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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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elantrische Lumpenkleidung sowie einen zerfetzten Umhang, den sie aus schmutzigen Stoffen angefertigt hatten, die sie in Elantris gefunden hatten. Der Dula hielt ihm seinen Beutel entgegen, und Raoden tauschte ihn sorgsam gegen einen aus, in dem sich fünfmal so viel wie in den übrigen befand. Der Beutel war so voll, dass es schwer war, ihn mit einer geschwächten Elantrierhand hochzuheben. Galladon nahm den Beutel mit ausgestrecktem Arm entgegen, sodass der Umhang ihn vor zufälligen Blicken verbarg. Dann war er fort und verschwand durch die Menschenmenge.
Saolin, Mareshe und Karata würden ebenfalls kommen und jeweils einen solchen Beutel in Empfang nehmen. Sie würden so viele Lebensmittel wie möglich aufbewahren und den Rest an die Hoed verteilen. Manche der Gefallenen waren in der Lage, Essen zu erkennen, und Raoden hoffte, regelmäßige Nahrungsaufnahme würde ihren Verstand wiederherstellen.
Nur bisher hatte es nicht funktioniert.
Das Tor fiel mit einem lauten Krachen zu. Das Geräusch erinnerte Raoden an seinen ersten Tag in Elantris. Damals war sein Schmerz rein emotionaler Natur gewesen und ohnehin vergleichsweise geringfügig. Hätte er wirklich begriffen, was auf ihn zukam, hätte er sich wahrscheinlich zusammengerollt und sich auf der Stelle den Hoed angeschlossen.
Er drehte sich um und kehrte dem Tor den Rücken zu. Mareshe und Galladon standen in der Mitte des Platzes und blickten auf mehrere Kisten hinab, die Sarene zurückgelassen hatte, in Erfüllung Karatas letzter Forderungen.
»Bitte sagt mir, dass Ihr ein Mittel gefunden habt, die Dinger zu transportieren«, sagte Raoden, als er sich zu seinen Freunden gesellte. Die letzten paar Male hatten sie eine Kiste nach der anderen bis nach Neu-Elantris schleppen müssen, und ihre schwächlichen elantrischen Muskeln hatten aufgrund der Anstrengung geschmerzt.
»Natürlich«, sagte Mareshe mit gerümpfter Nase. »Zumindest sollte es funktionieren.«
Der kleine Mann zog ein dünnes Blech hinter einem Trümmerhaufen hervor. Alle vier Seiten waren leicht nach oben gewölbt, und an der Vorderseite waren drei Seile befestigt.
»Ein Schlitten?«, fragte Galladon.
»An der Unterseite eingefettet«, erklärte Mareshe. »Ich habe in ganz Elantris keine Räder auftreiben können, die nicht entweder rostig oder morsch waren. Aber das hier müsste funktionieren. Die Schleimschicht auf den Straßen sollte dafür sorgen, dass der Schlitten darüber hinweggleiten kann.«
Galladon stieß ein Grunzen aus. Offensichtlich verbiss er sich einen sarkastischen Kommentar. Egal, wie schlecht Mareshes Schlitten funktionieren würde, es konnte nicht schlimmer sein, als ein Dutzend Male zwischen dem Tor und der Kapelle hin- und herzulaufen.
Im Grunde funktionierte der Schlitten sogar relativ gut. Nach einer Weile ging jedoch die Fettschicht verloren, und die Straßen wurden zu schmal, als dass sich sämtliche Stellen aufgebrochenen Kopfsteinpflasters hätten umgehen lassen. Und selbstverständlich gestaltete es sich schwieriger, den Schlitten die schleimfreien Straßen von Neu-Elantris entlangzuziehen. Insgesamt musste aber selbst Galladon zugeben, dass der Schlitten ihnen viel Zeit sparte. »Endlich hat er einmal etwas Nützliches gemacht«, knurrte der Dula, nachdem sie vor der Kapelle angekommen waren.
Mareshe schnaubte gleichgültig, doch Raoden blieb die Freude in seinen Augen nicht verborgen. Galladon weigerte sich stur, die Findigkeit des kleinen Mannes anzuerkennen. Der Dula sagte, er wolle Mareshes Ego nicht noch weiter aufblasen, obwohl Raoden der Meinung war, dass das ohnehin nicht möglich war.
»Sehen wir einmal, was die Prinzessin uns diesmal hat zukommen lassen«, sagte Raoden und stemmte die erste Kiste auf.
»Pass auf, falls da Schlangen drin sind«, warnte Galladon.
Lachend ließ Raoden den Deckel auf das Kopfsteinpflaster fallen. Die Kiste enthielt etliche Stoffballen, die alle von einem ekelhaft grellen Orange waren.
Galladon blickte finster drein. »Sule, das ist bestimmt die hässlichste Farbe, die ich in meinem ganzen Leben zu Gesicht bekommen habe.«
»Stimmt«, meinte Raoden lächelnd.
»Du wirkst nicht sehr enttäuscht.«
»Och, ich bin voller Empörung«, sagte Raoden. »Es macht mir nur Spaß zu sehen, auf welche Weise sie es schafft, uns eins auszuwischen.«
Mit einem Ächzen trat Galladon an die zweite Kiste, während Raoden eine Ecke des Stoffes emporhielt und abwägend betrachtete. Galladon hatte recht, es war eine besonders schreiende Farbe. Die

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