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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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geistesabwesend. Doch sie musste wieder an Lebensgeist denken und wie auffallend unbarbarisch er sich verhalten hatte. Er hatte die Lords beruhigt, indem er sich leutselig mit ihnen unterhalten hatte, als sei er nicht verdammt und als seien nicht sie es, die ihn weggesperrt hatten. Im Laufe des Nachmittags hatte sie regelrecht Sympathien für ihn entwickelt, obwohl sie die Sorge plagte, er könnte dabei sein, sie hinters Licht zu führen.
Deshalb hatte sie sich gegenüber Lebensgeist gleichgültig, ja beinahe kalt gegeben und hatte sich immer wieder ins Gedächtnis gerufen, dass viele Mörder und Tyrannen, wenn sie wollten, freundlich wirken konnten. Doch ihr Herz verriet ihr, dass dieser Mann aufrichtig war. Er verbarg etwas, wie alle Menschen, doch er wollte Elantris wirklich helfen. Aus irgendeinem Grund schien es ihm überdies besonders am Herzen zu liegen, was Sarene von ihm hielt.
Und auf dem Weg in Richtung ihrer Gemächer kostete es Sarene einige Überredungskunst, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ihr gleichgültig war, was er von ihr hielt.
Kapitel 24
    Hrathen war heiß in seiner blutroten Rüstung mitten im grellen Sonnenschein. Ihn tröstete lediglich der Gedanke, wie beeindruckend er aussehen musste, während er auf der Mauer stand und seine Rüstung in der Sonne glänzte. Natürlich sah niemand zu ihm, denn alle waren damit beschäftigt, der hochgewachsenen teoischen Prinzessin dabei zuzusehen, wie sie ihr Essen verteilte.
    Ihre Entscheidung, Elantris zu betreten, hatte in der Stadt Entsetzen ausgelöst, und die Genehmigung, die der König ihr schließlich erteilt hatte, ebenfalls. Schon früh hatte sich die elantrische Mauer gefüllt, und Adelige wie auch Kaufleute drängten sich auf dem offenen Laufgang oben auf der Mauer. Sie waren mit Mienen gekommen, als würden sie sich einen svordischen Haifischkampf ansehen. Die Leute lehnten sich über die Mauer, um die beste Sicht auf ein Spektakel zu haben, das ihrer Meinung nach in einer schrecklichen Katastrophe enden würde. Die Allgemeinheit ging davon aus, dass die elantrischen Wilden die Prinzessin kurz nach Betreten der Stadt in Stücke reißen würden, um sie anschließend zu verschlingen.
    Resigniert beobachtete Hrathen, wie die Ungeheuer von Elantris ruhig herankamen und nicht die geringsten Anstalten machten, auch nur einen einzigen Wachmann zu verspeisen - geschweige denn die Prinzessin. Seine Dämonen weigerten sich, ihre Rolle zu erfüllen, und er konnte die Enttäuschung in den Gesichtern der Menge lesen. Der Schachzug der Prinzessin war ein Meisterstreich, und sie hatte Hrathens Teufel mit einem Schlag niedergemäht - mit einer tödlichen Waffe namens Wahrheit. Da nun Sarenes persönliche Adelsfreunde ihren Mut unter Beweis gestellt hatten, indem sie Elantris betreten hatten, würde der Stolz die Übrigen zwingen, es ihnen gleichzutun. Der Hass auf Elantris würde sich verflüchtigen, denn die Menschen konnten nichts fürchten, was ihr Mitleid erregte.
    Sobald klar wurde, dass an diesem Tag keine Prinzessin verspeist werden würde, begannen die Leute das Interesse zu verlieren, und einer nach dem anderen schlenderte unzufrieden die vielen Treppenstufen hinunter. Hrathen schloss sich den Leuten an und kletterte die Treppe hinab. Dann richtete er seine Schritte auf die derethische Kapelle in der Stadtmitte von Kae. Da bremste eine Kutsche neben ihm. Hrathen erkannte das Aon an der Seite der Kutsche: Aon Rii.
    Die Kutsche kam zum Stehen, und die Tür ging auf. Hrathen zögerte einen Augenblick, dann stieg er ein und ließ sich gegenüber von Herzog Telrii nieder.
Der Herzog war offensichtlich alles andere als erfreut. »Ich habe Euch wegen dieser Frau gewarnt. Jetzt werden die Leute Elantris niemals hassen. Und wenn sie Elantris nicht hassen, werden sie den Shu-Korath auch nicht hassen.«
Hrathen winkte ab. »Die Bemühungen dieses Mädchens sind belanglos.«
»Das begreife ich nicht.«
»Wie lange kann sie damit fortfahren?«, fragte Hrathen. »Ein paar Wochen, höchstens einen Monat lang? Im Moment sind ihre Ausflüge etwas Neues, aber das wird sich schon bald wieder legen. Ich bezweifle, dass sich in Zukunft viele Adelige bereit erklären werden, sie zu begleiten, selbst wenn sie versuchen sollte, diese Fütterungen beizubehalten.«
»Der Schaden ist geschehen«, meinte Telrii beharrlich.
»Wohl kaum«, sagte Hrathen. »Lord Telrii, ich bin gerade einmal seit ein paar Wochen in Arelon. )a, die Frau hat uns eine Schlappe erteilt, aber

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