an die aufwändige Garderobe der
durchschnittlichen arelischen Adeligen dachte.
    »Seid nett zu ihr«, befahl Sarene, die Raoden eine Kiste von dem Karren herunterreichte. »Sie ist die einzige Frau, die mutig genug ist herzukommen. Auch wenn sie nur zugestimmt hat, weil ich Shuden dazu veranlasst habe, sie zu bitten. Wenn Ihr das Mädchen verschreckt, wird sich keines von den anderen je hier blicken lassen.«
    »Sehr wohl, Eure Hoheit«, sagte Raoden mit einer leichten Verbeugung. Anscheinend hatte ihre Abscheu ihm gegenüber im Laufe der einen Woche, die sie nun zusammen mit ihm Nahrungsmittel verteilte, ein wenig abgenommen, aber sie verhielt sich ihm gegenüber immer noch kalt. Sie reagierte auf seine Kommentare, ja, sie unterhielt sich gar mit ihm, doch sie ließ es nicht zu, dass sie sich anfreundeten.
    Die Woche war unendlich zermürbend gewesen. Die ganze Zeit in Elantris hatte er damit verbracht, sich an das Fremde

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