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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nicht zu hoffen gewagt.
Leider hatte er Raoden Gehör geschenkt. Wie ein Rulo hatte er sich Raodens Träumen hingegeben. Einst war er der Meinung gewesen, nie wieder Hoffnung empfinden zu können. Er hatte sie weit fortgescheucht, weil er ihren unbeständigen Gaukelbildern misstraute. Dabei hätte er es belassen sollen. Ohne Hoffnung hätte er sich keine Sorgen machen müssen, enttäuscht zu werden.
»Doloken, Sule«, murmelte Galladon mit einem Blick auf den unbeseelten Raoden, »da hast du mir ein ganz schönes Durcheinander eingebrockt.«
Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass er noch immer hoffte. Das Licht, das Raoden entfacht hatte, flackerte weiterhin in Galladons Brust, egal wie sehr er versuchte, es auszutreten. Die Bilder der Zerstörung von Neu-Elantris waren noch frisch in seinem Gedächtnis. Mareshe mit einem gewaltigen ausgefransten Loch mitten in der Brust. Der stille Kunsthandwerker Taan, dessen Gesicht unter einem großen Stein zertrümmert lag, aber dessen Finger immer noch zuckten. Der alte Kahar - der ganz Neu-Elantris praktisch im Alleingang gesäubert hatte -, dem ein Arm und beide Beine fehlten.
Galladon hatte inmitten des Gemetzels gestanden und geschrien, weil Raoden sie im Stich gelassen hatte. Ihr Prinz hatte sie für Sarene verraten.
Und trotzdem hoffte er noch immer.
Sie war wie ein kleines Nagetier, das verängstigt von all dem Zorn, der Wut und Verzweiflung in einem Winkel seiner Seele kauerte. Doch jedes Mal, wenn er die Hoffnung packen wollte, entwischte sie in einen anderen Teil seines Herzens. Das war der Grund gewesen, warum er die Toten zurückgelassen hatte und auf der Suche nach Raoden aus Elantris hervorgekrochen war. Aus irgendeinem völlig irrationalen Grund hatte er immer noch geglaubt, der Prinz könne alles wieder gutmachen. Du bist der Narr, Galladon! Nicht Raoden, schalt Galladon sich verbittert. Er konnte nicht anders, denn so war er nun einmal. Aber du hast es besser gewusst. Dennoch hoffte er. Ein Teil von Galladon glaubte immer noch, dass Raoden alles wieder in Ordnung bringen würde. Dies war der Fluch, mit dem sein Freund ihn belegt hatte, der böse Keim des Optimismus, der sich einfach nicht entwurzeln ließ. Galladon empfand immer noch Hoffnung, und das würde wahrscheinlich bis zu dem Augenblick so bleiben, in dem er sich in den Tümpel gleiten ließ.
    Wortlos nickte Galladon Karata zu, und sie hoben Raoden auf. Sie waren bereit für die letzten paar Meter bis zu dem Teich. In wenigen Minuten würde er sowohl Hoffnung als auch Verzweiflung los sein.
    Elantris lag im Dunkeln da, obwohl die Morgendämmerung längst hereingebrochen war. Die hohen Mauern warfen ihre Schatten und ließen kein Tageslicht durch, sodass die Nacht noch ein paar Augenblicke länger währte. Hierher, an die eine Seite des breiten Eingangsplatzes, brachten die Soldaten Lukel und die anderen Adeligen. Eine weitere Gruppe Fjordeller errichtete einen riesigen Holzhaufen, indem sie Teile von Häusern und Möbelstücke in die Stadt schleppten.
    Überraschenderweise waren nur sehr wenige der eigenartigen Dämonenkrieger zugegen. Nur drei beaufsichtigten die Arbeiten. Bei den übrigen Männern handelte es sich um normale Soldaten, deren rote Wappenröcke über den Rüstungen sie als derethische Mönche auswiesen. Sie arbeiteten rasch, ohne je in Richtung der Gefangenen zu blicken. Anscheinend dachten sie lieber nicht darüber nach, wozu das Holz benutzt werden würde.
    Lukel versuchte ebenfalls nicht darüber nachzudenken.
Jalla schmiegte sich dicht an ihn. Sie zitterte angstvoll am ganzen Leib. Lukel hatte sie zu überreden versucht, aufgrund ihres svordischen Blutes ihre Freiheit zu erflehen, aber sie hatte sich geweigert. Sie war so still und sanft, dass manch einer sie fälschlicherweise für schwach hielt; aber jeder, der sie so sähe, wie sie freiwillig bei ihrem Ehemann blieb, auch wenn es den sicheren Tod bedeutete, hätte seinen Irrtum schnell eingesehen. Unter all den Geschäften, Verträgen und Preisen, die Lukel je für sich hatte verbuchen können, war Jallas Herz bei Weitem das wertvollste Gut.
Seine Familie drängte sich dicht an ihn. Da Kiin bewusstlos war, konnten sich Daora und die Kinder an niemanden sonst wenden. Nur Adien stand allein da und starrte zu dem Holzhaufen hinüber. Er murmelte immer wieder eine Zahl vor sich hin.
Lukel suchte die Gruppe Adeliger ab. Er versuchte zu lächeln und die anderen aufzumuntern, obgleich er selbst kaum Hoffnung empfand. Elantris

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