Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Sarene und ihrem Begleiter die Zwangslage aufging, in der sie sich befanden. Kurz darauf sprang ein Dakhorer vom Dach, die sich wehrende Prinzessin in seinen Armen.
»Hrathen, holt mir Euer Seon«, befahl Dilaf.
Gehorsam öffnete Hrathen die metallene Kiste und ließ die Lichtkugel frei schweben. Er fragte erst gar nicht, woher der Mönch von dem Seon wusste. Die Dakhorer waren die LiebIingskrieger des Wyrns, und ihr Anführer musste in viele seiner Geheimnisse eingeweiht sein.
»Seon, ich möchte mit König Eventeo sprechen«, sagte Dilaf.
Das Seon gehorchte. Bald zerschmolz das Licht zu dem Kopf eines übergewichtigen Mannes mit stolzem Gesicht.
»Ich kenne Euch nicht«, sagte Eventeo. »Wer ruft mich mitten in der Nacht?«
»Ich bin der Mann, der Eure Tochter in seiner Gewalt hat, König.« Dilaf stieß Sarene in die Rippen. Gegen ihren Willen heulte die Prinzessin auf.
Eventeos Kopf fuhr herum, als suche er den Ursprung des Geräusches, obwohl er selbstverständlich außer Dilafs Gesicht nichts sehen konnte. »Wer seid Ihr?«
»Ich bin Dilaf. Der Gragdet des Klosters Dakhor.«
»Gütiger Domi ...«, flüsterte Eventeo.
Dilafs Augen verengten sich zu Schlitzen, und er lächelte boshaft. »Ich dachte, Ihr seid zu unserem Glauben übergetreten, Eventeo. Egal. Weckt Eure Soldaten und versammelt sie auf Euren Schiffen. Ich werde in einer Stunde in Teod eintreffen, und wenn sie nicht bereit sind, sich in aller Form zu ergeben, werde ich das Mädchen umbringen.«
»Vater, nein!«, schrie Sarene. »Man kann ihm nicht trauen!«
»Sarene?«, fragte Eventeo besorgt.
»Eine Stunde, Eventeo«, sagte Dilaf. Dann fuhr er herablassend mit der Hand durch die Luft. Das verwirrte Gesicht des
Königs zerschmolz und nahm wieder die glatte, runde Gestalt eines Seons an.
»Ihr werdet die Teonen ebenfalls umbringen«, sagte Hrathen auf Fjordellisch.
»Nein«, sagte Dilaf. »Andere werden diese Hinrichtungen vornehmen. Ich werde lediglich ihren König umbringen und dann Teods Schiffe verbrennen, zusammen mit den Seeleuten an Bord. Wenn die Kriegsflotte erst einmal beseitigt ist, können die Heere des Wyrns an der teoischen Küste an Land gehen und Teod als Demonstrationsobjekt der Allmacht des Wyrns benutzen.«
»Es ist unnötig, wisst Ihr«, sagte Hrathen, den Übelkeit beschlichen hatte. »Ich hatte ihn in der Tasche. Eventeo war längst mein.«
»Er mag übergetreten sein, Hrathen«, sagte Dilaf, »aber Ihr seid ein Tor, wenn Ihr denkt, er hätte unsere Truppen auf seinem Boden landen lassen.«
»Ihr seid ein Ungeheuer«, flüsterte Hrathen. »Ihr wollt zwei Königreiche niedermetzeln, um Eure Paranoia zu lindern. Was ist geschehen, dass Ihr Elantris so sehr hasst?«
»Genug!«, rief Dilaf. »Glaubt nicht, ich würde zögern, Euch umzubringen, Gyorn. Die Dakhorer stehen über dem Gesetz!« Der Mönch starrte Hrathen mit drohendem Blick an. Dann beruhigte er sich langsam und atmete tief durch, als seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Gefangenen fiel.
Der immer noch orientierungslose Raoden stolperte auf seine Ehefrau zu, die von einem stillen Mönch aus Dakhor festgehalten wurde. Der Prinz streckte ihr bebend den Arm entgegen.
»Oh«, sagte Dilaf, der sein Schwert zückte. »Euch habe ich ganz vergessen.« Er lächelte boshaft, als er Raoden die Klinge in den Magen stieß.
Der Schmerz überkam Raoden wie eine jähe Welle des Lichts. Er hatte die Klinge noch nicht einmal auf sich zukommen sehen.
Doch er spürte sie. Stöhnend sackte er in die Knie. Die Qualen waren unvorstellbar, selbst für jemanden, der seit zwei Monaten unter stetig wachsenden Schmerzen litt. Er konnte das Dor spüren. Es fühlte sich ... nah an.
Es war zu viel. Die Frau, die er liebte, schwebte in Gefahr, und er konnte nichts dagegen tun. Der Schmerz, das Dor, sein Versagen ... Die Seele, die Raoden war, wurde von der versammelten Last niedergedrückt und stieß ein letztes resigniertes Seufzen aus. Danach war da kein Schmerz mehr, denn es gab kein Selbst mehr. Da war nichts.
Sarene schrie, als Raoden zu Boden stürzte. Sie konnte die Pein in seinem Gesicht sehen und spürte das Schwert, als habe man ihr damit in den Magen gestoßen. Ihr lief ein eiskalter Schauder über den Rücken, und sie weinte, während Raoden einen Augenblick lang gegen sein Schicksal ankämpfte. Dann ... hörte er einfach auf.
»Versagt ...«, flüsterte Raoden, dessen Lippen das Mantra eines Hoed formten. »Meine Liebste im Stich gelassen. Versagt ...«
»Bringt sie her«, sagte Dilaf.

Weitere Kostenlose Bücher