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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Sarene nahm die auf Fjordellisch gesprochenen Worte kaum zur Kenntnis.
»Und die anderen?«, fragte ein Mönch.
»Treibt sie mit den restlichen Bewohnern dieser verfluchten Stadt hier zusammen und bringt sie dann nach Elantris«, sagte Dilaf. »Die Elantrier werdet Ihr in der Nähe der Stadtmitte antreffen, an einem Ort, der ein wenig sauberer wirkt.«
»Wir haben sie gefunden, mein Gragdet«, sagte der Mönch. »Unsere Männer sind bereits zum Angriff übergegangen.«
»Ah, gut«, zischte Dilaf freudig. »Sammelt aber auf jeden Fall die Leichen ein. Elantrier sterben nicht so leicht wie normale Menschen, und wir wollen keinen entkommen lassen.«
»Sehr wohl, mein Gragdet.«
»Wenn Ihr alle an einem Ort habt, Leichen, Elantrier und zukünftige Elantrier, dann sprecht die Worte der Reinigungsriten. Anschließend verbrennt alle.«
»Sehr wohl, mein Gragdet.« Der Krieger neigte den Kopf.
»Kommt, Hrathen«, sagte Dilaf. »Ihr werdet mich nach Teod begleiten.«
Sarene verfiel in eine ungläubige Starre, als man sie fortschleifte. Sie blickte zu Raoden zurück, bis seine zusammengesackte Gestalt in der Nacht nicht mehr zu erkennen war.
Kapitel 60
    Galladon verbarg sich in den Schatten und regte sich nicht, bis der Gyorn und seine eigenartigen Gefährten mit den nackten Oberkörpern fort waren. Dann gab er Karata einen Wink und kroch auf Raoden zu. »Sule?«
Raoden rührte sich nicht.
    »Doloken, Sule!« Galladon verschlug es vor Emotion die Stimme. »Tu mir das nicht an!«
Raodens Mund entrang sich ein Geräusch, und Galladon beugte sich eifrig vor und lauschte.
»Versagt...«, flüsterte Raoden. »Meine Liebste im Stich gelassen. Versagt...« Das Mantra der Gefallenen. Raoden hatte sich den Hoed angeschlossen.
Galladon sank auf das harte Kopfsteinpflaster. Er zitterte am ganzen Leib, während er tränenlos weinte. Die vergangene Stunde war entsetzlich gewesen. Galladon und Karata hatten in der Bibliothek versucht auszutüfteln, wie sie die Leute aus Elantris fortschaffen sollten. Selbst aus der Entfernung hatten sie die Schreie vernommen, doch als sie Neu-Elantris erreicht hatten, waren dort nur noch Hoed gewesen. Soviel Galladon wusste, waren Karata und er die letzten beiden Elantrier, die noch bei Bewusstsein waren.
Karata legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Galladon, wir sollten gehen. Dieser Ort ist nicht sicher.«
»Nein.« Galladon erhob sich mühsam. »Ich habe ein Versprechen einzulösen.« Er blickte zu dem Berghang kurz vor Kae empor, einen Hang, an dem es einen ganz besonderen Tümpel gab. Dann bückte er sich, band Raoden seine Jacke über die Wunde und hob sich den Freund auf die Schultern.
»Raoden hat mich schwören lassen, dass ich ihm Frieden schenken würde«, sagte Galladon. »Sobald ich mich um ihn gekümmert habe, werde ich das Gleiche für mich tun. Wir sind die Letzten, Karata. Auf dieser Welt gibt es keinen Platz mehr für uns.«
Die Frau nickte. Dann nahm sie einen Teil von Raodens Last auf sich. Gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg, der sie zum ewigen Vergessen führen würde.
Lukel wehrte sich nicht. Es hatte keinen Sinn. Bei seinem Vater sah die Sache jedoch völlig anders aus. Es bedurfte dreier Fjordeller, um Kiin zu fesseln und auf ein Pferd zu werfen - und selbst dann gelang es dem massigen Mann noch, dem einen oder anderen vorübergehenden Fjordeller gegen den Kopf zu treten. Letzten Endes verfiel einer der Soldaten auf den Gedanken, ihm einen Schlag mit einem Stein auf den Hinterkopf zu versetzen, und Kiin rührte sich nicht mehr.
Lukel behielt seine Mutter und seine Ehefrau dicht bei sich, als die Krieger sie auf Elantris zutrieben. Es war eine lange Menschenschlange - Adelige, die man aus allen Winkeln Kaes geholt hatte. Ihre Kleidung war zerlumpt, die Gesichter verwirrt. Soldaten behielten die Gefangenen wachsam im Auge - als habe irgendwer den Mut oder die Energie übrig, einen Fluchtversuch zu wagen. Die meisten Menschen hoben noch nicht einmal den Blick, während man sie durch die Straßen trieb.
Verängstigt klammerten sich Kaise und Daorn an Lukel fest, die Augen weit aufgerissenen. Sie taten Lukel am meisten leid, weil sie so jung waren. Adien ging hinter ihm her, anscheinend völlig sorglos. Er zählte langsam die Schritte mit. »Dreihundertsiebenundfünfzig, dreihundertachtundfünfzig, drei- hundertneunundfünfzig ...«
Lukel wusste, dass sie auf dem Weg zu ihrer eigenen Hinrichtung waren. Er sah die Leichen, die die Straßen säumten, und begriff, dass es den

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