Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
sagte Dilaf, »geht man mit Ketzern um.«
Entsetzt drehte sich Hrathen vom Fenster weg. »Ihr metzelt die gesamte Stadt nieder, Dilaf! Was soll das? Wo liegt da der Ruhm Jaddeths?«
»Hinterfragt mich nicht!«, schrie Dilaf, dessen Augen funkelten. Sein lodernder Eifer hatte sich endlich freie Bahn gebrochen.
Hrathen wandte sich ab. Von sämtlichen Titeln in der Hierarchie der derethischen Kirche standen nur zwei über dem des Gyorns: der jeweilige Wyrn und die Gragdeten, die Klostervorsteher. Gewöhnlich rechnete man die Gragdeten nicht mit, weil sie im Allgemeinen kaum etwas mit der Welt außerhalb ihrer Klostermauern zu tun hatten. Anscheinend hatte sich das geändert.
Hrathen ließ den Blick über Dilafs bloße Brust wandern und betrachtete die unnatürlichen Muster, die sich schon immer unter der Artethenkleidung verborgen hatten. Hrathen wurde übel angesichts der Linien und Krümmungen, die wie Krampfadern unter der Haut des Mannes verliefen. Es waren Knochen, das wusste Hrathen - harte, unnachgiebige Knochen. Dilaf war nicht einfach nur ein Mönch, und er war nicht einfach nur ein Gragdet. Er war Mönch und Gragdet des berüchtigtsten Klosters in ganz Fjorden. Dakhor. Der Knochenorden.
Die Gebete und Beschwörungen, die benutzt wurden, um in Dakhor Mönche zu erschaffen, waren geheim. Noch nicht einmal den Gyornen waren sie bekannt. Ein paar Monate nach der Aufnahme eines Jungen in das Kloster Dakhor fingen seine Knochen an zu wachsen und sich zu verbiegen. Irgendwie stattete jedes der unterschiedlichen Muster den Betreffenden mit Fähigkeiten wie gesteigerter Schnelligkeit und Stärke aus.
Schreckliche Bilder zuckten in Hrathens Geist auf. Bilder von Priestern, die über ihm sangen; Erinnerungen an unglaubliche Schmerzen, die sich in seinem Innern erhoben, die Schmerzen, als seine Knochen sich zu verändern begannen. Es war zu viel gewesen - die Dunkelheit, die Schreie, die Qualen. Hrathen hatte Dakhor nach nur wenigen Monaten hinter sich gelassen, um einem anderen Kloster beizutreten.
Doch die Albträume und Erinnerungen hatte er nicht hinter sich gelassen. Dakhor vergaß man nicht einfach so.
»Ihr seid also die ganze Zeit über fjordellisch gewesen?«, flüsterte Hrathen.
»Ihr habt niemals Verdacht geschöpft, nicht wahr?«, fragte Dilaf mit einem Lächeln. »Es hätte Euch klar sein müssen. Es ist viel leichter, einen Arelenen nachzuahmen, der Fjordellisch spricht, als es für einen echten Mann aus Arelon ist, die Heilige Sprache so perfekt zu beherrschen.«
Hrathen neigte das Haupt. Seine Pflicht war klar. Dilaf stand in der Hierarchie über ihm. Er wusste nicht, wie viele Jahre Dilaf schon in Arelon gewesen war, denn die Leute aus Dakhor wurden ungewöhnlich alt. Doch es war offenkundig, dass Dilaf Kaes Zerstörung von sehr langer Hand geplant hatte.
»Ach, Hrathen«, sagte Dilaf mit einem Lachen. »Ihr habt Euren Platz nie wirklich begriffen, oder? Der Wyrn hat Euch nicht geschickt, um Arelon zu bekehren.«
Überrascht blickte Hrathen auf. Er besaß einen Brief vom Wyrn, der das Gegenteil besagte.
»Ja, ich weiß von Euren Anweisungen, Gyorn«, meinte Dilaf. »Lest den Brief bei Gelegenheit noch einmal. Der Wyrn hat Euch nicht zum Bekehren nach Arelon geschickt, sondern damit Ihr das Volk von seinem bevorstehenden Untergang in Kenntnis setzt. Ihr seid eine Ablenkung gewesen, damit Leute wie Eventeo ihre Aufmerksamkeit auf Euch richteten, während ich die Invasion der Stadt vorbereitete. Ihr habt Eure Aufgabe perfekt erfüllt.«
»Ablenkung ...?«, fragte Hrathen. »Aber die Menschen ...«
»Sollten nie gerettet werden, Hrathen«, sagte Dilaf. »Es lag immer in der Absicht des Wyrns, Arelon zu zerstören. Er benötigt solch einen Sieg, um sicherzustellen, dass er die anderen Länder in seiner Macht hat. Trotz Eurer Anstrengungen ist unsere Kontrolle über Duladel nur schwach ausgeprägt. Die Welt muss wissen, was mit denjenigen geschieht, die Jaddeth lästern.«
»Diese Menschen lästern nicht«, sagte Hrathen, in dem Zorn aufstieg. »Sie kennen Jaddeth noch nicht einmal! Wie können wir von ihnen erwarten, gottgefällig zu sein, wenn wir ihnen noch nicht einmal die Gelegenheit gegeben haben zu konvertieren?«
Blitzschnell versetzte Dilaf Hrathen eine Ohrfeige. Hrathen torkelte rückwärts. Seine Wange brannte von dem Schlag, den eine unnatürlich starke Hand geführt hatte, die mithilfe zusätzlicher Knochen verhärtet war.
»Ihr vergesst, mit wem Ihr sprecht, Gyorn!«, fuhr Dilaf ihn an. »Dieses

Weitere Kostenlose Bücher