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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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vor fünfzehn Jahren angegriffen. Es war möglich, dass Dilaf sich noch aus seiner Kindheit daran erinnern konnte, aber wie hätte er etwas über die Anzahl der Glaubensübertritte wissen sollen?
Der Arteth musste älter sein, als Hrathen angenommen hatte. Viel älter. Hrathen blickte starr vor sich hin, als er Dilafs Gesicht vor seinem geistigen Auge betrachtete. Er hatte Dilaf auf höchstens fünfundzwanzig geschätzt, doch jetzt entdeckte er im Gesicht des Artethen Spuren des Alterns. Allerdings lediglich Spuren. Wahrscheinlich gehörte er zu den wenigen Menschen, die viel jünger aussahen, als sie eigentlich waren. Der »junge« arelische Priester gab sich unerfahren, aber seine Ränke und Intrigen offenbarten eine Reife, die ansonsten verborgen lag. Dilaf war viel abgeklärter und erfahrener, als er sich nach außen hin den Anschein gab.
Aber was hatte das zu bedeuten? Kopfschüttelnd stieß Hrathen die Tür auf und betrat seine Gemächer. Während es Hrathen nicht gelingen wollte, einen angemessenen und dienstgewillten neuen Oberartethen zu finden, wuchs Dilafs Macht über die Kapelle stetig. Drei weitere Männer hatten sich geweigert, den Posten anzutreten. Das war mehr als auffällig. Hrathen war sich sicher, dass Dilaf seine Finger im Spiel hatte.
Er ist älter, als du angenommen hast, dachte Hrathen. Außerdem hat er schon lange Einfluss auf die Priester von Kae gehabt.
Dilaf hatte behauptet, viele der ersten derethischen Gläubigen in Kae stammten ursprünglich aus seiner eigenen Kapelle in Südarelon. Wie lange war es her, dass er nach Kae gekommen war? Fjon war bei Dilafs Ankunft Oberarteth gewesen, doch Fjon hatte schon lange den Vorsitz in der Stadt geführt.
    Dilaf war wahrscheinlich schon seit Jahren in der Stadt. Wahrscheinlich hatte er sich den anderen Priestern angeschlossen, hatte die ganze Zeit über gelernt, sie zu beeinflussen und in ihren Augen an Autorität zu gewinnen. Und Dilafs inbrünstiger Begeisterung für den Shu-Dereth nach zu schließen, hatte er es zweifellos vorgezogen, sich die konservativsten und erfolgreichsten Artethen in Kae zu Freunden zu machen.
    Und das waren genau die Männer, die Hrathen nach seiner Ankunft nicht fortgeschickt hatte. Die weniger hingebungsvollen Männer hatte er nicht in der Stadt gelassen. Dabei hatte es sich bei diesen Leuten gewiss um diejenigen Priester gehandelt, die Dilaf in seinem extremen religiösen Eifer beleidigt oder verletzt hatten. Ohne es zu wissen, hatte Hrathen Dilafs Fraktion in der Kapelle in die Hände gespielt.
    Hrathen setzte sich an seinen Schreibtisch. Diese neue Erkenntnis beunruhigte ihn. Kein Wunder, dass es ihm schwer fiel, einen neuen Oberartethen zu finden. Diejenigen Priester, die übrig geblieben waren, kannten Dilaf gut. Wahrscheinlich hatten sie entweder Angst, einen Posten über ihm anzunehmen, oder sie waren von ihm bestochen worden zurückzutreten.
    Er kann nicht bei allen über solchen Einfluss verfügen, dachte Hrathen entschlossen. Ich muss eben weitersuchen. Letzten Endes wird einer der Priester den Posten annehmen.
Dennoch bereitete ihm Dilafs verblüffende Effektivität Sorgen. Der Arteth hatte Hrathen zwei Dinge voraus. Erstens hatte Dilaf immer noch viele von Hrathens wichtigsten Bekehrten durch die Odivschwüre in seiner Macht. Zweitens wurde die inoffizielle Herrschaft des Artethen über die Kapelle immer ausgeprägter. Da es keinen Oberartethen gab und Hrathen viel Zeit damit verbrachte, Predigten zu halten oder sich mit Adeligen zu treffen, hatte Dilaf nach und nach immer mehr Einfluss auf die Alltagsgeschäfte in der derethischen Kirche Are- Ions gewonnen.
Und abgesehen von all dem stand Hrathen vor einem noch beängstigenderen Problem, dem er sich nicht stellen wollte, das noch schwächender war als Sarenes Witwenprüfung oder Dilafs Kabale. Solchen äußerlichen Kräften konnte Hrathen die Stirn bieten, und er konnte als Sieger aus der Auseinandersetzung hervorgehen.
Doch sein innerliches Wanken war etwas ganz anderes.
Hrathen suchte in seinem Schreibtisch nach einem kleinen Büchlein. Er erinnerte sich noch daran, wie er es ausgepackt und in dem Schreibtisch verstaut hatte - wie schon bei unzähligen anderen Umzügen zuvor. Zwar hatte er seit Jahren keinen Blick mehr hineingeworfen, doch verfügte er über sehr wenige Besitztümer, sodass er nie Veranlassung gehabt hatte, sich des Buches zu entledigen.
Schließlich fand er es. Er blätterte durch die vergilbten Seiten, bis er diejenige gefunden

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