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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Fjordellern nicht ums Erobern ging. Sie waren hier, um ein Blutbad anzurichten, und kein Blutbad wäre vollendet, solange es noch Opfer gab, die am Leben waren.
Er überlegte sich, ob er Widerstand leisten sollte, ob er sich in einem hoffnungslosen heroischen Akt ein Schwert greifen sollte. Doch zu guter Letzt trottete er einfach nur mit den Übrigen weiter. Er wusste, dass er sterben würde, und er wusste, dass er nichts dagegen tun konnte. Er war kein Krieger. Er konnte nur hoffen, dass es schnell ginge.
Hrathen stand neben Dilaf. Wie befohlen, stand er völlig reglos da. Sie hatten einen Kreis gebildet: fünfzig Dakhorer, Sarene und Hrathen, mit einem einzelnen Mönch in der Kreismitte. Die Dakhorer hoben die Hände, und die Männer links und rechts von Hrathen legten ihm je eine Hand auf die Schulter. Sein Herz fing zu hämmern an, als die Männer aufleuchteten und die Knocheninschriften unter ihrer Haut zu strahlen begannen. Ihn überkam ein Zittern, dann verschwand Kae um sie her.
Sie tauchten in einer ihm unbekannten Stadt wieder auf. Die Häuser am Rand einer nahe gelegenen Straße waren hoch und miteinander verbunden, im Gegensatz zu Kae mit seinen einzeln stehenden, niedrigen Bauten. Sie waren in Teod angekommen.
Die Gruppe stand immer noch im Kreis, aber Hrathen bemerkte, dass der Mann in der Mitte jetzt fehlte. Hrathen erschauderte, als ihn Bilder aus seiner Jugend heimsuchten. Der Mönch in der Mitte war Brennstoff gewesen. Sein Fleisch und seine Seele waren verbrannt - ein Opfer, um im Gegenzug augenblicklich nach Teod transportiert zu werden.
Dilaf trat vor und führte seine Männer die Straße entlang. Soweit Hrathen es beurteilen konnte, hatte Dilaf den Großteil seiner Mönche mitgenommen und Arelon in den Händen gewöhnlicher fjordellischer Soldaten gelassen, mit ein paar Dakhorern als Aufsehern. Arelon und Elantris waren besiegt. Die nächste Schlacht wurde in Teod geschlagen. In Dilafs Augen konnte Hrathen sehen, dass der Mönch erst zufrieden wäre, wenn jeder einzelne Mensch aonischer Herkunft tot war.
Dilaf wählte ein Gebäude mit flachem Dach und gab seinen Männern ein Zeichen hinaufzuklettern. Es fiel ihnen nicht schwer. Ihre gesteigerte Stärke und Beweglichkeit halfen ihnen dabei, Flächen hinaufzuspringen und emporzuklettern, die kein normaler Mensch erklimmen konnte. Hrathen wurde hochgehoben und über die Schulter eines Mönches geworfen, und der Boden schien zu verschwinden, als er die Häuserwand hinaufgeschleppt wurde - und das ohne die geringsten Schwierigkeiten, obwohl er seine Rüstung trug. Die Dakhorer waren unnatürliche Monstren, doch ihre Kraft gebot dennoch eine gewisse Ehrfurcht.
Der Mönch ließ Hrathen unsanft auf das Dach fallen, sodass Hrathens Rüstung auf dem steinernen Boden schepperte. Als der Gyorn mühsam aufstand, traf sich sein Blick mit dem der Prinzessin. In Sarenes Gesicht spiegelte sich wilder Hass wider. Sie gab natürlich ihm die Schuld. Ihr war nicht bewusst, dass Hrathen in gewisser Weise genauso ein Gefangener wie sie selbst war.
Dilaf stand am Rand des Daches und ließ den Blick über die Stadt schweifen. Zahlreiche Schiffe hielten auf die gewaltige Bucht von Teod zu.
»Wir sind zu früh«, sagte Dilaf und ging in die Hocke. »Wir werden abwarten.«
Galladon konnte sich beinahe einbilden, die Stadt läge friedlich da. Er stand auf einem Felsblock an dem Berghang und beobachtete, wie die Morgendämmerung langsam über Kae glitt, als zöge eine unsichtbare Hand die dunklen Schatten fort. Beinahe gelang es ihm, sich einzureden, dass die Rauchschwaden von Kaminen stammten und nicht von aschgrauen Häuserruinen. Um ein Haar konnte er glauben, dass es sich bei den Tupfern, die die Straßen säumten, nicht um Leichen handelte, sondern um Büsche oder Kisten, dass das karmesinrote Blut auf den Straßen lediglich eine Sinnestäuschung war, welche die Strahlen der frühen Morgensonne ihm vorgaukelten.
Galladon wandte sich von der Stadt ab. Kae mochte friedlich sein, aber es war kein heiterer Friede, sondern die Stille, die mit dem Tod kam. Es nützte nichts, sich etwas anderes zu erträumen. Ohne diesen Hang zur Selbsttäuschung hätte er sich vielleicht gar nicht erst von Raoden aus der elantrischen Gosse ziehen lassen. Er hätte nicht hingenommen, dass der einfach gestrickte Optimismus eines einzelnen Mannes ihm den Verstand benebelte. Er hätte nicht zu glauben begonnen, dass das Leben in Elantris aus etwas anderem als Schmerz bestehen könnte. Er hätte

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