Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
trotz des Sturzes. Und ich habe sie verbrannt. Sie hat nie zu schreien aufgehört. Sie schreit noch immer. Ich kann sie hören. Sie wird schreien, bis Elantris verschwunden ist.«
Sie erreichten den Kamm, hinter dem sich der Tümpel befand, und Galladon legte Raoden ab. Der Prinz sackte träge gegen den Fels. Sein Kopf hing leicht zur Seite, und seine Augen starrten, ohne zu sehen, auf die Stadt Kae hinab. Galladon lehnte sich gegen den Felsen ein Stück oberhalb der Tür zu dem Tunnel, der nach Elantris hinabführte. Karata kauerte sich erschöpft neben ihn. Sie würden einen kurzen Augenblick abwarten und sich dann dem Vergessen anheimgeben.
Als das Holz aufgeschichtet war, begannen die Soldaten einen neuen Haufen zu errichten - dieser bestand allerdings aus Leichen. Die Soldaten durchsuchten die Stadt nach Leichen von Elantriern, die ermordet worden waren. Während Lukel mit ansah, wie der Leichenberg anwuchs, traf ihn eine Erkenntnis: Sie waren gar nicht alle tot. Ja, der Großteil war noch am Leben!
Die meisten hatten so schwere Verletzungen davongetragen, dass Lukel beim bloßen Anblick schlecht wurde, doch ihre Arme und Beine zuckten dennoch, und ihre Lippen bewegten sich. Elantrier, dachte Lukel staunend, die Toten, deren Geist immer weiterlebt.
Der Leichenberg wuchs immer höher. Da waren Hunderte, all die Elantrier, die sich im Laufe von zehn Jahren in der Stadt angesammelt hatten. Keiner von ihnen leistete Widerstand. Sie ließen sich einfach auf einen Haufen werfen, die Augen gleichgültig, bis der Leichenberg den Holzhaufen überragte.
»Siebenundzwanzig Schritte bis zu den Leichen«, flüsterte Adien unvermittelt und entfernte sich von der Gruppe Adeliger. Lukel streckte die Hand nach seinem Bruder aus, doch es war zu spät.
Ein Soldat brüllte Adien an, zu den anderen zurückzukehren. Adien reagierte nicht. Wütend hieb der Soldat mit dem Schwert auf Adien ein und hinterließ eine klaffende Wunde in dessen Brust. Adien geriet ins Straucheln, ging aber weiter. Aus der Wunde floss kein Blut. Mit weit aufgerissenen Augen sprang der Soldat zurück und machte ein Zeichen gegen das Böse. Adien trat auf den Haufen mit Elantriern zu und ließ sich niederfallen. Dann blieb er reglos liegen.
Adiens fünf Jahre altes Geheimnis war gelüftet. Er hatte sich den Seinen angeschlossen.
»Ich kann mich noch an Euch erinnern, Hrathen.« Dilaf lächelte jetzt. Sein Grinsen war hinterhältig und dämonisch. »Ich kann mich noch an Euch als Jungen erinnern, als Ihr zu uns kamt. Es war kurz bevor ich nach Arelon aufgebrochen bin. Damals hattet Ihr Angst, so wie jetzt auch. Ihr seid vor uns davongelaufen, und ich habe es zufrieden mit angesehen. Ihr wart nie dazu bestimmt, ein Dakhorer zu sein. Ihr seid viel zu schwach.«
Hrathen lief ein kalter Schauder über den Rücken. »Ihr wart dort?«
»Damals war ich schon Gragdet«, sagte Dilaf. »Könnt Ihr Euch noch an mich erinnern?«
Dann, als Hrathen in die Augen des Mannes blickte, blitzte eine Erinnerung in ihm auf. Er erinnerte sich an böse Augen im Körper eines großen, unbarmherzigen Mannes. Er erinnerte sich an Beschwörungen. Er erinnerte sich an Feuer. Er erinnerte sich an Schreie - seine Schreie - und ein Gesicht, das über ihm schwebte. Es waren die gleichen Augen.
»Ihr!«, stieß Hrathen keuchend hervor.
»Ihr erinnert Euch.«
»Ich erinnere mich«, sagte Hrathen, den eine dumpfe Kälte überkam. »Euretwegen bin ich damals gegangen. Während meines dritten Monats habt Ihr von einem Eurer Mönche verlangt, seinen Zauber einzusetzen, um Euch zum Palast des Wyrns zu befördern. Der Mönch gehorchte und opferte sein Leben, um Euch über eine Entfernung zu transportieren, die Ihr in einer Viertelstunde zu Fuß hättet zurücklegen können.«
»Absoluter Gehorsam ist ein Muss, Hrathen«, flüsterte Dilaf. »Gelegentliche Prüfungen und Exempel verschaffen einem die Loyalität der Übrigen.« Dann hielt er inne und ließ den Blick über die Bucht schweifen. Die teoische Kriegsflotte hatte angelegt und wartete ab, wie Dilaf es angeordnet hatte. Hrathen sah zum Horizont und konnte etliche dunkle Flecke erkennen: Mastspitzen. Das Heer des Wyrns befand sich im Anzug.
»Kommt«, befahl Dilaf, der sich erhob. »Wir sind erfolgreich gewesen. Die teoische Kriegsflotte hat angelegt. Sie werden nicht in der Lage sein, unsere Flotte an einer Landung zu hindern. Es bleibt nur mehr eine einzige Sache zu bewerkstelligen. Der Tod König Eventeos.«
Eine Vision stieg in Raodens

Weitere Kostenlose Bücher